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Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo 2021 ihren Debütroman „Adas Raum“ vorgelegt.

© Paul Zinken/Picture Alliance

Lit:Potsdam 2021: Schillernde Gäste, aber kein „Writer in Residence“

Das Literaturfest soll im Juni unter dem Motto „Ausnahmezeit – Verstand und Gefühl“ stattfinden. Im Angebot: ein Mix aus Prominenz und aktuellen Debatten um Identität, Klima, Klassismus.

Potsdam - Anders als alle bisherigen Ausgaben, und doch sich selbst treu: So will das Literaturfestival Lit:Potsdam in seine 9. Runde gehen. Und zwar ausdrücklich live und vor Publikum. Das Festival soll vom 1. bis 6. Juni unterm freien Potsdamer Himmel stattfinden. Möglich macht das ein bereits im letzten Jahr erprobtes System nach dem Prinzip Audioguide: Menschen können luftig platziert werden und haben die Stimmen der Autor:innen trotzdem nah am eigenen Ohr. 

Ein bei Jane Austen geborgtes Motto für 2021

„Ausnahmezeit – Verstand und Gefühl“, so lautet das Motto in diesem Jahr. „Wir leben in einer Ausnahmezeit“, erklärt die Künstlerische Leiterin Karin Graf das bei Jane Austen geborgte Thema. Verstand und Gefühl seien das, „was wir brauchen, um damit fertig zu werden.“ „Starke Worte schöne Orte“, so lautet seit der Gründung 2013 das Motto des Festivals. Lit:Potsdam hat sich seitdem einen Namen als Festival mit schillernden Namen an edlen Orten gemacht – und nach einer beachtlichen ersten Corona-Ausgabe 2020 will es diesem Ruf auch im zweiten Krisen-Jahr gerecht werden. 

Als Veranstaltungsorte sind unter anderem die Parks der Villen Quandt, Schöningen und Jacobs angekündigt – in letzterem findet traditionell eine Festveranstaltung statt. Wer in diesem Jahr Ehrengast ist, ist noch nicht bekannt. Als schillernder Gast ist unter anderem Daniel Kehlmann im Programm, der eine „Zukunftsrede“ halten will. Mit Bernhard Schlink ist ein weiterer Vertreter der Kategorie „Bestsellerautor“ vertreten, ebenso wie Bachmann-Preisträgerin Helga Schubert und Ingrid Noll, die „Grande Dame der Spannungsliteratur“. Buchpreisträger Lutz Seiler wird zum Brandenburgischen Bücherfest erwartet.

Autor Daniel Kehlmann.
Autor Daniel Kehlmann.

© picture alliance/dpa

Identität, Klassismus, Klima: Das Festival sucht aktuelle Debatten

Das Festival zeigt, dass es alles tut, um nah dran zu sein an aktuellen Debatten: Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo („Adas Raum“) und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal („Identitti“) sprechen über Fragen der Identität und Zuschreibungen, Grimme-Preisträgerin Julia Friedrichs und Kolumnist Harald Martenstein über Klassismus und Gerechtigkeit. 

Um die Klimakrise soll der Kabarettist und Scientists-for-Future-Aktivist Eckart von Hirschhausen mit Johan Rockström, dem Ko-Leiter des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung streiten. Angekündigt sind insgesamt rund zwanzig hochkarätige Autor:innen in über 15 Lesungen, Vorträgen und Gesprächen. 

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Auch ein Kinder-, Jugend- und Schulprogramm ist wieder geplant: über 30 Veranstaltungen in rund 20 Brandenburger Schulen. Hier beteiligt sind unter anderem John von Düffel, Sven Stricker und die für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominierte Potsdamerin Grit Poppe.

Matthias Brandt fungiert bei dem Festival als Writer in Residence.
Matthias Brandt fungiert bei dem Festival als Writer in Residence.

© imago images/Mary Evans

Zum ersten Mal ohne Writer in Residence 

Erstmals seit Einführung des Formats 2014 wird es in diesem Jahr keinen „Writer in Residence“ geben. Im vergangenen Jahr sollte Nobelpreisträger Orhan Pamuk kommen, der dann der Pandemie wegen nicht anreisen konnte, aber immerhin seine fotografischen Arbeiten in Potsdam zeigte. Matthias Brandt sprang kurzfristig ein und folgte damit namhaften Autoren wie Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser, David Grossman. Die erste Frau auf diesem Posten lässt, das nur nebenbei gesagt, noch auf sich warten.

Auch „Next Stage Europe“, das Festival im Festival zu neuen Theatertexten aus Osteuropa, findet in diesem Jahr voraussichtlich nicht statt. Zumindest nicht live. Möglich, dass hier online noch etwas passiert, wie zu hören ist. 

Live-Begegnungen in einer Zeit, die danach hungert

In einer nach Live-Begegnungen hungernden Zeit setzt Lit:Potsdam auf genau diese – und spart Onlineformate weitgehend aus. Das Festival widmet sich auch dem Thema Digitalität analog: Zum Auftakt des Literaturfests am 31. Mai lädt Lit:Potsdam zu einer Tagung unter dem Titel „Schreiben und Publizieren im digitalen Zeitalter“. Autor:innen und Expert:innen aus Verlagswesen und Medien sollen hierin diskutieren, wie die Digitalisierung die Branche verändert. Nicht zuletzt in Ausnahmezeiten wie diesen.

Tickets gibt es ab 19. April 19 Uhr unter www.litpotsdam.de sowie im PNN-Shop und an den bekannten Vorverkaufsstellen. Für die kostenfreie Teilnahme an der Tagung „Schreiben und Publizieren im digitalen Zeitalter“ kann man sich unter konferenz@litpotsdam.de anmelden.

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