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Interview mit drei Philharmonikern: „Wir sind drei absolut gleichberechtigte Partner“

Klarinettist Andreas Ottensamer, Flötist Emmanuel Pahud und Oboist Albrecht Mayer sprechen über ihr gemeinsames Konzert im Nikolaisaal.

Herr Ottensamer, Herr Albrecht, Herr Pahud, bei Ihrem „Dreier-Gipfeltreffen“ am Pfingstmontag geben Sie erstmals ein gemeinsames Konzert. Sie sind oft als Solisten unterwegs und brachten es alle drei zu Meisterehren. Wer gibt jetzt den Ton an?

Emmanuel Pahud: Ich natürlich, genauso wie im Orchester. Nee Spaß, selbstverständlich wissen wir als Solisten, Kammer- und Orchestermusiker nur zu gut, dass wir uns dem musikalischen Ausdruck fügen sollen und wollen. Darauf passe ich die ganze Zeit auf, egal in welchem Kontext. In dem Fall müssen wir gemeinsam den Ton angeben.

Albrecht Mayer: Wir sind drei absolut gleichberechtigte Partner auf der Bühne.

Andreas Ottensamer: Letztendlich immer der, der die Melodie hat. Das Schöne und Spezielle ist eben, dass wir alle drei nicht „nur“ Solisten sind, sondern auch im Zusammenspiel, in der Kammermusik und im Orchester, sehr viel Erfahrung haben. Das macht die Sache sehr harmonisch. Wir haben ja auch schon das Album „New Era“ gemeinsam aufgenommen.

Sie sitzen bei den Berliner Philharmonikern nebeneinander, verbringen auch Ihre Freizeit oft gemeinsam. Wenn man sich so gut kennt, ist es da nicht auch schwieriger, sich künstlerisch zusammenzuraufen?

Mayer: Ganz im Gegenteil: Wenn man sich privat gut versteht, ist es auf der Bühne noch viel leichter.

Ottensamer: Ich verstehe die Schlussfolgerung nicht. Warum soll es schwieriger sein? Musik hat so viel mit Persönlichkeit und Charakter zu tun. Wenn man sich gut kennt und gut versteht ist es doch klar, dass das auch musikalisch hilfreich ist.

Pahud: Wenn man sich menschlich schätzt und versteht, ist es noch einfacher, zusammen zu spielen, und künstlerisch zu kooperieren. Menschen zu verstehen und zu respektieren, gehört zu den größten Tugenden, um in der Welt als Musiker anzukommen.

Was schätzen Sie an Ihren Kollegen am meisten und welche Macken sind zu tolerieren?

Pahud: ... dass sie sich treu bleiben.

Mayer: Jeder von uns hat seine Macken. Und wir alle müssen tagtäglich mit den Macken des anderen umgehen. Außerdem: Keiner hat so viele Macken wie ich.

Ottensamer: Albrecht und Emmanuel sind beide für mich so etwas wie Mentoren – sie haben mich bei meinen ersten Schritten im Orchester und auch in meiner solistischen Karriere ein Stück weit begleitet. Es ist für mich eine Freude, mit beiden zusammen zu musizieren. Macken? Ich würde sagen, Albrecht ist vielleicht unsere Diva und Emmanuel eben der Flötenkönig.

Welches Stück des Programms liegt Ihnen besonders am Herzen?

Ottensamer: Ich freue mich besonders auf die neue Version der Rigoletto Fantasy. Dieses Stück habe ich sonst immer mit meinem Vater und Bruder gespielt – und nun haben wir eine Bearbeitung für uns drei.

Mayer: Das Doppelkonzert von Moscheles. Ein sehr selten gespieltes Stück. Ich freue mich sehr auf den Dialog mit Emmanuel auf der Bühne.

Pahud: Danzi Concertante ist einfach ein unwiderstehliches Stück. Aber das Doppler-Rigoletto zum ersten Mal in dieser Besetzung wird tatsächlich ein besonderes Highlight sein.

Ein zeitgenössischer Komponist bietet Ihnen an, für Sie ein Tripelkonzert zu schreiben. Bei wem würden Sie sofort zusagen?

Ottensamer: Bei den meisten eigentlich – es gibt ja kein Repertoire für diese Besetzung. Das heißt, wir können nicht wählerisch sein.

Mayer: Bei John Williams und Wolfgang Rihm.

Pahud: Dem jungen Franzosen Benjamin Attahir, der aus Nahost stammt. Der ist die Zukunft.Die Fragen stellte Heidi Jäger

>>Das Konzert im Nikolaisaal ist ausverkauft. Es wird am 11. Juni, 20 Uhr, in der Berliner Philharmonie wiederholt

Heidi Jäger

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