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Profile des Rückzugs.

© Michael Lüder

Jetzt online: Das Werk der Malerin Magda Langenstraß-Uhlig: „Hätte ich doch nur zwei Leben“

Der Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg hat das Werk von Magda Langenstraß-Uhlig erfasst und online gestellt.

Potsdam - Sie war eine mutige und eine innerlich zerrissene Frau. An der Seite ihres Mannes, eines Arztes, reiste sie an die Front, zeichnete in Lazaretts Verwundete des Ersten Weltkriegs. Als er sie verließ, studierte sie, nun alleinerziehend, am Bauhaus. Magda Langenstraß-Uhlig schlug sich durch mit ihrer Kunst und ihren Kindern und schrieb rückblickend an die beiden Töchter: „Hätte ich doch nur zwei Leben, eins für die Kunst und eines für euch.“ 

Die Malerin (1888-1965) gilt als eine der Pionierinnen der Moderne. Sie arbeitete anders als die meisten Künstler, die im Bauhaus involviert waren, nicht in den großen Kunstmetropolen, sondern in Rehbrücke. Dort, im ländlichen Raum, fand sie ihre Inspiration. Vor vier Jahren, zu ihrem 50. Todestag, war ihr eine große Ausstellung im Potsdam Museum gewidmet.

Ihr künstlerisches Lebenswerk online

Dank des Vereins Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg ist nun ihr künstlerisches Lebenswerk online zu sehen: mitten im Bauhaus-Jubiläumsjahr. Werke ihrer Malerei sowie farbige Arbeiten auf Papier aus der Zeit von 1905 bis 1964 sind erfasst worden, von denen sich das Gros – 586 Arbeiten – im privaten Nachlass der Erben befindet. Ansonsten sind ihre Bilder unter anderem in der Klassik Stiftung Weimar, der Schirn Kunsthalle Frankfurt (Main) sowie im Potsdam Museum zu finden. Erarbeitet wurde das Werkverzeichnis seit 2018 von Siegfried Jahn, der sich seit Jahrzehnten mit der regionalen Kulturgeschichte, insbesondere von Bergholz-Rehbrücke beschäftigt. Neben den Kunstwerken bietet das Verzeichnis Informationen zur Person, zu den Ausstellungen und Publikationen wie zur Einbindung des Werkes in die Kunst- und Zeitgeschichte.

Magda Langenstraß-Uhlig zählte zu den frühen Kunststudentinnen an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar. Sie war eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Studium an einer Kunsthochschule mit Diplom abschloss. Im Jahr 1911. Nach ihrer späteren Ausbildung am Bauhaus war Magda Langenstraß-Uhlig in die Berliner Kunst-Szene eingebunden und Mitglied der Künstlergruppe „Internationale Vereinigung der Expressionisten, Futuristen und Konstruktivisten“. In Berlin stellte sie schon 1919 aus, zusammen mit dem fast gleichaltrigen Kurt Schwitters (1887-1948) in Waldens Galerie „Der Sturm“ am Potsdamer Platz, die Adresse für die Avantgarde schlechthin. Auf Kunstausstellungen in Potsdam war sie nicht vertreten, anscheinend wurde sie von den Kulturverantwortlichen der Stadt gemieden.

Sie arbeitete in der Künstlerkolonie Rehbrücke

Magda Langenstraß-Uhlig begeisterte sich für all das Neue im frühen 20. Jahrhundert: ob die Theosophen, die Kommunisten oder die Frauenbewegung. Auch den verschiedenen Ansätzen der Lebensreformbewegung gegenüber war sie offen. In die Künstlerkolonie Rehbrücke kam sie Ende 1926, als sie nach einem Haus im Umkreis von Berlin für sich und ihre Kinder suchte. Ihr Mann, Karl Langenstraß, hatte sich 1923 überlegt, in die USA zu gehen. Und obwohl sie alleinerziehend war, ging sie 1924 ans Bauhaus, an die modernste Kunstschule der Zeit. Später in Rehbrücke durchkämmte sie mit ihren Mädchen die Wiesen und Wälder und hatte eine enge Verbindung zur Region. Jetzt entstanden viele Landschaftsbilder, wie „Winter in Rehbrücke“. Es gibt auch drei Selbstporträts von ihr – alle von 1933. 

Die Direktorin des Potsdam Museums, Jutta Götzmann, nannte sie anlässlich der Ausstellung in ihrem Haus „Profile des Rückzugs“, denn die Bilder entstanden, als es den Künstlerinnen nicht mehr möglich war, ihren Ideen nachzugehen. Anders als ihre Kolleginnen galt Magda Langenstraß-Uhlig aber nicht als entartet und wurde nicht verfolgt. 1947 ließ sie sich in Potsdam als Kunstmalerin registrieren und siedelte 1952 nach Wiesbaden über. Zu ihren letzten Arbeiten gehört ein Aquarell von 1964 mit ihrem Wohnhaus in Wehrda: dem Sterbeort der Künstlerin. Wie in Rehbrücke war es von großen Bäumen umgeben. 

>>Am 2. Juli, 18 Uhr, startet im Landtag die Wanderausstellung „Sichtbares Erbe = Geteiltes Erbe“, die den Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg vorstellt. Seit 2014 gingen dreizehn Nachlass- und Werkverzeichnisse in seine Datenbank ein: unter www.private-kuenstlernachlaesse-brandenburg.de

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