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Das Barockensemble Les Talens Lyriques

© Eric Larrayadieu / Berliner Philharmoniker

Les Talens Lyriques im Kammermusiksaal: Französischer Tanz, russische Glocken

Telemann auf französisch: Der Cembalist Christophe Rousset und sein Ensemble Les Talens Lyriques im Kammermusiksaal.

Zum 250. Todestag von Georg Philipp Telemann stellen der Cembalist und Dirigent Christophe Rousset und sein Ensemble Les Talens Lyriques den Komponisten in einen dezidiert französischen Kontext, indem dessen Musik Werke seiner Zeitgenossen Rameau und Leclair an die Seite gestellt werden. Von Telemann erklingen im mäßig besuchten Kammermusiksaal der Philharmonie die Orchestersuiten „La Putain“ und „Les Nations“; in der ersten kommt die Geschichte einer erotisch leicht koketten jungen Frau zur Darstellung, die zweite zeigt die vermeintlichen Eigenschaften von Schweizern, Türken und Russen in karikierender Zuspitzung.

Die Gattung der Orchestersuite, in der Telemann wie auch sonst unmäßig produktiv war, ist selbst eine Mischform: Aus Deutschland stammt das Primat einer nicht für die Bühne bestimmten Instrumentalmusik, aus Frankreich die verwendeten Tänze wie Sarabande oder Gigue und der Verweis auf außermusikalische Inhalte. Im Verhältnis zur späteren Programmmusik von Berlioz, Liszt oder Richard Strauss mit ihren schweren orchestralen Geschützen wirken Telemanns Stücke in ihren meistens in die zeitgenössischen Tanzformen eingehegten Charakterisierungen etwas harmlos, man könnte vielleicht aber auch sagen: zivilisiert.

Hexenfast narkotisierende Wirkung

Die Originalität des Komponisten zeigt sich immer wieder, etwa in der aparten Idee, den Klang russischer Glocken mit Streichinstrumenten zu imitieren, oder im Porträt der Schweizer, bei dem das eigentlich schnelle Thema zunächst in gravitätischer Langsamkeit vorgestellt wird. Während Georg Philipp Telemanns Suiten mit großer Spritzigkeit und feiner Differenzierung vorgetragen werden, entfaltet Rameaus Musik an diesem Abend nicht ihre hexenhaft narkotisierende Wirkung, man vermisst auch das innerliche Glühen, das die Interpretationen von William Christie und seinen Les Arts Florissants auszeichnet. Dass in diesem Konzert die Musik wie eingerahmt wirkt, mag auch am 1961 geborenen Christophe Rousset liegen, der ähnlich wie einige andere seiner dirigierenden Kollegen aus der Alte-Musik-Szene über ein etwas eingeschränktes Gesten-Repertoire verfügt.

Les Talens Lyriques, die ihren Namen dem Untertitel einer Rameau-Oper verdanken, sind allerdings ein wendiges, auch bei rasantem Tempo makellos artikulierendes Ensemble. Charakteristisch das durch die Mischung von Oboen und Geigen entstehende leicht nasale Timbre, zauberhaft die Momente, in denen sich das Cembalo durch die sich lichtende Streicheroberfläche tastet.

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