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Jubel um Uni-Projekt mit Purcells „Fairy Queen“: „Hey, da wird was gefeiert im Wald“

„In Kürze werden wir eine neue Oper haben, welche uns allerhand Ergötzung verspricht“, verkündet im Januar 1692 das Londoner „Gentleman Journal“. Was Henry Purcell mit „The Fairy Queen“, einer freien Bearbeitung von Shakespeares „Sommernachtstraum“, liefert, ist wahrlich ein spektakuläres Werk geworden: eine Semi-Oper mit Schauspiel, Operngesang, Instrumentalstücken, Tanz und Pantomime.

„In Kürze werden wir eine neue Oper haben, welche uns allerhand Ergötzung verspricht“, verkündet im Januar 1692 das Londoner „Gentleman Journal“. Was Henry Purcell mit „The Fairy Queen“, einer freien Bearbeitung von Shakespeares „Sommernachtstraum“, liefert, ist wahrlich ein spektakuläres Werk geworden: eine Semi-Oper mit Schauspiel, Operngesang, Instrumentalstücken, Tanz und Pantomime. Selbst 325 Jahre später vermag dieser revueartige Verschnitt noch immer zu begeistern, wie die halbszenische Aufführung durch Ensembles der Universität Potsdam nebst je zwei Mimen und Gesangssolisten unter der dirigierprofessoralen Leitung von Kristian Commichau am Dienstag im ausverkauften Nikolaisaal eindrucksvoll bestätigte. Aus sehr frei verarbeiteten Shakespeare- Motiven hat sich der mit witzigen Einfällen nicht geizende Regisseur Swen Lasse Awe als textliche Vorlage ein Spielmaterial gebastelt, das hautnah am Slang der Jugend im Hier und Heute ist.

Bevor das Spektakel beginnt, bevölkern salopp gekleidete Studiosi das Podium, diskutieren, verabreden sich. Musikerinnen lustwandeln mit ihren Instrumenten über den kargen „Campus“, Choristen streben hinzu. Man winkt ins Publikum, entdeckt andere Kommilitonen, bis der Dirigent das inszenierte Stimmengewirr bändigt. Federnd und beschwingt, dann wieder stürmisch bewegt, klangfrisch und -modern stimmt die universitäre „Sinfonietta Potsdam“ auf das kommende Geschehen ein. Sieben tanzagile BodyDrummer pantomimen Suchen und Finden. Dann treffen ein Er (Fabian Kulp) und eine Sie (Henrike Commichau) aufeinander, spielen dem Publikum ein herrlich verlegenes Kennenlernen an einer Bushaltestelle vor. Nicht nur dabei wechseln sie unvermittelt in die persönliche Rede, kommentieren Reaktionen und Gefühle, sprechen Regieanweisungen, liefern sich später pointierte Wortgefechte und Leidenschaftsausbrüche. Beide Darsteller sind noch Studenten der renommierten Münchener Otto-Falckenberg- Schule und beherrschen ihr Metier bis in den herrlichsten Verfremdungseffekt. „Hey, da wird was gefeiert im Wald“ – der sommernachtsträumende Fingerzeig weist in die richtige Richtung. „Vielleicht ne Party? Hauptsache, es gibt was zu trinken und super Spaß!“

Solches Begehr feuert auch der chorische „Campus Cantabile“ an. Freude, Intonationsreinheit und Begeisterung entströmt allen Kehlen. Staunenswert, wie präzise die Kehlenkönner die Einsätze treffen, auch im Zusammenklingen mit den Musikern keine Wünsche offenlassen. Am Waldfest der sinnenbetörten Krautkauer, deftig ausgespielten Spriti- Aktionen und nachfolgenden Entzugserscheinungen haben die spielenden Gesangssolisten Matthias Vieweg mit bassbuffonesker Agilität und Doerthe-Maria Sandmann mit ihrem lyrisch-klaren Sopran erheblichen Anteil. Ergreifend ihr Lamento „When I am laid in earth“ (aus „Dido and Aeneas“), wenn sie die verzweifelte Sie zu trösten versucht. Dass Er und Sie aus dem prüfungsreichen Tal des Hasses und der Tränen finden, bestätigt sich im Happy End. Auf dem Weg in die Realität treffen sie, nah am Original, den Herzog von Theben in Gestalt des Uni-Präsidenten, der das Projekt als „gelebte Gedanken- und Handlungsfreiheit“ belobigt. Frenetischer Jubel. Peter Buske

Peter Buske

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