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Lesung in Potsdam: Zurück ins Kaff

Schriftsteller und Musiker Jan Böttcher stellt am Donnerstag seinen aktuellen Roman "Das Kaff" in der Buchhandlung Viktoriagarten vor - und musiziert dazu.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Die Rückkehr in seine Heimatstadt verläuft für Michael Schürtz genauso, wie er sich das vorgestellt hat: Das Käseblatt schreibt den gleichen Mist wie früher, auf dem Fußballplatz hängen immer noch dieselben Figuren herum und seine Familie nervt ihn genauso wie vor vielen Jahren. Für Schürtz, den Protagonisten in Jan Böttchers Roman „Das Kaff“, den er am Donnerstag im Potsdamer Viktoriagarten vorstellt, muss das auch so sein. Alles andere würde ihn überraschen, schließlich ist das Kaff provinziell und er der erfahrene Berliner Großstädter.

Es ist keine sympathische Figur, die Böttcher zu Beginn seines Buches zeichnet: Ein karrierebewusster Architekt, der kein Verständnis für Stillstand hat und Kleinbürgerlichkeit lächerlich findet. In die Heimatstadt ist er nur wegen eines Auftrages zurückgekehrt, die Zustände auf der Baustelle sind aus seiner Sicht natürlich katastrophal. Herablassend blickt er auf die Kleinstadtbewohner, verurteilt ihre Häuser, die Tortengelage, das Gebaren der Jugendlichen und die Lokalpresse sowieso. Aber irgendwie blättert er dann trotzdem in der örtlichen Zeitung – weil man ja gezwungen ist, „Zeitungen durchzublättern, wenn man Kaffee trinkt“, die Gespräche mit alten Bekannten berühren ihn doch und das Baden in der Ull ist schon auch ziemlich schön.

Rückkehr zum eigenen Ich

Autor Jan Böttcher ist in Lüneburg geboren, war zunächst Songtexter und Sänger der Berliner Band „Herr Nilsson“. Inzwischen hat er fünf Romane veröffentlicht, für „Nachglühen“ gewann er den Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Langsam und mit leisem Witz beschreibt er den Wandel seines Protagonisten. Zu Beginn lässt er ihn noch über die Abläufe auf der Baustelle fachsimpeln, das Handy ist sein ständiger Begleiter. Im Laufe der Handlung überwiegen irgendwann die persönlichen Gespräche, die Beziehungen zu alten und neuen Bekannten. Schürtz findet zurück zu seinen Wurzeln – und zu sich.

Wie nebenbei erzählt Böttcher von der Kluft zwischen Großstadt und ländlichen Gegenden, von unterschiedlichen Lebensphilosophien und -zielen. Mit präziser, schwungvoller Sprache, die eine große Kraft ausstrahlt. 

Jan Böttcher liest und musiziert am 3. Mai um 20 Uhr im Viktoriagarten.

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– Das Kaff von Jan Böttcher, Aufbau Verlag, Hardcover, 269 Seiten, 20 Euro.

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