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Marie-Pierre Langlamet.

© Leica Camera AG/promo

Interview mit Harfenistin Marie-Pierre Langlamet: „Die Harfe hat einen Zauber“

Harfenistin Marie-Pierre Langlamet spielt im Potsdamer Nikolaisaal ein weihnachtliches Konzert. Im Interview spricht sie über besondere Herausforderungen ihrer Musik. 

Frau Langlamet, Sie stammen aus Frankreich und Sie spielen am zweiten Weihnachtsfeiertag mit der Kammerakademie ein französisches Programm. Wie ist die Harfe nach Paris gekommen?
 

Nachdem Königin Marie Antoinette ihre deutsche Harfe nach Versailles gebracht und oft darauf gespielt hat, ist ein regelrechter Harfen-Boom entstanden. Das Harfenkonzert von François-Adrien Boieldieu wurde für eine Harfe geschrieben, wie sie noch von Marie Antoinette gespielt wurde.

Wie fühlt es sich an, dieses Konzert zu spielen?

Es ist ein klassisches Konzert, bei dem die Harfe im Zentrum steht und das Orchester begleitet. Es soll elegant klingen, aber es fühlt sich nicht elegant an, wenn man das spielt.

Können Sie das näher erklären?

Auf den früheren Harfen war die Spannung der Saiten wesentlich geringer als heute. Deshalb gab es bei gleichem Kraftaufwand einen viel lauteren Klang. Es ist also richtige Arbeit, wenn man das Konzert auf einem modernen Instrument spielt.

Zugleich waren die Instrumente im Orchester früher viel leiser als heute.

Ja, erst mit der Romantik wurden viele Instrumente lauter. Aber leider die Harfe nicht. Eigentlich müsste ich bei diesem Konzert auf drei verschiedenen Harfen spielen, denn die Stücke sind für drei verschiedene Arten von Harfen komponiert worden. Die moderne Doppelpedalharfe, die wir heute benutzen, wurde erst 1810 von Sebastian Érard erfunden.

In Frankreich hat die Harfe schon immer eine besondere Rolle gespielt. Es gab viele Manufakturen, bis ins 20. Jahrhundert herrschte eine starke Konkurrenz unter Harfenbauern. Hat das einen Einfluss auf die Komponisten gehabt?

Das könnte man so sagen. Claude Debussy schrieb sein Stück „Danse sacrée et Danse profane“ für eine chromatische Harfe, die damals eine Neuheit war. Doch leider für die Firma Pleyel kann man diese Tänze auch sehr gut auf der Pedalharfe spielen und es klingt sogar noch wunderschöner. Es gibt nur eine Stelle im zweiten Tanz, die hochriskant ist. Aber mit ein bisschen Schummeln geht es. Heute gibt es nur noch wenige Personen, die eine chromatische Harfe spielen können, es ist eher eine Kuriosität.

Die Firma Érard beauftragte den Komponisten Maurice Ravel mit einer, speziell für die Pedalharfe ausgerichteten, Komposition, die Sie auch hier spielen werden. Was ist an Ravels Harfenstück „Introduction et Allegro“ so besonders?

Das Markenzeichen der Pedalharfe sind die Glissandi mit verschiedenen Akkorden, die Enharmonien ermöglichen. Kein anderes Instrument kann so wunderschöne glitzernde Effekte erzeugen. Das hat Ravel in seinem Werk herrlich ausgenutzt.

Sie treten oft auch im Ausland auf. Nehmen Sie dann die Harfe mit?

Wenn es nur ein paar Kilometer sind, dann geht es. Aber im Flugzeug nehme ich die Harfe nicht mit. Das ist mir zu riskant. Dann spiele ich auf Harfen, die dort zur Verfügung stehen.

Häufig wird Weihnachten mit Harfenmusik verbunden.

Ja, die Harfe ist eines der ältesten Instrumente überhaupt und auch das Instrument des Engels. Weihnachten ist auch ein bisschen voll mit Engeln. Und die Harfe hat einen Zauber, eine Magie, sie sieht schon allein wunderschön aus. Ich finde es nicht schlimm, dass die Harfe ihre Stimme an Weihnachten hören lassen darf. Es ist eigentlich sehr schön.

Haben Sie eine bestimmte Erinnerung an Weihnachten und Harfe?

Viele Jahre lang war eine Harfe mein erträumtes Weihnachtsgeschenk. Aber sie war ein bisschen zu groß für ein Weihnachtsgeschenk. Doch drei Jahre nachdem ich angefangen habe, Harfe zu spielen, kam das Geschenk dann – zu Weihnachten von meinen Eltern und Großeltern. Da war ich elf Jahre alt.

>>Weihnachtskonzert Joyeux Noël, Donnerstag, 26. Dezember um 18 Uhr im Nikolaisaal Potsdam, Wilhelm-Staab-Straße 10/11

Babette Kaiserkern

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