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Reklame. Herbert Sander gestaltete hoch professionell und ästhetisch ausgereift zahlreiche Ausstellungen und entwarf dafür Plakate. Er prägte das Erscheinungsbild der Schlösser entscheidend mit.

© SPSG

Kultur: Königlicher Gestalter

Ein Nachruf auf Herbert Sander von Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung

Rückblickend war es Fügung. Denn hier traf sich, was einander brauchte. Die Potsdamer Schlösser bekamen mit Herbert Sander jemanden, der für sie im besten Sinne des Wortes Werbung machte. Und Herbert Sander fand in den Schlössern Sujets, die seiner ganzen Kunst bedurften. Denn im Schaffen des studierten Malers, Grafikers und ehemaligen Szenenbildners der Defa spielten die Schlösser und Gärten seit Ende der 1960er Jahre eine prominente Rolle. Sie bekamen von ihm etwas, wofür es in der überschaubaren Werbewelt der DDR keinen wirklich adäquaten Begriff gab, das sich heute aber am ehesten mit Corporate Design beschreiben lässt.

Es begann mit Plakaten und der Gestaltung von Publikationen wie der 1969 von Hans-Joachim Giersberg vorgelegten über „Das Schlosstheater im Neuen Palais“. Es mündete in der „Erfindung“ eines Berufsbildes, das die dafür in der Arbeiter- und Bauernrepublik eigentlich zuständige Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft, kurz DEWAG, so nicht kannte: Spätestens seit 1986 war Herbert Sander der wichtigste Ausstellungsgestalter der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci – und er blieb es bis 2003 auch für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG).

1986 war gewissermaßen das Annus mirabilis in den Ausstellungsannalen der Schlösser und Gärten und dafür, dass es ein „Wunderjahr“ wurde, hat Herbert Sander viel getan. In der DDR wurde die Ausstellung „Friedrich II. und die Kunst“, was 1977 die „Staufer“-Schau in der Bundesrepublik war: legendär. Sie war aber nicht nur kultur- und geschichtspolitisch eine Zäsur, sondern durchaus auch gestalterisch. Mit seinen Ideen prägte Herbert Sander das Erscheinungsbild der Schlösser entscheidend – hoch professionell und ästhetisch ausgereift. So sind die von ihm für die Friedrich-Ausstellung entworfenen Vitrinen immer wieder neu bestückt in den Schlössern zu finden. Im Übrigen spricht die Liste der von Herbert Sander gestalteten Ausstellungen schlicht für sich: 1988 „Der Große Kurfürst“, 1993 „Schlösser und Gärten in Potsdam“, 1997 „Friedrich Wilhelm II. und die Künste“, 1999 „Onder den Oranje Boom“, 2002 „Prinz Heinrich von Preußen – Ein Europäer in Rheinsberg“.

Technisch und stilistisch standen Herbert Sander diverse Instrumentarien zu Gebote. Er vermochte Feingliedriges zu liefern wie 1999 das Plakat für die Knobelsdorff-Schau „ zum Maler und zum großen Architekten geboren ...“, das schon für sich genommen exzellente Zeichenkunst war. Aber genauso gut konnte er auch farbstark „Reklame machen“ oder gar in Ausstellungen mit dem für die Schlösser neuen Gestaltungselement der Großinstallation verblüffen – 1999 etwa mit der Wanddekoration im Porzellankabinett, die bis heute im Schloss Oranienburg zu sehen ist, oder mit der Illusion des Mittelrisalits am Schloss Paretz als Verheißung für die dann realisierte Rekonstruktion.

Überhaupt Paretz. Mit diesem Haus fühlte sich Herbert Sander besonders eng verbunden. Hier gestaltete er seit 1989 mehrere Ausstellungen, ließ zum Beispiel Johann Gottfried Schadow zeichnerisch und bildhauerisch der Königin Luise begegnen oder rückte die „Preußischen Porträts“ Johann Heinrich Schröders in rechte Licht.

Deshalb passte es auch, dass in Paretz 2013 eine seiner letzten Ausstellungen zu sehen war. In Zusammenarbeit mit dem Verein Historisches Paretz zeigte er eigene Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft und der märkischen Schlösser. Das war das Zentrum seines Oeuvres. Von hier aus begann die lange Verbindung zu den preußischen Gärten und Residenzen. Es ist gut, dass die SPSG manche Arbeiten Herbert Sanders für ihre Graphische Sammlung und für die Gemäldesammlung erwarb. Hier gehören sie hin.

Der Tod Herbert Sanders hinterlässt eine Lücke, zu betrauern ist ein Künstler von Rang. Aber weil er genau dies war, bleibt sein Werk. Das ist ein Trost.

Prof. Dr. Hartmut

Dorgerloh

ist Generaldirektor der

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

(SPSG)Foto: R. Budweth

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