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Der Vorhang fällt. Den Blick in die Zukunft will „Localize“ nicht wagen.

© Elena Arbter

"Localize"-Festival in Potsdam 2015: Es ist vorbei

Das "Localize"-Festival, das in diesem Jahr leerstehenden Häusern in Drewitz künstlerisches Leben einhauchte, steht vor dem Aus. Dabei ist es wert, gerettet zu werden, meint PNN-Autorin Ariane Lemme.

Potsdam - Das „Localize“-Festival ist am Sonntag zu Ende gegangen. Nicht nur für die kommenden zwölf Monate, so wie in den vergangenen acht Jahren – sondern wohl für immer. „Wir würden gerne weitermachen“, sagt Initiatorin Anja Engel. „Aber so intensives Ehrenamt muss man sich leisten können.“ Tatsächlich hat sich das Festival, das 2008 als Projekt der Studiengänge Europäische Medienwissenschaften, Kulturwissenschaften und verschiedener Fakultäten der Fachhochschule begann, inzwischen professionalisiert.

Weniger Geld für das "Localize"-Festival in Potsdam

Allerdings nur inhaltlich – die Fördersituation hat sich eher verschlechtert. Denn aus den Töpfen für studentische Projekte sind sie inzwischen herausgewachsen. Unterstützt wurden die Festivalmacher diesmal von der Pro Potsdam und dem Kulturministerium. Rund 25.000 Euro kosteten Künstler, Technik und Infrastruktur – die Macher selbst haben wie immer ehrenamtlich gearbeitet.

„Für Politisches, Lobbyarbeit, Fundraising hatten wir bisher einfach keine Zeit“, sagt Anja Engel – eben auch deshalb, weil sie den Rest des Jahres ja irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Und es ist ja klar: Solange ein feines Festival auch so funktioniert, gibt es keinen Grund, da von öffentlicher Seite etwas mehr Geld reinzustecken.

Ein Heimatfestival ohne Heimat

Vielleicht aber wissen die Beigeordneten auch nur einfach gar nicht, was hier verloren zu gehen droht – schließlich war von ihnen, zumindest in offizieller Funktion, keiner in den vergangenen drei Tagen hier. Zu sehen gegeben hätte es allerdings viel. „Localize“, das Heimat-Festival ohne Heimat, war in diesem Jahr zum ersten Mal über die Havel gehüpft und hatte sich – auf Vorschlag der städtischen Wohnungsbau-Holding Pro Potsdam – in deren leer gezogenen Häusern in der Konrad-Wolf-Allee ausgetobt. Die Pro Potsdam erhoffte sich damit eine Imagepolitur für den Stadtteil, der ja in den kommenden Jahren aufgewertet werden soll, wie es im Stadtplaner-Jargon heißt. Und die ersten Motoren der Gentrifizierung sind nun mal immer die Künstler. Trotzdem kam hier etwas Großes im Kleinen zustande: Anwohner und Besucher traten in Dialog, es gab nicht nur Zustimmung, aber etwas viel Wichtigeres: echten Austausch.

In die eigens eingerichtete „Pension Wolf“ mieteten sich sogar Touristen aus Berlin, ja sogar eine Familie aus England ein, sagt Anja Engel. Das zeigt: Die Menschen haben ein Interesse am echten Potsdam, abseits der innerstädtischen Puppenstube. Wenn eine Gruppe Künstler und Kulturmanager das vermittelt bekommt, ist sie es womöglich wert, gerettet zu werden. 

Mehr Infos über das Festival gibt es hier >>

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