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Neu. 2018 zeigen erstmals Designstudenten ihre Sicht auf die Welt.

© Franz Gruenewald

Kultur: Kunst, die Potsdam in den Genen hat

Die siebte Ausgabe von „Made in Potsdam“ naht

Kunst von hier – das ist auch im 7. Jahr das Motto des Festivals „Made in Potsdam“. Obwohl man auch sagen könnte: Kunst mit hier. Denn wie in den Vorgängerjahren will die fabrik mit ihren Partnern T-Werk und Waschhaus hier keineswegs nur Kunst von Potsdamern zeigen, sondern Kunst, die mit Impulsen aus Potsdam entstanden ist. Kunst, die Potsdam sozusagen in den Genen trägt. Weil sie hier im Rahmen einer Residenz – einem bezahlten Aufenthalt für Künstler aus anderen Kulturkreisen – weiterentwickelt wurde zum Beispiel. Oder weil sich Partner in Potsdam gefunden haben, eine Idee hier entstand.

Wie in den Vorjahren will sich das Festival nicht als Best-of verstanden wissen, sagt Leiter Sven Till. Sondern als Momentaufnahme – und als Türenöffener, als Netzwerkbeschleuniger. Darum hat sich die fabrik in diesem Jahr auch angeboten, einem neu entstehenden europäischen Tanznetzwerk seine Räume zur Verfügung zu stellen. „Hier soll ein internes Manifest entstehen“, sagt Sven Till. Und nebenbei sollen die internationalen Gäste Potsdamer Kunst entdecken – um sie idealerweise zu Festivals oder Residenzen im jeweiligen Herkunftsland einzuladen. Daher die Entscheidung, dieses Jahr am Mittwoch, dem 10. Januar mit einem Stück zu eröffnen, das schon vor gut einem Jahr Premiere feierte: „Flugmodus“ von der Potsdamer Choreografin Laura Heinecke.

Wer aus Potsdamer Sicht auf Neuentdeckungen aus ist, muss sich bis zum Donnerstag gedulden. Zum einen eröffnet der Kunstraum des Waschhauses, der seit 2012 für die Bespielung der Sparte Bildende Kunst beim Festival zuständig ist, die diesjährige Ausstellung „Politiken des Designs“. Zum ersten Mal ist der Ausstellungsraum im Rahmen des Festivals Studierenden der Fachhochschule Potsdam gewidmet: Nachwuchdesigner zeigen, wie sie die Welt sehen.

In der fabrik folgt dann mit der Deutschlandpremiere von „Being“ ein Stück, das exemplarisch zeigt, wie „Made in Potsdam“ funktioniert: Die isländische Choreografin Bára Sifgusdóttir arbeitete im Juni im Rahmen einer Residenz an einem Stück mit der iranischen Tänzerin Masoumeh Jalalieh und dem Tänzer Alireza Mirmohammadi an dem Stück, das jetzt Premiere feiert. Angedacht ist ein ost-westlicher Dialog, aber auch ein Austesten der Möglichkeiten des Körpers, wenn diese – wie im Iran, wo Mann und Frau auf der Bühne einander nicht berühren dürfen – eingeschränkt sind.

Ein weitereres Highlight und „Made-in-Potsdam“-Novum, das die Grenzen von Bewegung auslotet, ist „In anderen Händen, mit anderen Körpern“. Die spanische Künstlerin Jara Serrano betanzt zum ersten Mal für das Festival einen Ort im Potsdamer Stadtgebiet – die Gedenkstätte Lindenstraße. In kleinen Gruppen sollen die Besucher die Räume und die Aura des ehemaligen Stasi-Gefängnisses für sich entdecken.

Clément Layes hat Potsdam in sein Stück „The Eternal Return“ auf ganz andere Weise integriert – er hat drei Darsteller in sein Team mit aufgenommen, die er bei einem Workshop im letzten Jahr in der fabrik kennenlernte. Als drei von 15 Performern ertanzen sie sich Choreografien des Alltags.

Eine weitere Deutschlandpremiere ist „Yes No Maybe“ von David Brandtsätter und Malgven Gerbes, beide keine Unbekannten in Potsdam – 2016 waren sie als Stipendiaten hier zu Gast. Ein Novum, das den ganz lokalen Netzwerkgedanken reflektiert: Auch das T-Werk ist 2018 erstmals mit einer Produktion dabei. Keine Premiere zwar, dafür ein Stück für Kinder: „Das kleine Licht bin ich“.

Ein längst Berliner gewordener Ex-Potsdamer sorgt dann für den musikalisch-literarischen Rausschmeißer am Sonntagnachmittag: André Kubicek liest – aus seinem Potsdam-Roman „Skizze eines Sommers“ natürlich, Ralph Brandt begleitet musikalisch. Noch zwei, die sich in Potsdam gefunden haben. Lena Schneider

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