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Kultur: KamingesprächGeschichte und Gegenwart der Juden in Potsdam

So richtig froh scheint Hans-Jürgen Schulze-Eggert mit der Ziffer 55 nicht zu sein. Denn dahinter verbirgt sich die Mitgliederzahl der Potsdamer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

So richtig froh scheint Hans-Jürgen Schulze-Eggert mit der Ziffer 55 nicht zu sein. Denn dahinter verbirgt sich die Mitgliederzahl der Potsdamer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Ihr Vorsitzender wünschte sich während des jüngsten Kamingesprächs der Friedenskirchengemeinde, dass sich noch mehr Christen der Landeshauptstadt und Umgebung in der und für die Gesellschaft engagieren. Das intensive Gespräch und ein gutes Zusammenleben von Juden und Christen ist von immenser Aktualität. Auch das Verstehen der jüdischen Religion und das Wissen um die Geschichte. Im Kamingesprächsvortrag Schulze-Eggerts ging es um die Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinden in Brandenburg und Potsdam. Die sehr große Gästeschar hörte den Ausführungen des Referenten gespannt zu. Aber nur wenige junge Besucher hatten den Weg in den Gemeinderaum der Friedenskirche gefunden.

Hans-Jürgen Schulze-Eggert berichtete, dass in der Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert die ersten jüdischen Gemeinden entstanden. Vom Handel sowie vom Pfandleihgeschäft lebten die Juden hauptsächlich. „Schon damals wuchs der Judenhass, vor allem wegen des Zinsennehmens, was den Christen verboten war.“

In Potsdam wurde erst 1740 eine jüdische Gemeinde gegründet. Drei Jahre später schenkte Friedrich der Große ihr einen Begräbnisplatz unterhalb des Pfingstbergs. Für den Bau der ersten Synagoge wurde 1765 ein Grundstück am heutigen Platz der Einheit gekauft. Am 18. Dezember 1776 weihte man das Gotteshaus in Anwesenheit des Königshofes und der Potsdamer Honoratioren. Zur Gemeinde gehörten 34 Männer und 36 Frauen. Doch die Synagoge wurde zu klein. 1802 gab es bereits einen Neubau, 101 Jahre später wiederum. Das jüdische Gotteshaus wurde in der „Reichskristallnacht“ von den Nazis geschändet, im April 1845 durch Bomben zerstört.

Schulze-Eggert berichtete, dass Ende der achtziger Jahre in der DDR 350 Juden in acht Gemeinden lebten. „In der Wendezeit wohnte nur noch Theodor Goldstein als einziger in Potsdam. In der BRD gab es zu diesem Zeitpunkt 50 000 Juden, davon waren rund 28 000 Gläubige Mitglieder von jüdischen Gemeinden.

Am 21. März 1991 erfolgte die Gründung der „Jüdischen Gemeinde Land Brandenburg“ mit zunächst einer Ortsgemeinde in Potsdam. 200 Mitglieder zählte sie. Die meisten waren aus der ehemaligen Sowjetunion. Seit 1990 kamen gut 7500 jüdische Zuwanderer nach Brandenburg, davon sind 3500 geblieben, rund 1200 in Potsdam. Heute gibt es sechs Gemeinden im ganzen Land. Im Januar 1999 gründete sich eine zweite Landesgemeinde, die der gesetzestreuen Juden. Am 7. Januar 2005 wurde der Staatsvertrag der Landesregierung und der Jüdischen Gemeinde Land Brandenburg unterschrieben.

Der Vertrag sieht unter anderen die Unterstützung der Landesregierung beim Bau einer Synagoge in Potsdam vor. Hans-Jürgen Schulze-Eggert meinte, bis zur Weihe des Gotteshauses sei noch ein weiter Weg. Der Standort ist klar: das Grundstück des ehemaligen Wasserwirtschaftsbetriebes in der Schlosstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße. Da der Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem „Grünen Licht geben“ für den Synagogenbau jedoch zögerlich war, muss die Spendenfreudigkeit noch aktiviert werden. Dafür und für die Unterhaltung der Synagoge soll der vor drei Jahren gegründete Bauverein künftig als Stiftung fungieren. Eine Satzung ist in Arbeit. K.Bü.

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