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Kultur: Lauter schöne Erinnerungen

Filmmuseum zeigte Absolventenfilme der Ausbildung Mediengestaltung der Studio Babelsberg AG

Wenn Großeltern aus ihrem Leben erzählen, hören ihre Enkel meist erstaunt und bewundernd zu. Vor allem, wenn diese richtig etwas erlebt haben und noch zu Lebzeiten Prominentenstatus erlangen. Das ist gut so, reicht aber in vielen Fällen nicht aus. Vor allem dann nicht, wenn die Zeiten, in denen die Älteren lebten, gesellschaftspolitisch mehr als schwierig waren und die Nachgeborenen jetzt filmische Porträts von den Vorfahren produzieren.

Am Dienstagabend fand im Potsdamer Filmmuseum die siebente Veranstaltung der Reihe „Filmporträts“ statt. In loser Folge präsentieren hier Absolventen der Ausbildung Mediengestalter für Bild und Ton im Studio Babelsberg und Fernsehzentrum Babelsberg ihre „Gesellenstücke“, zu denen sie von dem Produzenten Uwe Fleischer angeleitet werden. Ihr filmisches Zusatzmaterial für DVD-Produktionen der ICESTORM Entertainment GmbH Berlin bettet alte DEFA-Streifen ein.

Gezeigt wurden Beiträge zum DDR-Kinderfilm „Sabine Kleist, 7 Jahre“, ein Gespräch mit der DEFA-Prinzessin Christel Bodenstein, ein Porträt des Berliner Schauspielers Ernst Georg Schwill und eine Begegnung Rolf Hoppes mit dem Maskenbildner Frank May. Die vorgestellten Filme und ihre Protagonisten gehören mit zum Bekanntesten, was in den Babelsberger Studios zu DDR-Zeiten hervorgebracht worden ist.

Legendär und aus vielen Kindheitserinnerungen nicht mehr wegzudenken das „Singende Klingende Bäumchen“ mit der Bodenstein als hochmütig schöner Prinzessin oder die vielen Gesichter des Rolf Hoppe in über 200 Filmen, von denen sein Maskenbildner Frank May ihm mindestens 35 verpasst hat. Eine 43-jährige Freundschaft verbindet die beiden seit dieser Zeit, die in dem Beitrag „Kleine Rollen – große Masken - starke Charaktere“ von Christian Rhinow und David Saretzki gehuldigt wird.

In „Einmal Prinzessin, immer Prinzessin“ von Stefan Sander und Robert Jülke erzählt Christel Bodenstein dem Journalisten Knut Elstermann von ihren märchenhaften Anfängen bei der DEFA, in einigen Andeutungen von ihrer Ehe mit Konrad Wolf und von ihrem künstlerischen Leben nach Verlassen der Babelsberger Studios. Der Urberliner Schauspieler Ernst Georg Schwill, dessen Namen nur wenige Zuschauer kennen, der aber vielen kleinen Rollen in Filmen von Heiner Carow und Wolfgang Kohlhaase ein unvergessliches Gesicht gab und heutzutage als dritter Kommissar im Berliner Tatort zu erleben ist, erzählt lebendig und mit viel Witz von seiner Filmfamilie. Und diesen Eindruck transportieren auch die anderen Porträtierten: Man war eine Familie und arbeitete wunderbar zusammen. Was anderes gab es kaum. Und auch der heutige Betrachter kann sich dieser Intention fast nicht entziehen.

Einzig im Eingangsbeitrag von Robert Lucas, einer kurzen Reminiszenz von der Kinderdarstellerin der Sabine Kleist an ihr Entdecktwerden und die Arbeit an diesem Film, gibt es einen winzigen Bruch. Petra Lämmel berichtet, dass sie als Kind Probleme hatte, das Ende des Films zu verstehen und zu akzeptieren. Denn Sabine Kleist „lernt“ auf ihrer dreitägigen Odyssee durch Berlin, dass ihre „Familie“ das Kinderheim ist und sie geht mit der neuen ungeliebten Erzieherin in dieses zurück. Bei diesem Schluss stellt sich ein Zeitbezug her, wird die Oberfläche ein wenig angekratzt, kann der kundige Betrachter ahnen, in welche Konflikte die damaligen Filmemacher verstrickt waren.

Die anderen Beiträge suggerieren indes den Eindruck, die „gute alte Zeit“ zu beschwören. Das liegt nicht zuletzt an der Haltung der Enkel, die ihren „Vorgängern“ viel Platz zur Selbstdarstellung lassen und nicht wirklich Fragen an sie haben. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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