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Gemeinschaftswerk. Suppés Operette war in aktueller Fassung zu sehen.

© S. Gabsch

Konzert in der Biosphäre: Sicher und souverän im Operettensound

Franz von Suppés „Die schöne Galathée“ mit dem Collegium musicum Potsdam in der Biosphäre.

Potsdam - Der Auftritt der Musiker des Collegium musicum in der Orangerie der Biosphäre Potsdam gleicht dem Einzug von Gladiatoren zu ihrem dritten Musiktheaterprojekt. Mit dabei haben sie die Noten zur komisch-mythologischen Operette „Die schöne Galathée“ des Österreichers Franz von Suppé, mit der er den Erstaufführungserfolg der Offenbach’schen Antikensatire „Die schöne Helena“ in Wien zu toppen trachtete. Der Stoff entstammte einer Sage des Altertums, die davon berichtete, dass Pygmalion, König von Kypros, ein Standbild aus Elfenbein verfertigte, das von der Liebesgöttin belebt wurde. Der König nahm dieses Wesen zur Frau, und sie schenkte ihm einen Sohn.

Ganz anders dagegen die zeitkritische Aktualisierung der Story durch den Schriftsteller Leopold Karl Dittmar Kohl von Kohlenegg, bei der sich die belebte Statue bei aller körperlichen Anmut als zickiger, mannstoller Vamp entpuppt. Erst betört die steinerne Jungfrau den Bildhauer Pygmalion und den liebestollen Kunstmäzen Mydas, dann geht sie nach ihrer Menschwerdung dem Diener Ganymed an die Wäsche. Kurzum: Eine Frau, die weiß, was sie will.

Das wusste auch Suppé, der bei der parodistischen Behandlung antiker Gestalten ein feines Händchen für vortreffliche musikalische Einfälle hatte. Und die gibt es reichlich. Unter Leitung von Knut Andreas stürzen sich die Musiker voller Spiellust in das amüsante Klangabenteuer, finden sicher und souverän zu einem bezaubernden Suppé-Sound. Wäre da nicht die übersteuerte Verstärkeranlage mit ihren plärrenden Boxen gewesen, durch die sich das Orchester bei dynamischen Steigerungen leider als eine klangverfälschende Lärmmaschine erwies.

Ein fataler Eindruck, denn wenn sie leise tönen durften, konnten sie von ihrer geschmeidigen Spielkultur, ihren präzisen Einsätzen und ihrem intonationssauberen Zusammenspiel künden. Dann verströmten sich auch schwebender Walzercharme und draufgängerischer Coupletesprit. Für weitere Würze sorgte die Regisseurin Gretel Schulze, die den Sprechtext kabarettistisch bis kalauerisch aufgemöbelt hatte. Ansonsten hielten sich ihre Einfälle für das Spiel auf dem karg ausgestatteten Podium (Björn Andreas) in soliden Grenzen. Dass Pygmalion mit der Liebesgöttin Venus per Handy kommuniziert, um die Statue erst zu ent-, dann wieder versteinern zu lassen, gehört zu den gelungenen Gags.

Nachdem die Ouvertüre verklungen war, marschierten die vier Darsteller in moderner Kluft (Antje Sternberg) durch die Orangerie auf jene Bretter, die ihnen für reichliche 100 Minuten die Welt bedeuteten. Leider wurde auch ihr Singen und Sprechen tontechnisch verstärkt. Doch zunächst darf sich Diener Ganymed, faul und frech vom Typ kesse Göre, in Schlafposition bringen und ein Schlummerlied singen. In dieser Hosenrolle hatte Uta Jacobi das Publikum durch flapsiges Agieren sofort auf ihrer Seite.

Als Knallcharge erwies sich wenig später Christian Theodoridis in der Rolle des protzig-eitlen Mydas, der mit Handgelenktäschchen sein Auftrittslied „Meinem Vater Gordias“ wirkungsvoll darbrachte. Auch im weiteren Verlauf ein eher dick auftragender Vertreter der Buffozunft. Das kam beim Publikum genauso an wie im Verführungsterzett „Seht den Schmuck, den ich für euch gebracht“. Selbigen nahm Galathée alias Ilona Nymoen dankend an, um später und nicht immer intonationssicher ein Trinkloblied auf das „duftige Nass“ auszubringen. Wieder zu Stein geworden, ziehen danach die Männer mit dem Walzerlied „Einmal möcht ich so verliebt sein“ von dannen. Nach stürmischem Beifall folgt ihnen das sichtlich animierte Publikum.

Peter Buske

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