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Der Galerist und seine Künstlerin. Wolfgang Menke und Corinna Rosteck vor ihrem Werk in der Ausstellung „Lichtspiele“ im Holländischen Viertel.

© Korina Gutsche

Kultur: Kunst als edles Handwerk

Die reine Ästhetik: Wolfgang Menke zeigt in seiner Galerie M.concept Exklusives und Hochpreisiges

Wolfgang Menke hat seine Galerie den schönen Dingen gewidmet. Und den gefährlichen: In dem Griff eines Dolches, den Menke in die Höhe hält, bricht sich das Licht. Der Griff ist aus durchsichtigem Quarz gefertigt. Die Klinge des Dolches handgeschmiedet, aus etlichen Lagen Metall gehämmert. Das Instrument ist von einer Schönheit, nach der sich manch Filmproduktion als Requisite sehnen würde. Aber auch als Brieföffner einer Anwaltskanzlei kann man sich das Gerät gut vorstellen. Viele der Dinge, die Menke bei „M.concept“ zeigt und zum Verkauf anbietet, sind von einer berückenden Ästhetik, die zwischen Handwerk- und Kunstobjekt pendelt.

Reifenrund, außen mit Muscheln verkleidet, innen mit Perlmutt ausgekleidet, steht ein gut einen halben Meter großes Schauobjekt auf einem Sockel. Völlig zweckfrei dient es dem optischen Wohlgenuss. Auf Bestellung könne das Objekt auch mehrfach hergestellt werden, sagt Menke. Wahrscheinlich keine Kunst. Aber wer weiß das schon, schließlich sind auch Bilder von Jeff Koons problemlos von den ausführenden Handwerkern des Multimillionärs in Serie zu fertigen.

Kein Zweifel über den Kunstcharakter kommt bei der Betrachtung der Bilder von Corinna Rosteck in der aktuellen Ausstellung der Galerie auf. Rosteck, 1968 geboren und profilierte Fotografin, zeigt „Lichtspiele“. Sie studierte an der Universität der Künste in Berlin, mit einem Abschluss allerdings bei dem Maler Kuno Gonschior. Bei der Betrachtung in den zurückhaltend ausgeleuchteten Räumen der Galerie scheinen die Bilder einerseits zu glühen, andererseits das Licht auf sich zu ziehen. Eine Metallfolie, aufgebracht auf der Oberfläche der Fotos, vermittelt den verblüffenden Effekt. Eine Häuserwand, spiegelnde Wasseroberflächen, ein Pflanzengewirr sind erkennbar, aber geben keine Auskunft über den Ort oder die Umstände des Fotos. Auch sie: reine Ästhetik. „Camouflage“, so der Titel eines Fotos. Anscheinend eine spiegelnde Wasseroberfläche, in dunkles Rot getaucht. Darauf ein farblicher Störeffekt im dunklen Yves-Klein Blau, ein Entwicklungsfehler? „Nein, das ist am Abend aufgenommen. Das Blau ist das der aufziehenden Nacht, die sich in der Wasseroberfläche bricht“, so Menke.

Ebenso sorgfältig komponiert wie die Fotografien von Rosteck sind die Steine, die Lothar Goebel fertigt. Der Glaskünstler sucht eine Steine bei mehrmonatigen Recherchereisen an den Küsten Irlands, schneidet sie auf und postiert Glas in der Mitte der Steinobjekte. Das hat einen verblüffenden Effekt: Das Licht fängt sich im Glas und erweckt den Anschein, als sei das ganze Objekt aus Glas gefertigt und nur von einer steinernen Oberfläche bedeckt. Damit fügen sich die Steine in die Reihe der anderen Objekte der Galerie. Nichts ist beliebig, alles sorgsam gefertigt und ausgewählt. Lichtobjekte, die zwar Beleuchtung sind, aber in ihrer Form an Jugendstil und Flower Power erinnern, aus Holz gefertigte Statuen, die mit Schellack veredelt sind und mythologische Figuren nachbilden.

Ganz billig sind die Objekte natürlich nicht. „Aber das passt zu mir“, sagt Menke. „Sorgfältig ausgewählt, exklusiv und in höchster Qualität gefertigt.“ Als der Niedersachse 1989 nach Potsdam kam, habe er sich sofort „in die Stadt verliebt“. „Wenn das hier renoviert ist, wird das ein Traum“, dachte Menke damals, als er das Holländische Viertel, in dem sich seine Galerie befindet, zum ersten Mal sah. 2013 war es dann soweit. Die Probleme des nicht immer hoch frequentierten Holländischen Viertels sind ihm bewusst. „Aber über das Jahr rechnet sich das“, stellt Menke fest. Er stamme aus einer mehr als 200 Jahre alten Kaufmannsfamilie. Das Verkäuferhandwerk hat er mit einer Ausbildung bei Karstadt gelernt, später arbeitete er für WMF. „Ich war lange angestellt, was in meiner Familie nicht unbedingt die Tradition ist“, so Menke. Seine Galerie werde weiterempfohlen, seine Käufer stammten aus ganz Deutschland, das exklusive Marktsegment, das er bediene, habe seine Liebhaber, so Menke.

Das gilt auch für die Uhren von Frank Kleber. Nicht etwa simple Zeitmessung, sondern Erforschung der Horologie ist der Zweck der kleinmechanischen Wunderwerke, so der Uhrmacher auf seiner Website. Das allerdings hat seinen Preis: ab 5000 Euro aufwärts. R. Rabensaat

R. Rabensaat

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