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Satte Farben, satte Spiellust. Der Kleine Prinz, gespielt von Clara Schoeller, will nicht nach der Pfeife des eitlen Königs (Michael Gerlinger) tanzen.

© Andreas Klaer

Kultur: Kleiner Prinz mit Fleisch und Witz

Neue Premieren, alte Probleme: Das Theater Poetenpack stellt sein Sommerprogramm vor

Pinocchio, Pippi Langstrumpf und nun „Der Kleine Prinz“: Im traditionellen zweijährigen Turnus inszeniert das Theater Poetenpack seine Familientheaterstücke und hat sich für diesen Sommer die Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry vorgenommen. Anfang Juni wird Premiere im Stammsitz des Poetenpacks, im Q-Hof in Potsdam-West sein.

Mit dem Kleinen Prinzen hat sich die Kompanie nicht gerade die leichteste Aufgabe gestellt: Bisher hatten sich die literarischen Vorlagen hervorragend für eine Bühnenfassung geeignet – geschrieben für Kinder, dialog- und handlungsreich zugleich. Anders „Der Kleine Prinz“, diese schwebende Erzählung mit jenem traurig-schönen Schulterzucken über das irdische Dasein, geschrieben 1943, über die Reise eines kleinen Prinzen auf fremde Planeten und seine Suche nach einem wahren Freund. Saint-Exupérys philosophisch-poetischer Streifzug eignet sich eigentlich schwerlich dafür, für Kinder auf die Bühne gebracht zu werden. Und doch haben es viele Theater im Programm, dank auch der dramatisierten Fassung der Österreicherin Elisabeth Vera Rathenböck. Nicht der Tod und die Einsamkeit werden da in den Vordergrund gerückt, sondern die Freundschaft und die wirklich wichtigen Begegnungen miteinander.

„Man muss ihm Fleisch geben, das er nicht wie ein Blatt im Wind ist“, sagt Clara Schoeller über die Figur des Kleinen Prinzen, den sie mimt – eher zupackend und weniger nachdenklich. Für die Kinder also mehr Körper als Kopf: Auch das Bühnenbild ist darauf angelegt. Große Sitzsäcke, in die sich der Kleine Prinz knautscht, die Wüste als monochrom gelb-warme Stoffbahnen, die die Bühne begrenzen, kräftige Farben und weiche Formen, die an Bubbelblasen erinnern. Und nicht zuletzt geben die Schauspieler Michael Gerlinger und Felix Isenbügel den Nebenfiguren mit ihren Eitelkeiten durch ihre Körpersprache viel handfesten Witz.

„Der Kleine Prinz“ passe sehr gut zum Q-Hof, sagt Andreas Hueck, Künstlerisches Leiter des Poetenpacks. Und in der Tat bietet bereits die erste Draußen-Probe den besten Beweis. Allein das knallig-bunte Bühnenbild der Traumlandschaft steht im schönen Kontrast zu dem backsteinernen grauen Hofgelände.

Im vergangenen Jahr bespielte das Poetenpack seinen eigentlichen Aufführungsort nicht. Dafür hatte es 2016 das Heckentheater mit seiner Inszenierung des „Cyrano de Bergerac“ als Spielort für sich entdeckt. Auch in diesem Jahr bespielt das Poetenpack erneut das von einer Hainbuchenhecke umgebene Areal am Neuen Palais. Diesmal wird Molières „Der Eingebildete Kranke“, wieder ein französischer Klassiker, gezeigt.

Wie Andreas Hueck sagt, hat die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG) der Kompanie das Heckentheater als kontinuierliche Spielstätte fest zugesprochen, der offizielle Bescheid allerdings steht noch aus. Damit kann das freie Theater mit zwei ungewöhnlichen Orten aufwarten. „Das Heckentheater wird eine Marke werden“, ist sich Andreas Hueck sicher. „Das hat Entwicklungschancen wie Hannover-Herrenhausen oder Rheinsberg.“

Auf Kooperationen wie die mit der SPSG ist das Freie Theater angewiesen, vor allem auf die finanzielle Unterstützung. In diesem Jahr hat das Ensemble zwar mehr Gelder von Stadt und Land erhalten, so etwa 10 000 Euro zusätzlich aus dem städtischen Haushalt. Doch die Mittel führten laut Hueck lediglich dazu, dass sie „nicht auf dem letzten Loch pfeifen“. Nach wie vor sieht er sich, auch nach nunmehr fast 20 Jahren in Potsdam etabliert, „mit dem Rücken zur Wand“. Ende dieses Jahres läuft der Pachtvertrag mit der SPSG für die Lagerräume am Tiefen See auf der Babelsberger Seite aus. Die Gebäude sollen zeitnah, so die Planung, abgerissen werden, um Sichtachsen freizulegen und den Babelsberger Park, als Teil des Unesco-Weltkulturerbes, weiter auszugestalten. Zwar zahlt das Poetenpack angesichts des schlechten Zustands des Gebäudes keine Miete, doch mit dem neuen Jahr müssen nun auch ein neues Lager für Bühnentechnik und -ausstattung, für Kostümfundus und ein geeigneter Probenraum her. Benötigte Fläche laut Hueck: etwa 500 Quadratmeter.

Ein wenig mehr Kooperation erhofft sich der Künstlerische Leiter von der neuen Intendantin des Hans-Otto-Theaters, Bettina Jahnke. Bislang hat sich das Verbindende zwischen Freiem und Städtischem Theater ja meist lediglich darauf beschränkt, dass das HOT Stücke wie „Kunst“ von Yasmina Reza oder Lessings „Nathan, der Weise“ ins Programm hob, die auch das Poetenpack zuvor aufführt hatte. Grit Weirauch

„Der Kleine Prinz“, Premiere am 3. Juni um 16 Uhr im Q-Hof, Lennéstraße 37

Grit Weirauch

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