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270.000 Euro hat die Stadt Potsdam für den „Kultursommer“ in die Hand genommen. 

© Andreas Klaer

„Kultursommer 2022“ in Potsdam: Auf die Plätze, Sommer, los!

Tram-Konzert, Kopfhörerdisko, ein Fest für Mischkultur und ein Schiff in der Bibliothek: 40 Projekte werden von der Stadt gefördert.

Potsdam - Der Sommer ist längst da, am 7. Juli läutet ihn jetzt auch die Stadt Potsdam ein: Dann beginnt offiziell der „Potsdamer Kultursommer 2022“. Dass die während der Pandemie im letzten Jahr gegründete städtische Initiative auch in diesem Jahr wieder stattfinden würde, war seit Dezember bekannt – aber erst im Mai hatte die Stadt zu Bewerbungen aufgerufen. Dennoch wurden bis 3. Juni 53 Anträge eingereicht, wovon 40 angenommen wurden. Was der diesjährige Kultursommer bis Ende September bringt, stellten die Juror:innen Reiko Käske und Nora Fritz am Donnerstag im Kulturausschuss vor.

Dezentral und niedrigschwellig – das waren die zentralen Anforderungen. Käske und Fritz zeigten sich höchst zufrieden mit den eingereichten Projekten, vor allem erfreut über die Tatsache, dass sich Künstler:innen aus fast allen Stadtteilen beworben haben – die Macher:innen hinter den Sommerbühnen am Schlaatz ebenso wie eine Galerie in Marquardt, der Verein mitMachen e.V. für Projekte in Bornstedt, das Jazzkollektiv Babelsberg, das jungen Talenten eine Bühne einrichten will, die Galerie Preuß in Eiche, die einen Musik-Bild-Wort-Mix anbietet.

Kulturbetrieb wieder in Schwung bringen

„Allüberall“ ist der Kultursommer überschrieben – in Abgrenzung zu dem zeitgleich unter gleichem Namen stattfindenden kommerziellen Event am Lustgarten. „Bitte nicht verwechseln“, mahnte Fachbereichsleiterin Birgit-Katharine Seemann im Kulturausschuss. Wie es zu der Namensdopplung kam? Ein Rätsel.

40 Projekte fast im gesamten Stadtgebiet werden gefördert, darunter auch die Sommerbühne im Schlaatz.
40 Projekte fast im gesamten Stadtgebiet werden gefördert, darunter auch die Sommerbühne im Schlaatz.

© Andreas Klaer

Die Idee hinter der städtischen Initiative ist es, den Kulturbetrieb nach zwei Jahren Pandemie wieder in Schwung zu bringen, und auch entwöhnte oder völlig neue Publikumsschichten zu gewinnen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Insgesamt hat die Stadt dafür 270.000 Euro in die Hand genommen – weniger als im Vorjahr, aber damals war der Löwenanteil (399.800 Euro) auch vom Bund gekommen, die Stadt gab nur 100.000 Euro dazu. Insofern ist die diesjährige Summe durchaus als Bekenntnis zu verstehen.

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Mit 18.000 Euro erhält die Stiftung SPI am meisten – und plant damit für das Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum am 3. September ein flamboyantes Fest „für Kunst, Kultur, Upcycling und Bewegung“ unter dem Motto „Mischkultur“ auf dem Sportplatz an der Plantage. Gleichzeitig begeht das Rechenzentrum seinen 7. Geburtstag. Der Fokus soll auf interaktiven Angeboten liegen, es wird Musik, Performance und Film geben und einen Flohmarkt. Anlässlich des 50. Geburtstags von Fritz Eisels Mosaik am Rechenzentrum sind Künstler wie Artem Volokitin und Jim Avignon eingeladen, sich Eisels Arbeit unter dem Motto „Der Mensch verlinkt den Kosmos“ neu anzunähern.

Auf der Plantage ein „Fest für Mischkultur“ geplant.
Auf der Plantage ein „Fest für Mischkultur“ geplant.

© Andreas Klaer

Mehrtägige Events sind am Kunsthaus sans titre und auf der Inselbühne geplant. Auf der Inselbühne soll es zwischen dem 7. Juli und dem 19. September vor allem Theater und Konzerte geben – viele auch für Kinder. Das sans titre will unter anderem den namhaften Liedermacher Hans-Eckhardt Wenzel einladen, ebenso wie das Orchester Footprintproject oder den Funk-Jazzer Carlo Delalane. Ob das bei der Bewilligung von 7000 anstatt der beantragten 15.000 Euro gelingt? Abwarten – aber dass nicht jedes Event haargenau umzusetzen sein wird, hat die Jury mit einkalkuliert, sagt Käske. 

Themenabend zu militärischen Sperrgebieten

Bewilligt wurden Projekte, deren Grundidee überzeugte. Wie die von Doreen Stenzel und Anna Dejewska-Herzberg für ihr „Segel voller Hoffnung“: Anfang August wollen die beiden im Foyer der Stadt- und Landesbibliothek ein zwei Meter großes Schiff aus lichtdurchlässigem weißem Papier installieren – ein Symbol, das durch die Krisen der Gegenwart tragen soll. Begleitet wird das – in Zusammenarbeit mit Geflüchteten – von Workshops, in denen eigene Schiffe gebaut werden sollen. 

Weitere Ideen, die die Jury überzeugten: „Zwei Bahnen im 3/4 Takt“, ein fahrendes Konzert mit zwei Konzertflügeln in der Straßenbahnlinie 91. Oder eine Kopfhörerdisko von Kai Mader zwischen Babelsberger Park und Nuthestraße. Oder ein multimedialer Themenabend zu militärischen Sperrgebieten von der Fotografin Anne Heinlein mit Texten von Julia Schoch. Oder ein Hörstück über Heiner Müller mit dem Stimmkünstler Alex Nowitz im Freiland. Oder im Rechenzentrum eine von Nora Fritz erdachte Reihe „Super seriöse Sommergespräche“ mit Potsdamer Künstler:innen. Das Beste an alledem, sagen die Juror:innen: „Ihr werdet viel zu entdecken haben, selbst wenn ihr keine Zeit habt, um irgendwo hinzugehen.“

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