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Kandiszucker für eine brüchige Welt: Drogenaufklärung: Das Stück „Auf Eis“ am HOT

Die Kristalle sehen so harmlos aus wie Kandiszucker: Längst hat die Droge Crystal Meth auch in Brandenburg Einzug gehalten. Das Junge Theater des Hans Otto Theaters zeigte am Donnerstagabend Petra Wüllenwebers Stück „Auf Eis“, das die zerstörerische Wirkung von der, auch „Ice“ genannten, Droge aufzeigt.

Die Kristalle sehen so harmlos aus wie Kandiszucker: Längst hat die Droge Crystal Meth auch in Brandenburg Einzug gehalten. Das Junge Theater des Hans Otto Theaters zeigte am Donnerstagabend Petra Wüllenwebers Stück „Auf Eis“, das die zerstörerische Wirkung von der, auch „Ice“ genannten, Droge aufzeigt.

Zu Beginn sitzen Svenja, Tom, Lea und Bastian gemeinsam auf einer hohen Mauer. Sie sind befreundet oder ineinander verliebt, lassen ihren Tag Revue passieren und singen sogar zur Gitarre. Doch diese Chillout-Situation wird schnell zerstört. Nein, nicht durch Drogen, sondern durch die permanenten Anforderungen der Erwachsenenwelt – Disziplin und Leistungsdruck –, die von allen Seiten auf die Jugendlichen einprasseln. Svenjas Freund Tom (Frédéric Brossier) hält das nicht aus und bringt eines Abends Crystal Meth, das billig und leicht verfügbar ist, mit zur Party. Die schöne Svenja (Larissa Aimée Breidbach) will es nicht probieren, doch ihre aufgedrehte Freundin Lea (Carolin Schär) fährt voll drauf ab. Auch Svenjas älterer Bruder Bastian (Friedemann Eckert) lässt von Anfang an die Finger davon. Warum, das wird im Stück und in der Inszenierung von Aurelina Bücher nicht wirklich klar. Und es kommt, was kommen muss. Unter der Wirkung von Crystal Meth entwickelt der vorher so verliebte Tom ungeahnte Aggressionen: Er schlachtet im Rausch den kleinen Hund von Bastian ab, macht Lea in ihrer Crystal-Abhängigkeit ruckzuck zur Hure und Freundin Svenja gegen ihren Willen zur Drogenkurierin. Das alles geschieht in rasantem Tempo und mit hoher Zerstörungskraft für das einstmals harmonische, jugendliche Beziehungsgeflecht.

„Auf Eis“ ist ein Aufklärungsstück, das vor dem Drogenkonsum warnen will. Doch die durchaus eindrücklichen Bilder können sich in der Inszenierung nicht wirklich entfalten, das Tempo und die Intensität ihrer Abfolge, zusätzlich zu viel zu vielen Worten, überfordern. Letztendlich fühlt man sich mit Informationen abgefüllt, ist aber von dem, was passiert, nicht wirklich berührt. Immerhin kann sich die Figur der Svenja aus der Abhängigkeit zu ihrem Freund Tom befreien und, obwohl sie Kurierdienste für ihn übernommen hat, zurück auf den drogenfreien Weg finden. Das lässt die Figur wirklich wachsen. Lea indes landet vor Gericht und in einer Entzugsklinik. Bastian träumt weiter, der perfekte Eiskunstläufer zu sein und Tom wandelt allein auf wirklich brüchigem Eis. Diese Eis-Metapher durchzieht das Stück. Vor der hohen Mauer, die als variantenreiches Spielpodest dient (Bühne: Matthias Müller), bedecken zerborstene Eisschollen den Boden. Doch es könnte in der Vorlage viel stärker thematisiert werden, was eigentlich in unserer Gesellschaft so brüchig geworden ist und warum viele Menschen ihr Heil in einer Droge suchen, die schon im Zweiten Weltkrieg unter dem Namen „Pervitin“ Soldaten zur Aggressionssteigerung und Zivilisten zum Durchhalten verabreicht wurde. A. Priebs-Tröger

A. Priebs-Tröger

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