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Kultur: Liebenswerte Außenseiter

Russisches Clownstheater bei den 13. Kinderkulturtagen

Donnerstagvormittag im T-Werk. Mehrere Dutzend Kindergartenkinder warten brav in Zweierreihen. Erzieherinnen zählen immer mal wieder ihre Schäfchen. Ein Teil der Knirpse hat einheitliche, leuchtend blaue T-Shirts an. Vorne eine lachende Sonne hinten den Namen ihrer Einrichtung drauf. Damit niemand verloren geht. Endlich dürfen sie in den Theatersaal. „Ich weiß, wann der Film losgeht“, sagt jemand gutgelaunt.

Doch die beiden Clowns des russischen Duos „Die Außenseiter“ lassen sich Zeit. Zuerst guckt nur ganz verstohlen eine Riesensonnenblume hinter dem schwarzen Vorhang hervor. Kurz darauf sind rote Schuhspitzen und eine ebensolche Nase zu sehen. Und dann kommt ER: Stanislav Bogdanov im viel zu großen schwarz-weiß-gestreiften Overall und auch ohne Narrenkappe ziemlich schnell als dummer August auszumachen. Denn SIE, Jelena Bolsuna, scheint immer die Cleverere von beiden zu sein. Zumindest, wenn es ums Bonbonessen geht. Das allgegenwärtige Kinderspiel, zu raten, in welcher Hand sich das Objekt der Begierde befindet, endet immer wieder zu ihren Gunsten. Doch Hinhalten, Austricksen und Schadenfreude machen einseitig nicht lange wirklich Spaß.

Und so finden beide, angefeuert durch die amüsierten Zuschauerkinder, irgendwie immer die Balance wieder. Versöhnung ist angesagt, wenn auch nur kurz. Die aktionsreiche Programmfolge „Krakel Spektakel“ war voller Situationskomik und Spielwitz und hielt darüber hinaus noch einige ungewöhnliche artistische Darbietungen der beiden Absolventen der Staatlichen Zirkusschule in Moskau bereit. So die urkomische Kissenjonglage, die kreisenden Teller oder die überaus riskante Besteigung einer Pyramide aus sieben Holzbrettern. Denn der wilde Korsar muss seine Fahne nun mal ganz oben am Mast hissen. Und als er, obwohl die Skeptiker unter den Kindern anfangs lautstark vermuteten, dass er nie dorthin gelangt, doch oben angekommen ist, packt ihn die Angst vor so viel eigener Courage.

Jelena Bolsuna und Stanislav Bogdanov erzählen in vielen kleinen liebenswerten Szenen mit Humor und Herz, was einem so alles im Leben passieren kann. Doch kaum sind sie mit der Clownsnase, die bei ihr übrigens eckig ist, drauf gestoßen, finden sie und ihre kleinen Zuschauer wunderbar spielerisch eine Lösung dafür.

Alles ganz ohne pädagogischen Zeigefinger. So dass man sich wünscht, in Zukunft vielleicht mal eine längere und durchgängig erzählte Außenseitergeschichte von ihnen zu sehen.

Astrid Priebs-Tröger

Zum Abschluss der 13. Kinderkulturtage findet am Samstag, ab 15 Uhr ein großes Familienfest im T-Werk statt.

Astrid Priebs-Tröger

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