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Kultur: Königsschloss, Damenstift, Fabrikantenvilla Geschichten über Häuser und Menschen in Potsdam

Schon das Buchcover ist Programm. Die Fotomontage auf der Vorderseite zeigt Abbildungen von Schloss Lindstedt, dem Borchertstift und der Villa Kampffmeyer.

Schon das Buchcover ist Programm. Die Fotomontage auf der Vorderseite zeigt Abbildungen von Schloss Lindstedt, dem Borchertstift und der Villa Kampffmeyer. Dazu kommen Bildnisse von Friedrich Wilhelm IV., einer Dame um 1900 und von Otto von Mendelssohn-Bartholdy. Und Karin Markert, die in den 1980er Jahren als Journalistin für die BNN arbeitete, stellte bei ihrer Buchvorstellung am Mittwochabend heraus, dass es ihr neben der architektonischen Schönheit der ausgewählten Gebäude um die Geschichte(n) der wechselnden Nutzer geht.

So ist das erste der insgesamt 24 Kapitel der reich bebilderten, im Eigenverlag erschienenen, mehr als einhundert Seiten starken Broschüre auch Schloss Lindstedt und seinem baulichen Retter gewidmet: ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann, dem Gerichtsmediziner Kurt Markert. Hier kann Karin Markert Fakten und Erinnerungen aus erster Hand verarbeiten und tut das auch sehr ausgiebig.

Bei den meisten der anderen Kapitel war sie auf die Mitarbeit zahlreicher Menschen angewiesen, um die oft mehr als einhundert Jahre alten, zumeist wechselvollen Geschichten der jeweiligen Gebäude zu recherchieren. Die Autorin, die seit ihrem siebten Lebenjahr in Potsdam wohnt, kann dabei auf eine über 30-jährige Beschäftigung mit dieser Thematik zurückgreifen, die sich unter anderem in den 80er Jahren in der BNN-Serie „Wohnen im Denkmal“ niederschlug. Für ihr gerade erschienenes Buch Königsschloss, Damenstift, Fabrikantenvilla – Von Häusern und Menschen in Potsdam“ hat sie ihre früheren journalistischen Arbeiten gesichtet, überarbeitet und ergänzt und während ihres sehr gut besuchten Vortrages im Gemeindesaal der Heilig-Kreuz-Gemeinde betonte Karin Markert, wie wichtig es ihr sei, gerade auch die Menschen zu erwähnen, die in den vergangenen zwanzig Jahren dafür gesorgt haben, dass „Potsdam wie Phoenix aus der Asche“ wiedererstanden sei.

Bei der Buchvorstellung las sie die Kapitel über die neobarocke Villa Kampffmeyer, die vom Fabrikantenwohnsitz zum Jugendclub und schließlich zur Einrichtung der Staatssicherheit mutierte und über die Großindustriellenvilla Quandt am Griebnitzsee, die 1957 in eine Polytechnische Oberschule verwandelt wurde. Diese spannenden Nutzungsgeschichten finden nach der Wende nicht selten ein Ende und es ist an nicht wenigen Stellen ein leises Bedauern darüber zu spüren, dass ehemals bedeutende Einrichtungen wie beispielsweise das Konzerthaus in der Hegelallee 25 (später Haus der sowjetischen Offiziere) in der Gegenwart einer Seniorenresidenz weichen mussten.

Karin Markert „rettet“ in ihrer „Liebeserklärung an Potsdam“ ein Stück Kulturgeschichte vor dem Vergessen, wenn sie das Leben der 30er Jahre beschreibt, das mit Künstlern wie Wilhelm Kempff, Erich Kästner oder Brigitte Horney verbunden war. Und es ist gut zu lesen, dass sie nicht nur berühmte Namen verewigt, sondern auch dem Feinkosthändler Hans-Joachim Leue in der Feuerbachstraße ein „Denkmal“ setzt, der in den Versorgungsengpässen der DDR-Zeit ein geradezu vorbildliches Angebot für die Potsdamer organisierte. Astrid Priebs-Tröger

Karin Markert: „Königschloss, Damenstift, Fabrikantenvilla - Von Häusern und Menschen in Potsdam“, 14,90 Euro

Astrid Priebs-Tröger

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