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Am Donnerstagabend fand im Barberini ein Gesprächskonzert statt.

© Andreas Klaer

Kammerakademie Potsdam im Museum Barberini: Erotische Flöte und tanzende Nymphen

Beim Gesprächskonzert im Museum Barberini standen am Donnerstagabend die Werke von Henri Edmond Cross im Zentrum. Die Kammerakademie sorgte für die musikalische Begleitung.

Potsdam - Sie sind schon längst ein Publikumsrenner, die Gesprächskonzerte im Barberini-Museum. Welche Musikstücke Clemens Goldberg zu ausgewählten Gemälden aus dem Hut zaubert, sorgt immer wieder für Überraschungen. So auch am Donnerstagabend, als die Werke von Henri Edmond Cross – zurzeit im Barberini zu sehen – im Zentrum standen.

Die erste große Retrospektive des Pointillisten außerhalb Frankreichs

Hier leistete das Museum Barberini Pionierarbeit, betonte Museumsdirektorin Ortrud Westheider. Denn die Ausstellung ist die erste große Retrospektive des Pointillisten außerhalb von Frankreich. Zugleich erschien die erste Publikation über den „Maler des Glücks“ in deutscher Sprache.

Auch diesmal durfte das zahlreich erschienene Publikum wieder über sinnfällige oder vermeintliche Kongruenzen zwischen Musik und Malerei staunen. Für den musikalischen Teil sorgten Mitglieder der Kammerakademie Potsdam (KAP) an Harfe (Alma Klemm), Flöte (Bettina Lange), Violine (Maia Cabeza), Viola (Christoph Starke) und Cello (Ulrike Hofmann). Wie stets plauderten Museumsdirektorin Ortrud Westheider und Clemens Goldberg kurzweilig im Zeichen des fachkundigen Austauschs zwischen den Künsten. Gleich das erste Bild mit dem Titel „Der Strand von St. Clair“ zeuge von Harmonie und Glück, befanden beide. Und dazu würde kein Instrument besser passen als die Harfe, fügte Goldberg hinzu.

Denn unter ihren aufgefächerten Tonkaskaden liegen versteckte Melodien, vergleichbar den Gegenständen in der aufgesplitterten Malweise des Neoimpressionismus. Dieser wiederum wäre ohne die Tupfenmalerei des Pointillismus nicht denkbar, sagten Westheider und Goldberg.

Dort die nackten Damen, hier die motorisch angetriebenen Klänge

So erklang zu den beiden engumschlungenen, nackten Damen im Gemälde „La Forêt“ Maurice Ravels kühne Sonate für Violine und Violoncello. Nicht verwunderlich, dass da im letzten Satz mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zum Gemälde „Die Lichtung“ auffielen: dort das farblich nuancierte, arkadische Sujet der nackten Damen beim Reigentanz, hier die scharf konturierten, motorisch angetriebenen Klänge. Glücklicher erschien die Auswahl von Debussys Trio für Flöte, Viola und Harfe, dessen ornamentale Linien und weiche Klänge die künstlerischen Intentionen von Henri Edmond Cross besser ergänzten.

Wobei der Pastoralsatz mit der Flöte besser noch zum Gemälde „La fuite“ passte, mit seinem Rückgriff auf den antiken Mythos von Pan und den tanzenden Nymphen. Großen Zuspruch fand die erotische Flöte, zu der die Viola mit ihrem warmen Klang und die verbindliche Harfe irdische Pendants bildeten. Geradezu neckisch amüsant wurde die Diskussion beim Gemälde „Der Ausflug“, während die Gegenüberstellung zweier Gemälde von Henri-Edmond Cross und Henri Matisse mehr Aufschluss brachte. Zur Präsentation des Gemäldes „Nocturne“ erklang das Elegiac Trio von Arnold Bax. Die delikaten Klänge des überzeugten Neoromantikers verliehen der dekorativen Anordnung von Frauen, Zypressen und Booten in bläulichen Pastelltönen einen Hauch von Nostalgie.

Insgesamt versetzte das Gesprächskonzert im Museum Barberini auch diesmal wieder Sinne und Geist in interessante Schwingungen.

Babette Kaiserkern

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