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Kultur: In vier Stunden um die Welt

Familienfest „Eine Welt“ zum Abschluss der Kinderkulturtage im T-Werk

Reisen bildet, heißt es. Nicht nur den Verstand, sondern auch die Sinne. Und am ehesten lernt man fremde Länder kennen, wenn man den Menschen, die dort leben, begegnet, ihre Speisen kostet und ihre Kultur kennen lernt. Am Samstagnachmittag konnten die Potsdamer von zwei bis 102 wie jedes Jahr zum Abschluss der Kinderkulturtage „WeltTraum“ mit Bahn, Auto oder Rad ins T-Werk „reisen“ und eben dies tun. Im und vor dem Theater hatten sich Akteure aus allen Erdteilen zusammengefunden, um gemeinsam mit den Besuchern ein großes multikulturelles Fest zu feiern.

Der chilenische Maler Cesar baute aus Weidenruten und Stoff gemeinsam mit Kindern eine Plastik, Mario aus Mexiko stellte farbenfrohe Masken aus Kokosnussschalen her und der kanadische Schwarzfußindianer Murray Small Legs zeigte den Kleinsten, wie man Tippis aus Papier baut und bemalt. Zusammen mit Jorge aus Mosambik entstanden typische afrikanische Papierbälle, australische Bumerangs wurden in einem der Zelte kunstvoll bemalt und japanisches Origami verlangte von manchem ein bisschen mehr Geduld und Fingerfertigkeit. Zur Stärkung standen für alle türkische und afrikanische Leckerbissen bereit.

Doch ein richtiges Theaterfest wäre nur halb so schön ohne Musik, Tanz und eben Theater. Und diesmal gab es die Höhepunkte der 14-tägigen Kulturtage erst zum Schluss. Zu Gast waren an diesem letzten Tag die bekannte tschechische Gruppe „Divadlo Lisen“ und das deutsch-ghanaische Rhythmustheater „GrillOnny“ aus Freiburg. Beide Gruppen brachten mit viel Musik, poetischen Geschichten und mitreißenden Rhythmen die kleinen und großen Besucher in unbekannte und ferne Welten.

Divadlo Lisen erzählte zusammen mit Roma-Musikern und -Tänzern die Geschichte des „Schlauen dummen Roma“, der für seine wunderschöne Geliebte mit einem fürchterlichen Drachen kämpfen muss und dabei in tausend Stücke gerissen wird. Dieses mündlich überlieferte Romamärchen bestach durch die Authentizität der Protagonisten, die Farbenpracht der Kostüme und die überbordende Komik der Erzählung. Wunderbar auch die geflochtenen Korbmasken der Pferde, der ungeheuer wandlungsfähige Leiterwagen und der riesige rotgeflügelte Drachen aus Metall. Ein großartiges Theaterspektakel mit zu Herzen gehender Musik, abwechselnd in Romanes, tschechischer und deutscher Sprache dargeboten.

Der ghanaische Schauspieler Kofi D. Onny und der Musiker Rolf Grillo erzählten in ihrer musikalischen Mitmachgeschichte „Die fliegende Schildkröte“ mit Djembés, Basstrommel und Ballaphon, warum diese Tiere immer so traurig aussehen und in einem zusammengeflickten Haus leben müssen. Auch hier wurde eine alte volkstümliche Überlieferung kraftvoll lebendig und die Zuschauer in wenigen Minuten so mit afrikanischen Rhythmen vertraut, dass sie das T-Werk zumindest akustisch völlig in ein ghanaisches Dorf verwandelten. So konnte man, ohne in den Flieger gestiegen zu sein, in vier Stunden eine imposante Reise um die ganze Welt machen, die auch für den schmalen Geldbeutel erschwinglich und zudem ökologisch bedenkenlos war.

Astrid Priebs-Tröger

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