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Der junge Pianist Yaozong Song ist einer internationalen Schüler bei der diesjährigen Sommerakademie "Edwin Fischer".

© PRIVAT

Klavier-Meisterklasse in Potsdam: „Musik ist mein treuester Freund“

Auch in diesem Jahr kommen Pianisten aus aller Welt nach Potsdam, um in der Edwin-Fischer-Sommerakademie von berühmten Musikern zu lernen. Was sie antreibt und an welche Tradition die Meisterklasse anknüpft.

Potsdam - Dass auch in diesem Jahr die Edwin-Fischer-Sommerakademie für junge Pianisten erneut in Potsdam stattfinden kann, ist einmal mehr der anhaltenden Begeisterung von Alexander Untschi zu verdanken. Seitdem der Wahlpotsdamer vor elf Jahren die Meisterklassen für junge Musiker begründete, kamen schon viele berühmte Klavierkünstler und noch viel mehr junge Pianisten aus aller Welt in die Landeshauptstadt.

Der Pianist Alexander Untschi, der selbst einst bei Paul Badura-Skoda in Wien studierte, knüpfte damit an die Meisterklassen im Marmorpalais an. Dort am Heiligen See mitten im Neuen Garten gaben schon vor einhundert Jahren die Pianisten Edwin Fischer und Wilhelm Kempff, der Geiger Georg Kulenkampff und der Dirigent  Wilhelm Furtwängler Intensivkurse für den musikalischen Nachwuchs. 

Meisterklassen: Eine Potsdamer Tradition

Mit dieser Tradition verbindet auch Professor Klaus Hellwig, der Leiter des diesjährigen zwölften Meisterkurses, noch etwas. Als junger Mann hat er selbst noch an den berühmten Beethoven-Klassen von Wilhelm Kempff, der lange Jahre in Potsdam wohnte, teilgenommen. Angesichts der großen zeitlichen Abstände in der Musik – oft liegen fünfzig und mehr Jahre zwischen Schüler und Lehrer und noch weit mehr zwischen den Komponisten und den Interpreten – hält Hellwig es für besonders wichtig, viel zu erklären, „so dass die jungen Leute dann selbst daran weiter arbeiten können“.

Seit einigen Jahren findet der Unterricht im prächtigen Festsaal des Palais Lichtenau statt – diesmal natürlich unter besonderen Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von Coronaviren. Der Pandemie trotzen in gewisser Weise auch die neun jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen zwischen fünfzehn und fünfunzwanzig Jahren, die in diesem Jahr nach Potsdam reisen.  

Einer von ihnen ist Yaozong Song. Weil viele Konzerte,  Meisterkurse und Wettbewerbe abgesagt wurden, gab es schon einige Einbußen, sagt der Musiker aus China, der an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf studiert. Online-Unterricht bot nur einen kleinen Ersatz für die ausgefallenen Stunden im direkten Dialog mit dem Lehrer. Umso mehr freut sich der Vierunzwanzigjährige auf die Potsdamer Meisterklasse mit Professor Hellwig von der Berliner Universität der Künste.

Der Pianist Alexander Untschi belebte die Tradition der Potsdamer Sommerakademien vor einigen Jahren neu.
Der Pianist Alexander Untschi belebte die Tradition der Potsdamer Sommerakademien vor einigen Jahren neu.

© Andreas Klaer

Aufgewachsen mit dem Akkordeon, begleitet von Liszt

Yoana Raycheva aus Bulgarien stimmt dem aus ganzem Herzen zu. Seit zwei Jahren studiert sie das Hauptfach Klavier an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar. Die Zeit des Lockdowns verbrachte sie bei ihrer Familie in Varna. Nach der Rückkehr musste sie ziemlich einsame vierzehn Tage in Quarantäne überstehen, bevor sie wieder an die Musikhochschule durfte, die als eine der ersten Hochschulen schon Anfang Mai  wieder geöffnet hatte.

Dass Yoana Raycheva täglich an den Häusern von Liszt, Goethe und Schiller vorbeikommt, sei eine große Inspiration für sie, sagt die Einundzwanzigjährige. Werke aus jener Zeit, etwa von Beethoven, Schumann oder Liszt, gehören zu ihren Favoriten. Überhaupt findet sie, dass es etwas bedeutet, wenn diese Musik aus einer längst  vergangenen Epoche immer noch gespielt wird. Und es sei ja auch nie zu spät, um sich für die klassische Musik zu interessieren, fügt sie hinzu. Bei ihr selbst fing das Interesse allerdings schon mit fünf Jahren an, als sie mit dem Akkordeon zu spielen begann. Und bislang brachte ihr die Musik nur Gutes: „Alles, was mir in meinem Leben passiert ist, hat mit Musik zu tun“, sagt die junge Frau. „Meine glücklichsten Erinnerungen sind mit Musik verbunden.“

Auch die Bulgarin Yoana Raycheva kommt in diesem Sommer zur Sommerakademie nach Potsdam.
Auch die Bulgarin Yoana Raycheva kommt in diesem Sommer zur Sommerakademie nach Potsdam.

© Evita Lohu

Musik als treuester Freund

Auch Yaozong Song erinnert sich sehr gern an seinen ersten Klavierunterricht mit seinem Lehrer im Kindergarten, als er gerade mal vier Jahre alt war. Derzeit arbeitet er am wundervollen und extrem schweren zweiten Klavierkonzert von Johannes Brahms. Generall mag er alle Klavierwerke, aber zu seinen Lieblingskomponisten zählen J. S. Bach, Beethoven, Mozart, Rachmaninow. Für Yaozong Song ist die Weitergabe der klassischen Musik sehr wichtig. Denn „man muss die Tradition berücksichtigen, auch wenn man sich etwas Neues ausdenkt.“

Eine gute Kombination aus Tradition und Innovation könnte die Musik interessanter machen, meint Yaozong Song, und das könnte vielleicht mehr junge Leute in den Konzertsaal bringen. Auf die Frage, was die Musik für ihn persönlich bedeutet, erklärt er: „Musik ist mein treuester Freund. Egal, ob ich glücklich oder traurig bin, die Musik ist für mich da. Sie gibt mir geistigen Trost.“

Die 12. Edwin-Fischer-Meisterklasse beginnt am 10.8. um 10 Uhr im Palais Lichtenau. Gasthörer sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei, eine Spende erwünscht.

Am 16.8. ab 17 Uhr findet das Abschlusskonzert statt. Online-Anmeldungen unter untschi@gmail.com.

Babette Kaiserkern

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