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Liebt die menschliche Stimme: Andreas Ottensamer.

© Lars Borges/Mercury Classics

Klarinettist Andreas Ottensamer: Wandern mit Stimme und Instrument

Musik fängt an, wenn man über sein Instrument hinausdenkt, sagt der Wiener Klarinettist Andreas Ottensamer.

Sein Instrument trägt er wie einen Rucksack: Auf dem Cover seiner aktuellen CD hat Andreas Ottensamer die Klarinette geschultert, als würde er auf Wanderschaft gehen. Und in gewisser Weise ist Andreas Ottensamer das auch, auf Wanderschaft zwischen den Kulturen und den Instrumenten.

„Ich bin ein Fan von ungarischen Liedern“, sagt er. „Da ist so eine Wehmut in der Musik und den Texten, die ganz schön ist.“ Ottensamers Mutter ist Ungarin, der Vater Österreicher. Beide sind stark verwurzelt in der Musik, die Mutter als Cellistin, der Vater Ernst ebenso wie der ältere Bruder als Klarinettist. Daraus, sagt Andreas Ottensamer, ist eine gewisse Ungezwungenheit im Umgang mit Musik erwachsen.

Mit seinen 26 Jahren ist der geborene Wiener der Shootingstar der Berliner Philharmoniker. Seit 2011 ist er Mitglied im Orchester und war damals mit gerade mal 22 Jahren der jüngste Solo-Instrumentalist des Ensembles. Zuvor spielte er beim Deutschen Symphonieorchester.

Als Vierjähriger schon erhielt Ottensamer Klavierunterricht, mit zehn Jahren wechselte er zum Cello – und als Dreizehnjähriger begann er, Klarinette zu spielen. Die verschiedenen Instrumente empfindet er als Bereicherung: „Generell ist es gut, sich an anderen Instrumenten zu orientieren“, sagt er.

Er wolle kein, wie er sagt, Fachtrottel an seinem Instrument sein. „Musik fängt an, wenn man über sein Instrument hinausdenkt.“ Eine besondere Vorliebe hat er allerdings für die menschliche Stimme. Und das nicht nur, weil die Klarinette dasjenige Instrument im Orchester ist, das ihr am nächsten kommt – sich mit seinem Timbre, Tongebung und Phrasierung am Atem orientiert. Sondern weil es das natürlichste Instrument ist. Ottensamer selbst wirkt wie ein Naturbursche und diese Ursprünglichkeit begeistert die Musikkritik. Seit er 2009 der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker beitrat, spielt er in den großen Konzertsälen der Welt, nicht nur in Berlin und Wien, wo er studierte, sondern auch in der Londoner Royal Albert Hall und der Wigmore Hall sowie in der Suntory Hall in Tokio. Als „Stürmer und Dränger“ wurde Ottensamer bezeichnet. Ottensamer selbst begründet das mit seinen ungarischen Wurzeln. „Die ungarischen Volkslieder haben etwas Losgelöstes, Zwangloses, sind oft sehr rassig und virtuos.“ Und vor allem die Tiefgründigkeit und den Melodienreichtum der ungarischen Lieder schätze er. Kein Wunder, dass Ottensamer sich Brahms’ „Ungarischen Tänzen“ gewidmet hat. Für sein Album „Brahms: The Hungarian Connection“ erhielt er 2015 den Echo Klassik und wurde als „Instrumentalist des Jahres“ ausgezeichnet. giw

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