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Die Skultur "Seitigkeiten" auf dem Walk of Modern Art.

© Sebastian Gabsch

Kunstwerk von Volker Bartsch: Wiedervereinigung auf dem Skulpturenpfad

Der Walk of Modern Art entlang der Havel ist um ein neues Kunstwerk reicher. Es besteht aus zwei monumentalen Blöcken und soll die Annäherung beider deutscher Staaten nach dem Mauerfall veranschaulichen.

Potsdam - Sie berühren sich nicht, aber stehen sich gegenüber und schauen sich so genau an, dass sich die Struktur des einen in der spiegelnden Fläche des anderen wiederfindet. Zwei monumentale Blöcke hat der Bildhauer Volker Bartsch zum Skulpturenpfad an der Havel entlang in Potsdam beigesteuert. Auf dem Weg vom Potsdam Museum zur Villa Schöningen finden sich nun insgesamt neun Werke. „Seitigkeiten“ ist der Titel der zwei Blöcke, einer aus Stein, der andere aus kalt gewalzter Bronze. 550 Kilogramm wiegt der Metallblock. 

Die ursprüngliche Skulptur befand sich vor dem Kulturforum Berlin 

„Das Material gibt es heute gar nicht mehr“, erklärt der Bartsch. Es handele sich um Restbestände, die sich noch in seinem Lager befunden hätten und die er in einer Fabrik im Ruhrgebiet erstanden habe. Über Jahrzehnte hatte die Fabrik den Künstler mit den kalt gewalzten Platten versorgt, aber nun wurde die Herstellung eingestellt. Das Kunstwerk, das auf schöne Weise den Annäherungsprozess der beiden deutschen Staaten nach dem Mauerfall veranschaulicht, ist die Wiederherstellung einer Skulptur, die sich zunächst vor dem Kulturforum Berlin befunden hatte. 

Zu einem Wettbewerb in Westberlin waren 1988 auch vier Künstler aus dem damals noch real existierenden Sozialismus eingeladen, einer davon der ostdeutsche Künstler und ehemalige Vizepräsident der Akademie der Künste, Werner Stötzer. Der damals in Westberlin wohnende Bartsch hatte die DDR bereist, Ateliers besucht, mit Künstlern gesprochen und schließlich die vier Eingeladenen ausgewählt. Auch die Skulptur, die in den 1980er Jahren entstand, war aus zwei sich gegenüber stehenden Elementen konstruiert. 

Einer der Blöcke verschwand 

Aber einer der Blöcke verschwand. „Ich ging da beim Kulturforum vorbei und dachte mir: Da fehlt doch etwas“, erinnert sich Bartsch. Der Metallblock, immerhin auch 450 Kilogramm schwer, war gestohlen worden, am helllichten Tag. Diebe hatten die Halterungen abgeflext und den Block dann fort transportiert. 

Das könne dem Monument in Potsdam nicht widerfahren, versichert Bartsch. Denn die Skulptur sei nun auf eine Weise verankert, dass dem mit Schweißgerät oder Winkelschleifer nicht beizukommen sei. Nicht nur das Material des Blocks ist ungewöhnlich. Die einzelnen Platten des Bronzeblocks sind zudem verschweißt und dann an den Nähten abgeschliffen, was den Kanten eine besondere Struktur verleiht und die Vielgestaltigkeit der verwendeten Platten unterstreicht. 

Auch der gegenüber stehende Stein sei eine Besonderheit, betont der Bildhauer. Der an der Schnittstelle glatt polierte Granitblock weise einige Eisenoxydeinschlüsse auf, was dem Stein eine eigentümliche und besonders schöne Struktur verleihe, so Bartsch. Nur drei Schnitte habe er überhaupt an dem Block angebracht, um die urtümliche Schönheit nicht zu zerstören.

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Bartsch pendelt zwischen Berlin und Michendorf, wo sich sein Atelier befindet. Seit 25 Jahren arbeitet er in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Nach seinem im Jahre 1989 abgeschlossenen Studium an der Hochschule der Künste hat sich der Künstler an zahlreichen Wettbewerben beteiligt und weltweit mehr als 40 Skulpturen realisiert. Die nun in Potsdam aufgestellte sei eine seiner kleineren Arbeiten. betont er, meist seien seine Werke mehrere Meter hoch und etliche Tonnen schwerer, so der Metallbildhauer.

Der Platz auf dem Pfad wird knapp 

Die Direktorin des Potsdam Museums, Jutta Götzmann betont, dass sie gerne noch weitere Skulpturen auf dem Pfad aufstellen würde, aber der Platz werde knapp. Das Kuratorium für den Pfad ist vor einiger Zeit mit dem Potsdamer Bildhauer Stefan Pietryga und einer Vertreterin der Galerie und Kunstgießerei Noak neu besetzt worden. An sich stehe man also gerne bereit, den Pfad zu erweitern und auch weitere Künstler nach Potsdam einzuladen. Es werde darüber nachgedacht, vielleicht weitere Teile des Uferweges einzubeziehen. 

Richard Rabensaat

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