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Geisterhaft. Künstlerin Marion Fink arbeitet mit der Technik der Monotypie, bei der erst auf eine Glasplatte gemalt und dann damit auf Papier gedruckt wird. So wirken ihre Figuren oft durchscheinend wie Gespenster.

© Ronny Budweth

Kunstraum Waschhaus: Licht und körperlos

Rahmen von 2,50 Metern Höhe hängen an den Wänden des Kunstraums Waschhaus. Großformatige Papierbilder zeigt die 1987 geborene Künstlerin, die seit diesem Jahr in Potsdam wohnt.

Potsdam - Die Beziehungen der Dinge und der Menschen zueinander sind das Grundthema der Künstlerin Marion Fink. Diese Beziehungen aber scheinen auf ihren Bildern durcheinander geraten zu sein. Zu sehen sind in ihrer Ausstellung „Neue Arbeiten“ im Kunstraum Waschhaus, die am Freitag eröffnet wurde, großformatige Flächen. Sie zeigen Anordnungen von Figuren in offenen Räumen mit großen Fenstern, im Raum und in der Luft schwebende Stühle, Aktenordner und Schuhe, Blätter, auf denen sich ein Schriftzug über Gesichter gelegt hat.

„Da haben wir ganz schön was gerockt“, stellt Marion Fink fest. Rahmen von 2,50 Metern Höhe hängen an den Wänden des Kunstraums Waschhaus. Großformatige Papierbilder zeigt die 1987 geborene Künstlerin, die seit diesem Jahr in Potsdam wohnt. Einige ihrer Bilder sprengen alle Formate und sind unmittelbar an den Wänden des Kunstraums angebracht. Mit ihrer ersten Ausstellung in Potsdam hat die im Allgäu geborene Fink einen großen Auftritt: „Ja, es ist eine Herausforderung und eine große Chance in den schönen Räumen des Waschhauses auszustellen“, so Fink.

Die Figuren und Gegenstände, die Schriftzüge, die Gesichter: alles ist licht und körperlos gemalt, der weiße Untergrund schimmert hindurch. Das von Fink ausgestellte Personal wirkt ein wenig gespensterhaft, so als hätte es seinen Ort in der Welt noch nicht gefunden. Den Eindruck schafft ihre Maltechnik, die Monotypie. Hierfür malt sie das Bild mit Ölfarben zunächst auf eine Glasplatte, die sie dann aufs Papier druckt. So erscheint das Bild spiegelverkehrt, was das Drucken der ausgestellten Schriftbilder ein wenig schwieriger macht.

Die Monotypie habe einen „intimen Charakter, sie erlaube vorsichtiger, weniger definitiv und insgesamt offener zu agieren“, kommentiert der Kunstwissenschaftler Michael Diers die Bilder Finks. Die Technik verschafft den Bildern eine ganz eigene Erscheinung, lässt Figuren auf der Fläche auftauchen und doch in ihr verschwinden. Helles Orange, hellblau, lichtes Gelb geben den Bildern zudem eine freundlich Anmutung, auch wenn die Dargestellten ein wenig verloren wirken.

„Alles ist in Bewegung, in Veränderung, ständig ergeben sich neue Konstellationen“, bemerkt die Künstlerin. Ihre Figuren wirken ruhelos, selbst wenn sie still stehen. Ihre Malerei bewegt sich in der Nähe eines figürlichen Realismus, der selbstreflexiv auf das eigene Umfeld, die Lebenswelt der Künstlerin Bezug nimmt. Das eigene Selbst und seine Verortung in der Gesellschaft bestimmen das Thema. So handhabten es die Popliteraten und auch ein Teil der Maler, die um die Jahrtausendwende, aus der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig kommend, schnelle Erfolge feiern konnten und auch heute noch vielfach stilbildend sind. Allerdings hat die aus dem Allgäu stammende Marion Fink in Hamburg bei Michael Diers und Andreas Slominski studiert, der vorwiegend Objektkunst schafft.

Schon früh hatte Fink angefangen zu zeichnen. Sie begann jedoch zunächst ein Studium der Kommunikationswissenschaften an der Freien Universität Berlin. Das aber brach sie ab. Erst in Schweden, an der Gerlesborgsskolan Kunsthochschule in Stockholm , fand sie den Mut zur Kunst. Ein breiter Strom von Zeichnungen, Skizzen und Bildern brach sich Bahn. Thema war zunächst einmal der Körper, auch der eigene.

Nicht in der Ausstellung, aber auf ihrer Website, sind Bilder junger Menschen zu sehen, die in sonderbaren Posen verharren, teils gequält wirken, sich in ihren eigenen Körper verbeißen. Die Nacktheit, das Erschrecken vor der Welt und der Wunsch, eine Antwort auf das Rätselhafte, unerklärliche Sein zu finden, sprechen aus den Bildern. Die gemalten Akte Finks ringen miteinander.

Die im Waschhaus gezeigten Figuren jedoch sind angekleidet. Sie stehen mit dem Rücken zum Fenster, schauen zum Betrachter. Ihre Blicke sind offen, aber wirken auch ein wenig leer, hilflos. Sie wirken wie auf der Suche, in sich gekehrt. Der große, von Fink gezeigte Triptychon, künde von „Selbstvergewisserung, Standortbestimmung“ schreibt Diers.

Auch Schriftbilder finden sich in der Ausstellung. „Sein sattes Herz durchströmten süße Schauer“, legt Fink als Schriftzug über ein Männerportrait. „Unerschrocken zeigte sie Bitteres in Süßes gehüllt“, steht in roter Farbe über ein rosafarbenes Frauenportrait geschrieben und intoniert damit sowohl das Erschrecken vor dem Dasein als auch den Wunsch, dem zu entkommen.

Alle Bilder sind in rascher Folge in diesem Jahr entstanden. „Ich wollte den Strom der Bilder anhalten und eine Momentaufnahme schaffen“, sagt Mike Geßner, der die Ausstellung für den Kunstraum Waschhaus kuratiert hat. So zeigt die Ausstellung Bilder einer Malerin, die mit einer von ihr gewählten Technik eine luzide und doch nachdenkliche Atmosphäre schafft und mehr Fragen als Antworten für den Betrachter und sich selbst bereithält.

Zu sehen bis 26. November, Kunstraum im Waschhaus, Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei

Richard Rabensaat

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