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Kultur: Letzte Filme aus der „DaDaeR“ Filmemacher zwischen Diktatur und Demokratie

Die nach 1945 geborenen Filmemacher hatten es schwer in der ehemaligen DDR. Gedeckelt und gegängelt vom übermächtigen Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR, erstritten sie erst am Ende des sozialistischen Staates winzige Freiräume und eigenes Geld, um einige ihrer systemkritischen und künstlerisch anspruchsvollen Filmprojekte in die Tat umzusetzen.

Die nach 1945 geborenen Filmemacher hatten es schwer in der ehemaligen DDR. Gedeckelt und gegängelt vom übermächtigen Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR, erstritten sie erst am Ende des sozialistischen Staates winzige Freiräume und eigenes Geld, um einige ihrer systemkritischen und künstlerisch anspruchsvollen Filmprojekte in die Tat umzusetzen. Davon erzählt jetzt die Dokumentation „Junger Film in der DaDerR“, die zur Eröffnung der aktuellen Film- und Veranstaltungsreihe „Runder Tisch der Generationen“ am Donnerstagabend im Filmmuseum ihre Premiere erlebte.

Die Filmwissenschaftlerin Heidrun Wilkening hat darin Mitstreiter der sogenannten Nachwuchsgruppe der DEFA vor die Kamera geholt und nach ihren Erlebnissen und Erinnerungen befragt. Helke Misselwitz, Peter Kahane, Jörg Foth, Andreas Höntsch und andere geben Auskunft über ihre damaligen Hoffnungen, Siege und Niederlagen. Sie erzählen über die sieben Jahre K(r)ampf seit 1982, um eigene künstlerische und ideologische Gestaltungsfreiräume zu erlangen. Hin- und hergerissen zwischen Tatendrang und Depression, zwischen Aufbegehren und Selbstzensur spiegeln die Interviews einen wichtigen und ziemlich unbekannten Ausschnitt der DDR-Filmgeschichte.

Mit zwanzig Jahren Abstand und ganz unterschiedlichen Erfahrungen in der bundes-deutschen (Film)Gesellschaft bringt es Peter Kahane (Jahrgang 1949), der auch weiterhin Filme macht, mit einiger Bitterkeit auf den Punkt: Für die DDR zu jung und für den Westen zu alt. Helke Misselwitz sagte wie Herwig Kipping nach der Präsentation, dass sie damals die Strukturen hätten aufbrechen müssen, um wirkliche Veränderungen in die Wege zu leiten. Doch dabei wurden sie durch die friedliche Revolution überholt, so dass selbst Filme wie „Die Architekten“, „Letztes aus der DaDaeR“ und „Das Land hinter dem Regenbogen“, alle aus den Jahren 1989 bis 1991, nur noch als „metapherreiche Blicke auf ein sterbendes Land“ gelten und von viel zu Wenigen gesehen wurden.

Dazu besteht jetzt im Filmmuseum Gelegenheit. Und es ist bemerkenswert, wie genau, beispielsweise in „Die Architekten“ die verkrusteten gesellschaftlichen Strukturen gezeichnet und wie überzeugend die Gefühlslagen von Intellektuellen und Kreativen durch die Protagonisten dargestellt werden. Und während Regisseur Peter Kahane mit diesem Film, wie er sagte, „therapeutisch abgearbeitet hat, was ihn bedrückte“, kann der heutige Zuschauer einen wesentlichen Einblick in die Mechanismen der untergegangenen Diktatur des Proletariats gewinnen.

Dass solche Themen bewegen und berühren, erkannte auch Heidrun Wilkening, die berichtete, dass die sechs jungen Auszubildenden für Mediengestaltung, die an der Herstellung ihrer Dokumentarfilm-DVD beteiligt, bis zum Schluss mit Feuereifer dabei waren. Ihr Film, der im Rahmen des Kulturlandthemas „Demokratie und Demokratiebewegungen“ entstand, benötigt jedoch, um einem „uneingeweihten“ Publikum gezeigt zu werden, zumindest einige biografische und filmografische Hintergründe zu den Interviewpartnern. Astrid Priebs-Tröger

Der „Runder Tisch der Generationen“ läuft noch bis zum 21. Juni. Informationen unter www.filmmuseum-potsdam.de

Astrid Priebs-Tröger

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