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Die Berlinale findet vom 7. bis zum 17. Februar statt. Leider nur in Berlin.

© Manfred Thomas

Kolumne zur Berlinale 2019: Warum die Berlinale nicht in Kleinmachnow zu Gast ist

In Kleinmachnow gibt es in diesem Jahr kein Berlinale-Kiezkino. Und das hat vermutlich seine Gründe. 

Berlin - Jetzt kann die Berlinale einpacken. Die Festivaltaschen dieses Jahrgangs sind schwarz-weiß-grau, wie so’n oller Film. Vielleicht ist es wegen Kosslick.

Im Fanshop am Potsdamer Platz verzweifelt eine ältere Dame daran, das Schnürband des Retro-Rucksacks aufzukriegen. „Das leiert noch aus“, tröstet eine Verkäuferin. Hoffentlich gilt das nicht für die Babyschnuller; neu im Angebot für fünf Euro. Auf jeden Fall sind sie GAR NICHT GEFÄHRLICH. Zitat aus der Packungsbeilage: „Falls der Beruhigungssauger vollständig in den Mund des Kindes gerät, geraten Sie NICHT IN PANIK, er kann nicht verschluckt werden und ist dafür konstruiert, ein solches Ereignis zu bestehen.“ Hoffentlich sind die Babys dafür auch konstruiert.

Berlinale-Taschen: Schnell kaputt und Laptops passen nicht rein

Was alle Berlinale-Taschen gemein haben: Wichtige Papiere knicken hier drin. Laptops passen kaum rein. Der Reißverschluss reißt irgendwann – auch der meiner Erstlieblingstasche in meiner Zweitlieblingsfarbe (Jg. 2007; lila). Immerhin, das Innenfutter hilft beim Transport von Weinflaschen. Und die kann man zur Berlinale gut gebrauchen. 

Der Eröffnungsfilm ist trotz viel Herzschmerz eher zum Ausnüchtern: Hier stirbt ein Bruder an einer Überdosis, da verprügelt ein Mann seine Kinder und seinen Vater mit einem Telefon, das eine Wählscheibe hat. „Das Kino ist oft ein Sprung ins Ungewisse“, sagt die Jurypräsidentin Juliette Binoche zum Auftakt und lächelt fein. Die Berlinale ist oft mehr: ein Sprung ins ungewisse Unglück. Hoffentlich hat das jemand Juliette Binoche vorher gesagt.

Kleinmachnower müssen mit der Bahn ins große Kino fahren

Was Berliner wissen sollten: Die Berlinale findet diesmal nicht in Kleinmachnow statt. Offenbar haben sie Angst vor Wildschweinen. Oder den Clanhorden, die Bushido verjagt haben. Kleinmachnower müssen also mit der Bahn ins große Kino fahren. Und sich nach dem Spätfilm ein Hotelzimmer in Berlin nehmen.

Robert Ide, Berlin-Ressortleiter beim Tagesspiegel.  
Robert Ide, Berlin-Ressortleiter beim Tagesspiegel.  

© Kai-Uwe Heinrich

Wie der Hertha-Fan aus Leipzig, der per Zug zum Pokalspiel gegen die Bayern anreiste. „Wegen der Berlinale hab’ ich nur ein Hostel an der Potsdamer Straße gekriegt“, klagte er im Bordrestaurant. „Oh, ein heißes Pflaster“, warf eine Frau vom Nebentisch ein, „Rotlicht und so; aber dit kiekt sich weg.“ Dazu der Mann: „Die Dame kommt mir sowieso nur aufs Zimmer, wenn sie Hertha heißt.“ Wann wird endlich ein Berlinale-Film über Hertha-Fans gedreht? Unglück hat der Verein ja oft genug.

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