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Kindertheater-Premiere im Hans Otto Theater: Trotteliger Detektiv sucht Liebe

Wer die Liebe sucht, wird sich wohl etwas anstrengen müssen – besonders wenn man so tollpatschig ist wie Schnuck und dessen Assistentin Schnickschnack. Den beiden ist gern mal langweilig, da müssen eben Ideen her.

Wer die Liebe sucht, wird sich wohl etwas anstrengen müssen – besonders wenn man so tollpatschig ist wie Schnuck und dessen Assistentin Schnickschnack. Den beiden ist gern mal langweilig, da müssen eben Ideen her. Warum nicht einfach ein Detektivbüro aufmachen? Oh ja! Schnell ein Schild aufgehängt – „Detektivbüro Schnuck & Co.“ – und ab geht die lustige Suche. Wann wohl der erste Auftrag kommt?

Der erste Auftrag der Detektei ist dann auch eher ein Unfall: Als Assistentin Schnickschnack (Leonie Rainer) aus Langeweile mit sich selbst Verstecken spielt, hinterlässt sie eine unvollendete Botschaft an Schnuck (Peter Wagner): „An Herrn Schnuck. Such mich! Die Liebe ...“. Das nimmt der Detektiv gleich wörtlich: Eine Reise um die Welt beginnt, nur mit Koffer, Stullenbüchse und einem Bushaltestellenschild, denn irgendwo muss diese ominöse Liebe doch zu finden sein. Die Erwachsenen wissen es natürlich schon lange: Wenn man die Liebe sucht, ist sie eigentlich schon längst da. So dürfen sich die beiden selbstverständlich zum Schluss um den Hals fallen und küssen.

Am gestrigen Mittwoch hatte das arg clowneske Kindertheaterstück „Schnickschnack und Schnuck auf der Jagd nach der Liebe“ in der Reithalle des Hans Otto Theaters Premiere, eigentlich ab sechs Jahren – und glücklicherweise war das Publikum auch genau im richtigen Alter, also: tatsächlich sehr jung. Schon einen Drittklässler hätte das Stück nämlich nicht mehr hinter dem Ofen vorgelockt.

Die Figur des Detektivs hat den Archetypus Sherlock Holmes längst überlebt und steht mittlerweile ganz selbstverständlich für eine trottelige Figur – von Inspektor Clouseau über Columbo bis Kommissar Thiel. Autor Jörg Isermeyer bedient sich für sein clowneskes Stück an diesem Bild. Nur: Die Referenz an Detektivfiguren ist in Kombination mit der dünnen Handlung einfach zu wenig, da mag es noch so gut gespielt sein und noch so ein schickes Bühnenbild (Matthias Müller) haben. Über weite Strecken bleibt es auf der Bühne handlungsarm. Wenn man Kindern abseits fundierten Erkenntnisgewinns zwei tollpatschig Figuren präsentieren will, dann braucht man sie nicht in ein Theater zu setzen, das schafft das Fernsehen nämlich schon lange. Freilich, dafür können weder Schauspieler noch Regie etwas. Doch mag es bessere Stücke zur Auswahl geben. 

„Schnickschnack und Schnuck auf der Jagd nach der Liebe“: Wieder am heutigen Donnerstag um 11 in der Reithalle (Theater Schiffbauergasse 11)

Oliver Dietrich

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