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Kultur: Im Haus

„Von Windlöchern und Türfallen“ im KunstWERK

Bunte Wäschestücke hängen auf der Leine, Fahrräder stehen angelehnt und Kinder wuseln über den Hinterhof. Eigentlich alles ganz normal am Freitagabend im Innenhof des Studentischen Kulturzentrums in der Hermann-Elflein-Straße. Doch kurz nach sieben beginnt das Spektakel.

Aus den Fenstern des KunstWERKES gucken auf einmal drei Frauen heraus und unterhalten sich lautstark über das Übliche: Kinder, Küche, Kerle und Ordnung. Sie klatschen und tratschen ausgiebig über die ominöse 4er WG in ihrem Haus, über den Nachbarn in „Übersee“ und die Vorteile von Feng Shui. Jeden Tag das gleiche Spiel. Irgendetwas fällt ihnen immer ein. Doch an diesem Abend passieren ziemlich merkwürdige Dinge. Schuld ist ein Fenster, aus dem es hallt, stöhnt und schließlich raucht. Als dann die „mobile Eingreiftruppe“ der Polizei, eine französische Mädchenfeuerwehr und ein Mitglied der Ufologischen Gesellschaft erscheinen, ahnt der Zuschauer, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Dieses Haus hat ein Geheimnis.

Welches, das wird in der 30-minütigen amüsanten Hinterhofkomödie zur Ausstellungseröffnung, unter der Spielleitung von Ulrike Schlue und Nikki Bernstein, mit viel Wort- und Spielwitz erzählt. Die Teilnehmer des gerade abgeschlossenen Sommerferienprojektes, 38 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 25, haben das unterhaltsame Stück, in dem sich sogar jemand vom Dach abseilt, in zehn Tagen erdacht und einstudiert. Es sollte passen zum Thema der diesjährigen Kinder- und Jugendkunsttage, die sich mit Architektur befassen. Fenster und Türen – als Übergänge und Grenzbereiche, die etwas vom „Geist“ eines Hauses erahnen lassen - hatten es den „KunstWERKERN“ und ihren Kursteilnehmern besonders angetan.

So kann man in der sehenswerten Ausstellung mehrere Bilder mit dem Titel „Im Haus“ entdecken, auf denen man, direkt wie in eine Puppenstube, ins Innere blicken kann. Und dort werden dann in Comic-Manier wilde Storys erzählt, so von Hanno Conrad, Tabea Germo oder Tanja Wehling. Oder es gibt in der oberen KunstWERK-Etage gestaltete Bretter und Bohlen zu sehen, die ehemals selbst in Gebäuden verbaut, jetzt mit Hilfe von leuchtenden Farben, Mosaiksteinchen und Spiegelscherben ein neues Leben und einen anderen Geist eingehaucht bekamen. Wie das wunderbare "Geisterschloss" von Marie Schöneburg oder die verwunschenen Türme von Silke Kuhnert und Katharina Bogatzky. Natürlich durfte auch ein Rapunzelturm nebst herabhängendem Zopf, gestaltet von Judith Wehling, nicht fehlen.

Es ist immer wieder verblüffend, mit wie viel Einfallsreichtum hier aus ganz einfachen Ausgangsmaterialien kleine originelle Kunstwerke entstehen. Manchmal schlicht und beinahe funktional wie die ebenfalls ausgestellten farbigen Mosaike und Kacheln und dann wieder verspielt und beinahe verzaubert wie das begehbare Labyrinth im mittleren Ausstellungsraum.

Dass es außerdem noch selbst produzierte Hörspiele, aufblasbare Folienplastiken und sowohl ein efeubewachsenes Schloss als auch ein mobiles WC-Häuschen aus Wellpappe zu bewundern gibt, kann hier nur am Rande erwähnt werden. Aber es zeigt viel vom übersprudelnden Geist des Kunsthauses in der Potsdamer Innenstadt.

Und so pilgerten am Freitagabend viele Freunde der bunten Truppe um Ewa Kowalski, Sabine Raetsch, Andy Schulte und die beiden Regisseurinnen zur Premiere auf der Freilichtbühne im Innenhof herbei und genossen sichtlich die gesamte Vernissage. Die außerdem umrahmt wurde von mehrstimmigem a-cappella Gesang gälischer, englischer und armenischer Lieder.

Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung geöffnet bis 22. Oktober, Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 19 Uhr, Hermann-Elflein-Straße 10.

Astrid Priebs-Tröger

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