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Kultur in Potsdam: Lebendig, nicht betriebsam

Das Klassik-Label querstand der Verlagsgruppe Kamprad hat gemeinsam mit Deutschlandfunk Kultur eine neue Platte mit den Alte-Musik-Interpreten herausgegeben. Die beiden Musikerinnen und ihr Kollege erarbeiteten ein ambitioniertes Programm unter dem Titel „Viola Appassionata“.

Potsdam - Als die Potsdamer Gambistin Juliane Laake gemeinsam mit dem Ensemble Art d’Echo (Maximilian Ehrhardt, Barockharfe, und Johanna Oelmüller Rasch, Barockcello) Anfang dieses Jahres mit einer bemerkenswerten CD eine musikalische Reise an den brandenburgischen Kurfürstenhof des 17. Jahrhunderts unternahmen, kam die Hoffnung auf, dass bald mehr von den hoch begabten Künstlern zu hören sein wird. Nun haben das Klassik-Label querstand der Verlagsgruppe Kamprad gemeinsam mit Deutschlandfunk Kultur eine neue Platte mit den Alte-Musik-Interpreten herausgegeben. Die beiden Musikerinnen und ihr Kollege erarbeiteten ein ambitioniertes Programm unter dem Titel „Viola Appassionata“. Leidenschaftlich wissen sie ihre Instrumente mit technischem Können zu handhaben und die Stücke, die sie darauf spielen, mit Geschmack zu musizieren.

Im Mittelpunkt steht natürlich Juliane Laakes profundes und klangschönes Spiel der Viola da gamba. Dies macht die Aufnahme zu etwas Besonderem. Das Instrument mit dem so eigenen wie sinnlichen Reiz lobte im Jahre 1636 der Musiktheoretiker Marin Mersenne: „Wenn man die Instrumente nimmt nach dem Maßstab, wie sie die menschliche Stimme am besten nachahmen, und wenn man von allen Kunststücken das natürliche am meisten schätzt, so glaube ich, dass man der Viola da gamba den Preis nicht versagen kann, da sie die Stimme in allen ihren Modulationen nachahmt, sogar in ihren eigensten Nuancen, der Trauer und der Freude.“ Und all dies macht die Gambistin in bewegender Weise hörbar.

Mit italienischer Virtuosenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts wird ein kontrastreiches Programm geboten. Dabei spielt die Viola bastarda eine herausgehobene Rolle. Der Barockkomponist und -theoretiker Michael Praetorius meinte, das Bassinstrument sei „gleichsam ein Bastard von allen Stimmen, sintemal es an keine Stimmen allein gebunden, sondern ein guter Meister die Madrigalien (und was er sonst auf diesem Instrument musizieren will) vor sich nimmt.“ Die wortgebundene Musik des Madrigals lässt sich eben wunderbar instrumental darstellen. Juliane Laake und das Ensemble Art d’Echo haben sie für ihre Besetzung bearbeitet.

Die meisten Komponisten stehen nicht unbedingt im Fokus bei Konzerthörern. Doch es lohnt sich sie kennenzulernen, ob Girolamo Dalla Casa, Andrea Falconieri, Cipriano de Rore, Diego Ortiz oder Giovanni Bassano. Deren zumeist differenzierte Textaffinität zu Liebesfreuden und -leiden wird in zahlreichen Nuancen von den Instrumentalisten ausgedeutet. Das sichert den Interpretationen Lebendigkeit, ohne hektische Betriebsamkeit – etwas, das sich auch von den Wiedergaben der reinen Instrumentalstücke von Girolamo Frescobaldi oder Adam Jarzebski sagen lässt. 

Juliane Laake: Viola Appassionata. Italienische Virtuosenmusik des 16./17. Jahrhunderts für Viola da gamba und Harfe

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