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Impro im Kulturzentrum KuZe: Nicht zu ernst, bitte

Das Impro-Festival des studentischen Kulturzentrums Kuze feiert fünften Geburtstag.

Je blöder die Ideen, desto blöder die Szenen auf der Bühne. So fasst Thomas Jäkel die impulsgebende Rolle des Publikums zusammen. Jäkel ist künstlerischer Leiter des Impro-Festivals im studentischen Kulturzentrum Kuze – und moderierte am Freitagabend die Eröffnungsshow. Und das so unterhaltsam wie ein Showmaster. Er entscheidet über das Format der Darstellung: Soll gesungen oder getanzt werden? Soll es ein Gedicht oder gleich ein ganzer Heldenepos sein? Was genau geschieht, entwickelt sich dann natürlich erst im Spiel auf der Bühne. Das Publikum aber ruft Schlagworte in den Raum, die das Grundgerüst der Geschichte bestimmen. So soll eine Darstellerin eine spontane Rede über Horst Seehofer, Pegida und Nazis halten.

Ohnehin beweist der Abend, dass politisch brisante Fragen die Potsdamer Zuschauer umtreiben. Mehrfach wünscht sich das Publikum Themen wie die Flüchtlingskrise oder TTIP .

Jäkel klammert diese Vorschläge zumeist vorsichtig, aber bestimmt aus, entscheidet sich stattdessen für simplere Ideen. Vollkommen zurecht, denn das Improvisationstheater verfällt durch seine Spontaneität leicht ins sketchhafte und eignet sich weniger, komplexe Problematiken auszubalancieren.

Das Festival, das in diesem Jahr vom 30. Oktober bis zum 7. November stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Die Quintessenz der fünf“ – passend zum fünften Geburtstag, den das in Potsdam einzigartige Improvisationstheater feiert. Impro – das bedeutet spielen ohne Skript und festgelegte Handlung. Die Darsteller auf der Bühne interagieren mit den Zuschauern und verflechten deren Ideen zu Geschichten, Liedern und auch im Tanz. Das Spontane ist das Aushängeschild der Improvisation, sagt auch Sören Boller, Veranstaltungsmanager im Kuze. „Das Publikum freut sich natürlich über die Komik, die aus der Spontaneität entsteht. Es will überrascht werden.“

Wo das Spontane für komische Momente sorgt, steht es manchmal aber auch den Spielern im Weg. So etwa, wenn die Kollegen auf der Bühne einen guten Impuls nicht aufnehmen. „Das ist immer ärgerlich“, sagt Uwe Ulrich, Gewinner des Titels „Meister des Abends“ nach der Vorstellung. „Das Wichtigste ist, dass man fokussiert bleibt und nicht zu viele Baustellen aufmacht.“ Und tatsächlich lassen die zu komplizierten Handlungsstränge den Spielverlauf irgendwann langatmig erscheinen. Umso komischer ist es aber – und genau das ist eben nur im Improtheater möglich –, als eine Darstellerin das Problem erkennt und ausruft: „Aber das ergibt doch gar keinen Sinn!“ 

Mehr improvisiert wird am heutigen Montag – mit der Solokünstlerin Inbal Lori. Ab 20.15 Uhr im Kuze, Hermann-Elflein-Straße 10.

Theresa Dagge

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