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Kultur: Klarinettentrios im Dreierpack

Palais Lichtenau: Die KAP im Musikalischen Salon

Drei Komponisten, deren drei Stücke für die Besetzung von Klarinette, Violoncello und Klavier geschrieben sind, und dazu drei Instrumentalisten: der avisierte Dreierpack ist perfekt geschnürt. Beim zweiten Musikalischen Salon der Kammerakademie am Donnerstag im Palais Lichtenau wurde er zur Freude des in Scharen herbeigeströmten Publikums entschnürt. Die Herkunftsorte der Tonsetzer – Wien, Moskau und Hamburg – sorgen zusätzlich für eine programmdramaturgisch geschickt gefädelte Städtetrias. Johannes Brahms und Alexander von Zemlinsky sind einander persönlich nie begegnet. Der dritte Komponist im Konzertprogramm ist der Russe Paul Juon. Und um die Zahlenspielerei auf die Spitze zu treiben: Knapp die Hälfte der erklingenden Sätze sind dem Dreiertakt verpflichtet.

Und schließlich steht ein Opus 3 am Beginn des Konzerts. Feder Alexander von Zemlinskys schrieb es unter dem Eindruck seiner Begegnung mit Brahms. Dunkel getönt und wie zerklüftet zeigt sich der Kopfsatz. Dessen expressive Wiedergabe mündet rasch in eine übergroße Lautstärke, für die der Palais-Saal einfach nicht geschaffen ist. Doch wie die expressiven, kontrastexplosiven Klänge dem Raum anpassen, ohne den Gesamteindruck zu beschädigen? Aber vielleicht war auch dieses Stück nicht sonderlich passend für den Ort? Klavier (Thomas Hoppe) und Klarinette (KAP-Solist Markus Krusche) drängen klanglich in den Vordergrund.

Danach sucht das Violoncello (KAP-Stimmführer Jan-Peter Kuschel) die beiden zu übertönen. Abrupte Stimmungswechsel, grelle, hart artikulierte und forcierte Aufgeregtheiten verhaken sich mit lyrischen Passagen. Man bevorzugt einen voluminösen und vorwiegend durchdringenden Sound – den Schwerhörigen zur Freude, den intakten Ohren allerdings kein Labsal. Liedhaft, jedoch mit wenig Geschmeidigkeit und Wärme spielen sie das Andante, lieben stattdessen die dramatischen Zuspitzungen. Von lyrischem Satzcharakter fast keine Spur. Und auch die schlichte, volkstümliche Melodik des Allegro-Finales geht durch den spielerischen Furor doch ein wenig unter.

Kunstvolle Verarbeitungen russischer Volksmelodien zeichnen die Trio-Miniaturen des 1872 in Moskau geborenen Paul Juon aus, die er eigenhändig aus früheren Klavierstücken für den instrumentalen Dreierpack arrangiert hat. Es sind gefällige Seelenergüsse, die von leidenschaftlichen bis tänzerisch beschwingten Aufschwüngen bestimmt sind. Reizvoll, wie in der „Humoreske“ das Thema von einem Instrument zu nächsten wandert. Saitenführend dabei der schwelgend-intensive Celloton.

Ein durchweg tonales Vergnügen, das auch die beeindruckende Wiedergabe des a-Moll-Trios von Johannes Brahms auszeichnet. Im Leisen und Lyrischen erblüht ein enormer Farbenreichtum, dessen Glanz und Geschmeidigkeit in Fortebereichen jedoch rasch vergeht und ins Grelle mündet. Schade auch, dass die Klarinette selbst im Adagio und Andante grazioso einen durchdringenden, Gefühlswärme meidenden Ton bevorzugt. Die brillante Beherrschung der Technik steht dabei genauso außer Frage wie der intensive Beifall.

Peter Buske

Peter Buske

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