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Konzert in der Friedenskirche Potsdam: Carmignola „lebt“ Vivaldi

Die Kammerakademie spielt in der Friedenskirche.

Potsdam - Über 600 Konzerte hat der Venezianer Antonio Vivaldi komponiert, vor allem für die Violine. Der Priester mit dem roten Haarschopf war Geigenlehrer und Musikmeister des Orchesters am Ospedale della Pietá, eines von Nonnen geführten Mädchen-Waisenhauses in Venedig. Der Unterricht war professionell und vielfältig. Das Geld, das das Waisenhaus durch die Konzerte einnahm, wog die Ausbildungskosten vielfach auf. Das Orchester wurde über Venedig hinaus berühmt und Vivaldi ein Star des Musikgeschehens.

Ein Meister auf seinem Instrument, die Violine, und in der Interpretation von barocker Musik ist Giuliano Carmignola. Der Italiener hat sich in den vergangenen Jahren intensiv den Violinkonzerten Antonio Vivaldis zugewandt. CD-Produktionen bezeugen dies. Eine Auswahl von vier Werken wird er gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam am morgigen Sonntag in der Friedenskirche Sanssouci musizieren. Von Igor Strawinsky stammt das böse Wort: Wer ein einziges Konzert von Vivaldi kennt, der kennt sie alle. Diese Gefahr besteht tatsächlich, wenn man sie einfach nur „schön“ spielen würde. Konventionelle Interpretationen könnten bei Vivaldi schnell ermüden. Carmignola schenkt dem Barockkomponisten jedoch eine große Lebendigkeit, sodass man erst gar nicht in Sachen Strawinsky einen einzigen Gedanken verschwendet.

Die Charakteristik der einzelnen Stücke möchte der Violinist stets deutlich herausstellen, ihnen eine dynamische Breite mit allerlei Finessen verpassen. Die Kantilenen werden stets ausmusiziert, die ruppigen, motorischen Ecksätze erfahren eine raue Lesart. Vivaldis Konzerte, so darf man es bei Carmignola erwarten, werden gelebt. Ein Herunterspielen findet in keinem Moment statt. Sie bekommen sogar aufrührerische Deutungen, die manchem sogar abschreckten. Der Geiger versteht, wie es in einer Kritik heißt, aus ihnen „dank seines improvisatorischen Geschicks und musikalischen Gespürs ein fesselndes Ereignis zu machen“.

Giuliano Carmignola stammt aus einer Familie in Treviso, die sich dem Musizieren auf der Violine verschrieben hat. Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater, später von Meistergeigern wie Nathan Milstein oder Henryk Szering. Es wurde bald klar, dass ihm eine solistische Karriere bevorstand, die auch eintraf. Er ist auf internationalen Konzertpodien zu Hause und musiziert mit hervorragenden Ensembles der Alten-Musik-Szene. In den vergangenen Jahren tritt der Violinist des Öfteren nicht nur als Solist, sondern auch als Dirigent in Erscheinung. Im morgigen Konzert mit der Kammerakademie, mit der er nicht das erste Mal musiziert, wird man ihn so erleben können.

„VivaldiViolineVenedig“, Konzert mit Giuliano Carmignola und der Kammerakademie Potsdam am morgigen Sonntag um 18 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci. Eintrittskarten an der Abendkasse erhältlich

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