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Lalla Rukh, die indische Prinzessin, auf dem Weg zu ihrem Künftigen.

© CD-Cover

Kultur: Lebende Bilder auf dem Pfingstberg Das Festspiel „Lalla Rqkh“ hat Premiere

Charlotte von Preußen stand zu ihren Lebzeiten „hoch im Kurs“. Heute wohl wieder.

Charlotte von Preußen stand zu ihren Lebzeiten „hoch im Kurs“. Heute wohl wieder. Die Prinzessin, die an der Seite von Nikolaus I. die russische Zarin Alexandra Fjodorowna wurde, war die älteste Tochter König Friedrich Wilhelms III. und seiner Frau Luise sowie die Lieblingsschwester Friedrich Wilhelms IV. 1821, beim ersten Besuch Charlottes in Berlin und Potsdam nach ihrer Heirat, wurde ihr zu Ehren das Festspiel „Lalla Rukh“ im Berliner Stadtschloss gegeben. Auch während des „Festes der weißen Rose“ 1829 im Neuen Palais stand das Zarenpaar im Mittelpunkt. Und Friedrich Wilhelm IV. ließ das Orangerieschloss im Park Sanssouci für eventuelle Besuche seiner Schwester herrichten.

151 Jahre nach ihrem Tod in Zarskoje Selo wird der Zarin vielfältig gedacht. Vor wenigen Wochen erschien die Biografie „Die Preußin auf dem Zarenthron“ (Piper Verlag) der Hamburger Historikerin Marianna Butenschön (PNN v. 9. August), am kommenden Donnerstag hat das Festspiel „Lalla Rqkh“ auf dem Pfingstberg Premiere. Am Sonntag gab es Vorträge im Haus des Pfingstberg-Vereins. Auch eine CD ist erschienen. Die Höfischen Festspiele Potsdam haben sie ediert und verantworten auch die Theateraufführung rund um das malerische Belvedere, für das Charlottes Bruder Friedrich Wilhelm IV. als Bauherr gilt.

In 40 Minuten Vortragszeit vermochte Marianna Butenschön einen zwar reduzierten, doch unterhaltsamen Einblick in die Biografie der Zarengattin zu geben. Die Historikerin hob Charlottes Sanftmut hervor. Jeden, dem sie begegnete, soll sie mit einem freundlichen Wort bedacht haben und in jeder Lebensklage habe sie Haltung bewahrt. Marianna Butenschön vergaß aber mitzuteilen, dass Zeitgenossen sie als herrisch empfanden.

Wäre aber Charlotte 1821 nicht mit Nikolaus nach Berlin gekommen, wer weiß, vielleicht hätte es keine „Lalla Rqkh“ gegeben. Die Höfischen Festspiele Potsdam haben sich nun der Wiederaufführung des Spiels angenommen. Interessant ist dabei vor allem die Rezeption aus historischer Sicht. Musik, Theater und Natur sollen auf dem Pfingstberg zu einer Einheit werden. 1821 wurde es im Berliner Stadtschloss gespielt. Dafür hat Karl Friedrich Schinkel die Ausstattung geschaffen. In den jetzigen Aufführungen wird die natürliche Umgebung das Bühnenbild bestimmen. Damals spielten Alexandra und Nikolaus noch als Großfürstenpaar die Hauptrollen in der „orientalischen Romanze“, die nach dem beliebten Versepos von Thomas Moore als Festspiel verfasst wurde. Sie verkörperte natürlich Lalla Rukh, eine indische Prinzessin, die sich auf dem Weg zu ihrem unbekannten Künftigen macht, den sie nach dem Willen des Vaters heiraten soll. Der Geschichtenerzähler Feramors unterhält sie auf dieser Reise und es gibt einige Überraschungen.

In den Aufführungen auf dem Pfingstberg stellt die Sopranistin Katrina Krumpane die Prinzessin dar und der Schauspieler Josip Culjak gibt den Geschichtenerzähler. 1821 wie heute werden „lebende Bilder“ das Geschehen veranschaulichen. Diese Kunstform als Theater-Gestaltungsmittel hat Regisseur Kaspar von Erffa aufgegriffen und historisch nach den Bildern von Schinkel belegt. Kompositorisch wurde das Festspiel 1821 von dem Generalmusikdirektor der Königlichen Oper Berlin, Gaspare Spontini, betreut. Er schrieb eine Musik von reicher Melodik. Auch 2011 ist Spontinis Komposition zu hören: nicht mit einem großen Orchester, sondern in einer Fassung für Bläserquintett. Das Kammerensemble Classic der Deutschen Oper Berlin wird zu hören sein. Der Spontini-Kenner Linus Bickmann sagte in seinem Vortrag, dass Spontini eine passgenaue Musik geschrieben habe. Klaus Büstrin

Premiere am 18. August, 18 Uhr auf dem Pfingstberg, Treffpunkt: Hinter der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47

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