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Im Rotlicht. Götz Widmann konnte gar nicht genug bekommen.

© Oliver Dietrich

Komische Vögel und ein Haschischhund: Liedermacherliga: Finale mit Götz Widmann

Dass sich so schnell Legenden stricken lassen, hätte auch niemand gedacht: Was ursprünglich mal als Gaudi des Potsdamer Liedermacher-Duos ernstgemeint geplant war, hat sich mittlerweile so etabliert, dass sogar die Granden des selbstgeschriebenen Chansons auf der Bühne sitzen. Am Samstag fand das Finale der Liedermacherliga im Rechenzentrum statt – mit einem würdigen Konzert von Götz Widmann.

Dass sich so schnell Legenden stricken lassen, hätte auch niemand gedacht: Was ursprünglich mal als Gaudi des Potsdamer Liedermacher-Duos ernstgemeint geplant war, hat sich mittlerweile so etabliert, dass sogar die Granden des selbstgeschriebenen Chansons auf der Bühne sitzen. Am Samstag fand das Finale der Liedermacherliga im Rechenzentrum statt – mit einem würdigen Konzert von Götz Widmann. Mehr als nur ein Rausschmeißer, keine Frage.

Sie lebt ja vom Improvisationscharakter, diese Liedermacher-Veranstaltung, die sonst monatlich im Kuze stattfindet und am vergangenen Samstag des Platzes halber in den Innenhof des Rechenzentrums verlegt wurde. Dort war es tatsächlich so voll, dass das Kuze gar nicht das gesamte Publikum hätte fassen können. Das mag auch an der glorreichen Geschichte der Liedermacherliga liegen: 440 Songs sind in den fast fünf Jahren seit November 2013 entstanden, als das Event damals noch im Waschhaus seinen Ursprung hatte. Manchmal sind diese fixen Ideen einfach die besten.

Immerhin, was für ein bierseliger Sommerabend, der unter dem Motto „Vogel“ stand – ein Piepmatz als Headline, das versprach schon einiges. Lausigen Wortspielen war damit Tür und Tor geöffnet, und natürlich konnte es um nichts anderes gehen, als Vögel beim Vögeln zu beobachten, kleine weiße Friedenstauben zu besingen, sich einen anzuzwitschern oder generell belanglosen Blödsinn zu fabrizieren, der sich nun mal gut singen lässt. Und genau das ist ja das Magnetische des simplifizierten musikalischen Ergusses: Mehr als ein paar schräge Gedanken und eine Gitarre sind nicht notwendig.

Und genau so kam es dann auch: Da spielte die Heinrich-Hoffmann-Gedächtnis-Kapelle, die sich am Duktus des Struwwelpeter-Autors entlanghangelte – „Das ist ne Gans und kein Ganter, das hat Hans gleich erkannt, ja“. Oder Amanda Morena, deren Flügel aus dem Keyboard wuchsen. Ott'n'See huldigten obdachlosen Friedenstauben und Carlo kontaminierte Kinderlieder mit politischem Kabarett, dessen Zielscheibe – wie sollte es anders sein – Merkel, Spahn und Seehofer waren. Selig saß man in der Potsdamer Sommernacht und kicherte sich einen. Mit Freddy und Lukas, den Gründervätern, sowie dem König der Trinklieder, Robert Kaufmann. Noch jemand dabei? Ach ja: Kommen eh nicht, der Name ist Programm. Das gilt auch für Disaster. Wie man merkt: alles komische Vögel.

Aber eigentlich warteten alle doch auf den König der gitarrenlastigen Unterhaltung: Götz Widmann. Der spielt ja nicht das erste Mal in Potsdam, und ist mittlerweile in die Familie aufgenommen – wenn die Veranstalter den Grill nicht in Gang bekommen, stellt Widmann sich eben selbst hin. Und kommt auf die Bühne mit der gewohnten Melodramatik: Frisch getrennt sei er, also alles wie immer. Was dagegen hilft? Etwas Cannabispropaganda etwa, mit Eduard, dem Haschischhund, oder larmoyante Huldigungen an das Leben. Und so richtig aufhören konnte er später auch nicht: „Ist es schon elf?“, fragte er. „Es ist kurz vor zwölf, Götz.“ Kurzes Achselzucken: „Dann spiel ich noch einen.“ Was für ein schräger Abend.

Oliver Dietrich

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