zum Hauptinhalt
Günther Hornberger ist der Initiator des Musikertreffens.

© Andreas Klaer

Liedermachertreffen in Potsdam: Gitarrenzauber

Das erste Liedermachertreffen in Potsdam-Drewitz überzeugte mit tiefgründigen Texten, einprägsamen Melodien und energiegeladenen Auftritten.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Mit funkelnden Augen sprang er am Ende auf die Bühne: Für Bastian Bandt war es eine Art Heimspiel - und er hat es gewonnen. Unter herzlichem Applaus nahm der 35-jährige gebürtige Potsdamer, der mittlerweile in Leipzig wohnt, den Publikumspreis entgegen. Mit seinen Songs "Wo ich liege", "Lilli" und "Wo sie ist" gewann er am Samstagabend die zweite Konzertrunde des ersten Liedermachertreffens "Liedl" in Potsdam-Drewitz.

An zwei Tagen trafen sich Liedermacher aus ganz Deutschland im Projektladen Drewitz in der Stadtteilschule, um zusammen zu musizieren, sich auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und sich dem Publikum zu präsentieren. "Ich habe mich immer gefragt, warum es eigentlich keine Liedermachertreffen bei uns gibt", sagt der Potsdamer Günther Hornberger, selbst Liedermacher und Initiator der Veranstaltung. "Und da ich sowieso immer mehr Kultur nach Drewitz holen möchte, habe ich die Idee vor einem Jahr angestoßen."

Zusammen mit dem Verein Soziale Stadt Potsdam, Profolk e.V. und dem Literaturkollegium Brandenburg rief er bundesweit Liedermacher auf, mit eigenen Werken unter dem Motto "Stadtleben" teilzunehmen. "Ein Liedermacher muss seine Musik und seine Texte selber schreiben", erklärt Hornberger die Kriterien. "Außerdem muss er seine Werke persönlich auf der Bühne vortragen." Zukünftig soll das Treffen immer am dritten Wochenende im Oktober stattfinden. Der Liedl 2014 wird unter dem Motto "Landleben" stehen.

Aus den diesmal insgesamt 24 eingegangenen Bewerbungen hat eine vierköpfige Jury 14 Musiker ausgewählt, die sich in den beiden Konzerten am Freitag und Samstag mit jeweils drei Werken präsentieren durften. Dabei hatte das Publikum die Möglichkeit, ihren persönlichen Favouriten mit dem mit 250 Euro dotierten Publikumspreis zu küren. Am Freitag konnte Viktor Hoffmann aus Berlin diesen Preis mit nach Hause nehmen.

Der mit 500 Euro dotierte Preis für den "Besten Liedtext 2013" ging an Masha Potempa. Als eine von nur zwei angetretenen Damen im Rennen bezauberte sie Jury und Publikum mit ihren metaphernreichen und tiefgründigen Texten, die dazu noch mit einer samtweichen Stimme vorgetragen wurden. "Liedermachen ist mein Leben", sagt die junge Berlinerin. "Ich möchte die Leute mit meinen Texten berühren und bewegen." Andere Namen im Sängerwettstreit, dem man für die nächste Auflage nur etwas mehr Zuschauer oder einen zentraleren Veranstaltungsort wünscht, waren Stephan Bienwald, Konstanze Renken, Gerd Schinkell, Thomas Stein, Jens Spontan, Jörn Hühnerbein oder Samuel, der Ukulelenprediger.

Besonders Letzterer brachte das gut 20 Köpfe zählende Publikum mit seiner gemischten Performance aus Philosophie und fetziger Musik zum Toben. Der Berliner Liedermacher hat bis 2010 im Zircus gearbeitet, sich dann aber für die Musik entschieden. "Ideen für Songtexte spuken mir schon sehr lange im Kopf herum", sagte er. Seine Ukulele habe er von einem früheren Clown-Kollegen geschenkt bekommen. Darauf komponiert er auch seine Lieder. "Gitarren gibt es so viele, da fällt man mit der Ukulele schon mehr auf", erklärte er augenzwinkernd.

Bandt selber war der einzige aus Potsdam stammende Teilnehmer des Liedl 2013. Mit schwarzer Gitarre und rauchiger Whiskey-Stimme überzeugte er mit kraftvoll emotionalen Liedtexten, die er charmant auf die Bühne brachte. Der 35-Jährige spielt Gitarre, seit er zehn Jahre alt ist, hat auch Erfahrungen im Theater gesammelt und unter anderem eine CD mit Tucholsky-Vertonungen aufgenommen. "Seit zwei Jahren bin ich daran, abendfüllende Musik zu spielen", sagte Bandt. "Ich möchte meine Musik weiter ausbauen und würde in Zukunft gerne davon leben können." Zurzeit wohnt er in Leipzig, da er dort mehr Kontakte in der Musik- und Theaterbranche pflegen kann. Sein erstes Album, ,Stroh aus Gold’ hat er bereits aufgenommen, das zweite "Nach Osten" soll nächsten Sommer folgen. Von dem Konzept des Liedermachertreffens ist er sehr angetan. "Liedermacher sind ja von Natur aus eher Einzelkämpfer", so Bandt: "Aber die Szene kann nur bestehen, wenn man sich gegenseitig mitnimmt und fördert. Dafür ist das hier die beste Gelegenheit." Über seinen Preis ist er sehr glücklich. "Ist wirklich schön, ick freu mich sehr", sagte er gerührt: "Kommt nächstes Jahr bitte wieder. Ick sage Gute Nacht."

Zur Startseite