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Kirchenmusikerin Johanna Schell verstorben: Im Bannkreis der Orgel

In der altehrwürdigen Domstadt Erfurt wurde Johanna Schell vor nahezu 90 Jahren geboren. Anfang der 1950er-Jahre kam sie in das eher nüchtern-preußische Potsdam, das seine historische Mitte kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bombenhagel verlor.

In der altehrwürdigen Domstadt Erfurt wurde Johanna Schell vor nahezu 90 Jahren geboren. Anfang der 1950er-Jahre kam sie in das eher nüchtern-preußische Potsdam, das seine historische Mitte kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bombenhagel verlor. Die katholische Kirche St. Peter und Paul auf dem Bassinplatz wurde zwar beschädigt, konnte aber 1950, im Jahr der Amtseinführung von Johanna Schell als Kantorin und Organistin, wiederhergestellt werden. Noch während des vierjährigen Kirchenmusikstudiums an der Hochschule für Musik in Berlin- Charlottenburg, das sie 1951 abschloss, wurde sie gebeten, als Organistin in der Gemeinde Potsdam tätig zu werden, in der auch die Chorarbeit mit verankert war.

Die Kirchenmusikerin, die auch ein Musikwissenschafts- und Philosophiestudium abschloss sowie promovierte, hat 37 Jahre an an der Propsteikirche gewirkt. Obwohl Johanna Schell ihre thüringische Heimat sehr liebte, blieb sie nach Eintritt in den Ruhestand in Potsdam. Hier hatte sie ihre künstlerische und geistlich-geistige Heimat gefunden. Am vergangenen Sonntag, am 12. Februar, ist sie ganz unerwartet verstorben.

Johanna Schell bezeichnete man gern als „Grande Dame“ der Potsdamer Kirchenmusik. Sie war auch im Bistum Berlin eine gefragte Orgelsachverständige und bildete rund 150 Organisten für das Nebenamt aus. Stets wollte sie den Kirchenoberen verdeutlichen, dass die Musica sacra unverzichtbar für das gottesdienstliche Feiern und für das Leben in der Gemeinde und darüber hinaus ist. Ihr Orgelspiel geriet oftmals selbst zum Gottesdienst.

Legendär wurden ihre Orgelkonzerte, die sie regelmäßig an der Schuke-Orgel der Propsteikirche St. Peter und Paul gab. Johanna Schell hat ihr damit einen exponierten Stellenwert in der reichen Orgellandschaft gegeben, den ihr Nachfolger im Amt, Andreas Zacher, so nachdrücklich unterstreicht. Die vielseitige und unerschöpfliche Musik Johann Sebastian Bachs stand dabei im Vordergrund, doch auch der streng geistigen und musikalischen Haltung ihres verehrten Lehrers Joseph Ahrens konnte sie viel abgewinnen. Seiner zumeist spröden Musik war sie eine wunderbare Sachwalterin. Auch nach ihrer Pensionierung saß Johanna Schell, wenn die Gesundheit es zuließ, immer wieder auf der Orgelbank, besonders gern in der Kapelle des St. Josef-Krankenhauses.

Für ihr Lebenswerk ehrte man die hoch gerühmte Kirchenmusikerin: 1988 bekam sie den päpstliche Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“, vor zwei Jahren die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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