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Das Stück "Illegale Helfer", hier ein Szenenfoto, hat am 9. Juni Premiere. Die AfD-Fraktion möchte, dass es gar nicht erst gezeigt wird.

© HL Böhme

Kritik an Flüchtlingsstück am Hans Otto Theater: AfD-Politiker Hohloch will nun ins Theater gehen

Die Potsdamer AfD-Fraktion kritisierte das Stück über Flüchtlingshelfer am Hans Otto Theater, das im Juni Premiere hat. Nun distanzieren sich die Abgeordneten von ihrer eigenen Forderung.

Potsdam - Es ist ein Zurückrudern der besonderen Art, sozusagen in alle Richtungen. Nachdem die AfD-Stadtfraktion am Mittwoch in einer Pressemitteilung das Hans Otto Theater (HOT) aufforderte, es solle sein Programm überdenken, beschwichtigte AfD-Abgeordneter Dennis Hohloch nun, dass seine Partei in keinster Weise damit bezweckt habe, sich in die künstlerische Freiheit des Theaters einzumischen. Man habe das nicht als Forderung gemeint, sondern als Kritik von Bürgern am Programm.

Die AfD hatte Anstoß an der Ankündigung des Stückes „Illegale Helfer“ der österreichischen Autorin Maxi Obexer genommen. Das Stück hat Anfang Juni seine Deutschlandpremiere und handelt von Menschen, die sich aus moralischen Gründen entscheiden, Flüchtlingen zu helfen und geltendes Recht übertreten – eine Form des moralischen Dilemmas zwischen Gesetz und Gewissen – ein Grundthema des europäischen Dramas seit der Antike.

AfD-Politiker Hohloch: "Das würden wir so nicht nochmal machen"

Inzwischen hat die AfD die Pressemitteilung auf ihrer Facebook-Seite gelöscht und distanziert sich von der eigenen Kritik am Theater. „Das würden wir so nicht nochmal machen“, sagt Dennis Hohloch. „Man muss erst das Stück sehen, bevor man es kritisiert.“ Auch die Autorin kenne er nicht. „Die Pressemitteilung hätten wir eindeutiger formulieren sollen“, sagte Dennis Hohloch. Sie lasse zu viel Interpretationsspielraum.

Der 27-Jährige Hohloch ist Referendar und lehrt Geschichte und Geografie am Beethoven-Gymnasium in Berlin-Steglitz. Seit 2014 ist er bei der AfD, zuvor war er Mitglied in Potsdams SPD. „Er sei froh, in einer Republik mit einem demokratischem Freiheitsbegriff zu leben“, betont er. Man habe mit der Pressemitteilung anregen wollen, das Stück zu überdenken, sagt er. Schließlich habe das Theater einen bildungswissenschaftlichen Auftrag und müsse diesem auch umfassend gerecht werden. Er könne sich eine Diskussionsrunde zum Stück „als Teil der Aufarbeitung“ vorstellen. Kulturpolitik liege allerdings nicht im Fokus der beiden AfD-Stadtpolitiker und auch zum Kulturverständnis seiner Partei könne er sich nicht äußern.

Ein Gutes hat die unsägliche Angelegenheit aber doch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich mir das Stück ansehen werde“, sagt Hohloch. Dann kann ja das Theater in jedem Fall für den AfD-Politiker Bildungsarbeit leisten.

Grit Weirauch

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