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Kultur: Kaschubien hinter der Foersterbank

Wolfgang Liebert sowie historische Gartenbänke im Haus zum Güldenen Arm

In Potsdam hat der Spaziergänger vielfach Gelegenheit dazu: Er kann sich auf einer Bank niederlassen, um in Ruhe und mit Genuss die gestaltete Kulturlandschaft zu betrachten. Ganz gleich, ob er sich dabei auf einer der steinernen halbrunden an der Großen Fontäne oder auf einer grünen Holzbänke im Marlygarten niedersetzt, bei den meisten Betrachtern steht vermutlich die dabei zu genießende Aussicht im Vordergrund des visuellen Vergnügens.

Und doch bieten vor allem historische Gartenbänke nicht nur für Kenner ein eben solches Gefühl. In der neuen Doppelausstellung im Museumshaus „Im Güldenen Arm“, die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz zum diesjährigen Saisonstart eröffnete, kann man beides miteinander verbinden. Der bekannte Maler und Grafiker Wolfgang Liebert präsentiert dort Potsdamer Veduten aus vierzig Jahren und Peter Herling, bis 2001 Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, hat hier erstmalig historische Gartenbänke aus den letzten hundert Jahren aus Potsdam und Berlin zusammengetragen und inmitten von Lieberts Landschafts- und Städtebildern aufgestellt. Zu erleben ist eine anregende und überraschende Synthese aus Landschaftsmalerei und Sitzmöbelarchitektur.

So findet der Besucher hier eine eindrucksvolle weiße Gartenbank mit überaus schwungvoll gestalteter Rückenlehne und dem Namen „Ostramonda“, die sonst in einem Vorgarten in der Clara-Zetkin-Straße zu finden ist, plötzlich inmitten von Ölgemälden mit Ansichten des antiken Pompeij oder dem Blick auf „Eugenäische Hügel“ in Venetien wieder. Die berühmte „Foersterbank“, auf der Vater Wilhelm mit seinen Söhnen Friedrich Wilhelm und Karl einstmals entspannt nebeneinander saß, gibt nun den Blick auf Kaschubische Landschaften, bäuerliches Scheuneninterieur oder eine wunderbar blaue Augustnacht in der Kindheitslandschaft des 1944 in der damaligen Grenzmark geborenen Malers frei. Aber auch die bekannte „Lindenbank“ des Metallbildhauers Fritz Kühn, eine gelungene Synthese aus Funktion und sicherem Gefühl für Material und Form, und, damit einer der wenigen ausgereiften Designstandards der ehemaligen DDR, ist jetzt im Erdgeschoss des Museumshauses in der Herman-Elflein-Straße wiederzuentdecken. Gleiches gilt für inzwischen verschwundene oder restaurierte Teile der Potsdamer Innenstadt. Wolfgang Liebert, zu dessen frühen Anregern Susanne Ahlgrimm und Magnus Zeller zählten, der seinen Blick jedoch immer wieder vorzugsweise an Paul Cézanne schulte, hat auf seinen Bildern Ende der 80er Jahre viele Gebäude festgehalten, die heute so oder überhaupt nicht mehr existieren. Beispielsweise die für den Maler wunderbar morbiden Abrisshäuser in der Gutenberg- oder Jägerstraße oder auch das alte Potsdamer Gaswerk in der Schiffbauergasse von 1963, wo seit vergangenem Jahr das neue Theater mit der ehemaligen Zichorienmühle als Restaurant steht.

Seit der Antike spielen Bänke eine wichtige Rolle für die Gestaltung von Gärten und Parks, hob Stadtkonservator Andreas Kalesse zur Ausstellungseröffnung hervor. Und als höchstes ästhetisches Gestaltungskriterium für deren Erbauer stellte er mit der Frage, ob ein Maler solch’ ein Sitzmöbel verewigen würde, den direkten Bezug zur Bildenden Kunst her.

In der sehr sehenswerten Exposition kann sich der Besucher darüber selbst ein Urteil bilden oder einfach wie gehabt sitzend die lohnenden Aus- und Ansichten genießen. Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung bis 24. Juni.

Astrid Priebs-Tröger

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