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Kultur: Klein und fein

„Kleine Formate“ in der Kunstschule Potsdam

Die Ideen scheinen ihr nicht auszugehen. In den fünfzehn Jahren seit ihrem Bestehen haben unzählige Kinder und Erwachsene bei ihr die ersten künstlerischen Schritte getan oder sich gar auf ein Studium der Bildenden Kunst vorbereitet. Jedes Jahr finden im Babelsberger Rathaus mehrere Ausstellungen statt. In diesem Jahr sind es bereits fünf, eine sechste wird am Jahresende folgen. Die Rede ist von der Kunstschule Potsdam, die seit Mitte Oktober ihre „Kleinen Formate“ präsentiert.

Diese Idee ist nicht neu, aber für die Babelsberger Institution der erste Versuch, im Gegensatz zu sonstigen inhaltlichen Vorgaben, jetzt formale Kriterien in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen. „Klein“ meint hier Formate von fünf mal fünf Zentimetern bis hin zu DIN A3, in das aber wiederum weitaus kleinere Bilder reingedruckt wurden. Die aktuelle Exposition „beschränkt“ sich diesmal auf Malerei, Zeichnung, Grafik, Keramik, Collagen und einige Objekte. Wenn man das überhaupt als Beschränkung ansehen kann.

Denn zu sehen sind so unterschiedliche Objekte wie die „Kleine Stadt“ aus Ton von Frederick Friese, skurrile gezeichnete Krimigeschichten von 11- bis 12-jährigen Jungen und ein „Gläsernes Hochhaus“ als Gemeinschaftsarbeit von mehreren Fünf- bis Siebenjährigen. Dessen Grundform, ein ehemaliger Werbeträger aus der Apotheke, gefunden in „unserer Asservatenkammer“, wie Geschäftsführerin Thea Moritz augenzwinkernd erzählt, lässt viel vom fantasievollen Umgang mit der Wirklichkeit erahnen. Oftmals lassen sich sowohl Lehrer als auch Schüler von alltäglichen aber auch ausgefallenen Dingen, seien es nun Papiere aller Art, Fahnen aus Ghana oder alte Schranktüren, inspirieren.

Diesmal entstanden unter anderem auf Kalenderblättern kleine Szenen. Auf einem Januar-Schneeglöckchen-Foto hat die achtjährige Carolina eine witzige „Tanzveranstaltung“ inszeniert, daneben findet sich viel gemaltes Leben in den Wassertropfen eines grünen Halmes.

„Klein“ meint hier nicht unbedeutend oder unwichtig, sondern zeigt eher die Betrachtungsweise von Kindern, die sich oft für das interessieren, was „man“ mit dem bloßen Auge nicht sehen kann. Genauso anregend und überraschend die Überzeichnungen von ockerfarbenen Landschaften auf weißen Grußkarten. Mit Edding und Farbkreiden haben Grundschulkinder diese belebt und so fliegen bei Lisa mehrere lebensfrohe Figuren zwischen hohen Bäumen herum.

An der Wand gegenüber hängen sehr farbenprächtige Bilder mit Titeln wie „Elefanten nicht für den Kochtopf“ oder „Kleiner Specht was nun?“. Doch sie stammen nicht von Kindern, sondern von erwachsenen Kursteilnehmern. Diese ließen sich anregen von zwei mal drei Meter großen Zeremonienfahnen aus Afrika, auf denen in einfacher Formensprache und prächtiger Farbigkeit Szenen aus dem Alltagsleben oder auch zur allgemeinen Belehrung dargestellt sind. Sicher eine Herausforderung, diese auf einem Postkartenformat unterzubringen.

Und so hat die gesamte Schau durchaus das Prädikat „klein und fein“ verdient und nicht nur die Schöpfer mit den Chancen und Schwierigkeiten der Beschränkung auf kleine Formate vertraut gemacht.

Bis 27. November, Kulturhaus Babelsberg, Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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