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Kultur: Kommunikationsdefizite

Eine Schulveranstaltung bei der Ökofilmtour im Haus der Natur

Vor allem auch junge Zuschauer für Umweltthemen zu sensibilisieren, hat sich die 3. Brandenburger Ökofilmtour auf ihre Fahnen geschrieben. Und so gibt es in ihrem reichhaltigen Festivalprogramm, das bis zum 9. April an über 50 Orten im gesamten Land gezeigt wird, auch immer wieder direkt für Kinder und Jugendliche ausgewiesene Veranstaltungen. Eine solche fand unlängst zum Thema „Grüne Gentechnik“ im Potsdamer Haus der Natur in der Lindenstraße statt.

Vor fast einhundert 10-Klässlern kamen die Dokumentarfilme „Grenze des Erlaubten“ von Sabine Hellmann und „Gift im Angebot“ von Manfred Ladwig zur Aufführung. Im Anschluss war eine Diskussion mit Steffi Ober, einer Vertreterin vom NABU Deutschland geplant. Doch dazu sollte es nicht kommen. Nachdem man mit der Veranstaltung erst später als geplant beginnen konnte, wurden ohne weitere Einführung die beiden sehr unterschiedlichen Filme gezeigt.

Der erste beschäftigt sich mit der Einführung von gentechnisch veränderten Maissorten in Mecklenburg-Vorpommern und geht der Frage nach, ob ihr Einsatz in der Landwirtschaft so unproblematisch ist, wie die Saatgutindustrie behauptet. Der zweite versucht den US-Chemieriesen Monsanto, Hersteller des Entlaubungsmittels Agent Orange, das im Vietnamkrieg wider besseres Wissen rücksichtslos eingesetzt wurde, kritisch zu beleuchten und dem Weltkonzern die PR-Maske vom Gesicht zu reißen. Themen, die uns alle jetzt und in Zukunft betreffen. Ist es doch vor allem Monsanto, der an der weltweiten Einführung von gentechnisch verändertem Saatgut maßgeblich beteiligt ist und längst erreicht hat, dass Brandenburg Hauptanbauland von gentechnisch veränderten Sorten in Deutschland ist.

Doch dieses Wissen ist genau wie der Widerstand gegen diese Entwicklungen nicht sehr weit verbreitet. Und obwohl der Film „Grenze des Erlaubten“ in einer kurzen Einstellung junge Leute in Mecklenburg-Vorpommern zeigt, die sich dagegen wehren und dabei auf sommerlichen Feldern von der Polizei mit Hunden, auf Pferden und mit Hubschraubern verfolgt werden, konnte der emotionale Funken nicht überspringen. Gerade die jugendlichen Zuschauer wurden von diesem Film nicht berührt, denn die Insider – von der Professorin über die Biobäuerin bis zum Imker – schafften es mit ihren verbalen Aussagen nicht, wirklich ein Bewusstsein für die Gefahren zu entwickeln.

So verwunderte es nicht, dass die Zuschauer daraufhin „keine Fragen hatten“ und eine Schülerin nur lapidar meinte, dass sie „sowieso kein Mais essen würde“. Ein letzter Versuch der NABU-Referentin, der Schülerin die weitreichende Zusammenhänge über Mais in der tierischen Nahrungskette aufzuzeigen, schlug dann ebenfalls fehl. Da war keine wirkliche Kommunikation möglich. Möglicherweise war es zudem ungeschickt, direkt nach der Vorführung mit der Frage nach offenen Fragen zu beginnen. Vielleicht wäre es angebracht gewesen, nach der Wirkung der Filme zu forschen – schließlich ist es ein Filmfestival – und dabei festzustellen, was junge Zuschauer sich eigentlich wünschen. Denn die gewünschte Sensibilisierung sollte in einer wirklichen Gesprächssituation nie einseitig stattfinden. Und: „Belehrung“ findet mehr als genug in der Schule statt. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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