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Kultur: „Kleiner Hei“ neben großen Haien Nell Zink erhält den Buchpreis von Wist

Wenn Carsten Wist zur Verleihung des „Kleinen Hei“ lädt, platzt sein Literaturladen jedes Jahr aus allen Nähten. Die meisten Karten sind vorreserviert, die ersten Gäste belegen schon eine halbe Stunde vorher ihre Plätze, lassen sich Wein und Wasser von Wists Kindern einschenken.

Wenn Carsten Wist zur Verleihung des „Kleinen Hei“ lädt, platzt sein Literaturladen jedes Jahr aus allen Nähten. Die meisten Karten sind vorreserviert, die ersten Gäste belegen schon eine halbe Stunde vorher ihre Plätze, lassen sich Wein und Wasser von Wists Kindern einschenken. Und wie jedes Jahr staunt man, wie viele Menschen doch noch in den ersten Stock seines Ladens passen, wenn schon alle Stühle besetzt sind.

Seit inzwischen 14 Jahren vergibt Carsten Wist seinen privat gesponsorten Preis – allein das ist außergewöhnlich im deutschen Buchhandel. „Der kleine Hei“, benannt nach seinem jüngsten Sohn Heinrich, soll Autoren, oder wie in den vergangenen Jahren zumeist geschehen, Autorinnen ehren, die sich im Haifischbecken des Literaturbetriebes mit ihrem Debütroman beeindrucken. Diesmal wurden Wist und sein Kollege Felix Palent bereits im März bei einer Lesung in der Villa Quandt auf eine Autorin aufmerksam, die sich über den Herbst hinweg als klare Favoritin behauptete: Die Amerikanerin Nell Zink mit ihrem Roman „Der Mauerläufer“ – eine Geschichte über Vögel und Vögeln, Ehe und Ehebruch.

Fast mehr noch als das Buch hat die Geschichte der Entstehung den Literaturbetrieb begeistert und Zink erzählt sie erneut ausführlich: Der amerikanische Großmeister der Literatur, Jonathan Franzen, wollte Zinks Agent werden, so sehr war er von ihrem Schreiben begeistert, „Ich habe für ihn geschrieben, um ihm zu imponieren“, sagt Zink. „Der Mauerläufer“ ist denn auch voller Querverweise auf die reale Mailkorrespondenz zwischen den beiden Hobbyornithologen. Und natürlich kommt das Gespräch auf das aktuelle Amerika: Ihren Wohnort Bad Belzig begründet Zink damit, dass sie in die Verbannung geschickt wurde „wegen Subversion“. Bad Belzig sei Sibirien, sagt sie spöttelnd. „Jetzt fallen die Schleier.“

Carsten Wist hat an diesem Nikolausdienstag aber nicht nur seinen „kleinen Hei“ verschenkt, sondern wurde auch selbst beschenkt: Alexander Kluge, der am Abend an der Filmuniversität den „Dada-Preis“ verliehen bekam, schaute am Nachmittag bei Wist vorbei und las spontan. Da waren allerdings nur zwei Gäste im Laden.giw

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