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Ein Blick in die Repräsentationshalle der Seidenweberei Michel & Cie um 1913.

© Emil Leitner/Potsdam Museum

Im Internet ersteigert: Potsdam Museum erwirbt drei historische Fotos

Das Potsdam Museum hat drei großformatige Fotografien gekauft. Sie rufen den Potsdamer Prachtbau von der Seidenweberei Michels & Cie in Erinnerung.

Von Helena Davenport

Potsdam - Architekturfans dürfen sich freuen. Das Potsdam Museum hat drei recht unbekannte Innenansichten von der Nowaweser Seidenfabrik Michels & Cie erwerben können. Laut Prägestempel handle es sich bei dem Urheber um den Berliner Fotografen Emil Leitner, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums. Mathias Deinert, Vorstandmitglied des zum Museum gehörenden Fördervereins, hatte die großformatigen und gut erhaltenen Aufnahmen durch Zufall auf einer Auktionsplattform im Internet entdeckt. „Erste Recherchen ergaben, dass die Aufnahmen kurz nach Fertigstellung des repräsentativen Baus 1912 entstanden sein müssen“, berichtet der Fördervereinsvorsitzende Markus Wicke. Die drei Fotografien seien Teil einer umfangreicheren Fotodokumentation für damalige Publikationen.

Der üppige Bau erregte Aufmerksamkeit

Das Berliner Traditionsunternehmen Michels & Cie hatte seine neue Produktionsstätte günstig gelegen an der Eisenbahnstrecke Berlin-Potsdam errichten lassen. Der Betrieb zählte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den führenden Produzenten hochwertiger Seiden-, Samt- und Spitzenartikel. In Berlin wurden die Produkte verkauft: Hier war das gleichnamige Seidenhaus, eines der bekanntesten Textilkaufhäuser, ansässig.

Der in Nowawes nach Entwürfen des Architekten Hermann Muthesius errichtete üppig ausgestattete Bau der Seidenweberei erregte so manche Aufmerksamkeit in Fachkreisen. Von einem prächtigen mit grauem und rotem Marmor verkleideten Vestibül ist beispielsweise im Kunstgewerbeblatt von 1913/14 die Rede, ebenso von einer riesigen Glasscheibe. Letztere lasse  das Auge mit einem Mal den 2850 Quadratmeter großen Webereisaal umfassen, „in dem an vielen Webstühlen zahllose Räder und Motoren schnurren, Schiffchen sausen und zwischen dieser symmetrisch geordneten Anlage der Arbeitsstellen das in einheitlicher Farbe gekleidete Personal sich bewegt.“

Über den Fotografen ist nur wenig bekannt

Ebendiese prächtige Halle kann auf den Aufnahmen bestaunt werden, die nun der Fotosammlung des Potsdam Museums angehören. „Sie konnten Dank unseres Fördervereins erworben werden“, freut sich Museumsdirektorin Jutta Götzmann. Über den Urheber der Aufnahmen sei nur wenig bekannt, heißt es in der Pressemeldung. Von 1908 bis 1945 soll der auf Architektur und Industrie spezialisierte Fotograf in Berlin tätig gewesen sein.  Von der Architektur selbst ist heute nicht mehr viel zu sehen – was die fotografische Dokumentation umso wichtiger macht. Im Mai 1926 hatte zunächst das Unternehmen Electrola, das Schallplatten- und Musikinstrumente herstellte, die Produktionsstätte übernommen, etwa zehn Jahre später übernahmen dann die Arado Flugzeugwerke das Areal. 1945 wurde das Gebäude schließlich durch einen Bombenangriff zerstört, lediglich Nebengebäude blieben stehen. Heute ist die Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft an dem ehemaligen Fabrikstandort ansässig.

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