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Der Wahlberliner Igor Levit war im Nikolaisaal zu Gast - und spielte Beethoven.

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Igor Levit begeistert im Nikolaisaal mit Beethoven: Mondscheinsonate mit Kontrasten

Starpianist Igor Levit spielte gemeinsam mit der Kammerakademie Beethoven - kraftvoll, nuancenreich und auf Augenhöhe. Es dirigierte Antonello Manacorda.

Potsdam - Gekommen war der Großteil der Besucher wohl wegen des Starauftritts von Igor Levit. Der in aller Welt gefeierte russischstämmige Pianist trat am Montag zum wiederholten Mal im Nikolaisaal auf, diesmal wieder gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam. Die ungeduldige Spannung im Publikum war fast greifbar. Doch Geduld war gefragt, denn zunächst galt das Podium ausschließlich den Musikerinnen und Musikern der Kammerakademie sowie ihres Chefdirigenten Antonello Manacorda.

Zeitgenössisches stand auf dem Programm, nämlich die „Ten Sinfonias“ des dänischen Komponisten Hans Abrahamsen. Der 69-Jährige gehört zu den originellsten Stimmen heutiger Musik, längst nicht nur in seinem Heimatland. Das Werk ist eine Orchesterbearbeitung seines ersten Streichquartetts und überrascht mit einem Klangkosmos von großem Farben- und Gestaltungsreichtum, von emotionaler Vielschichtigkeit.

Beethoven ohne sentimentalen Ballast

Dramatisches Aufbrausen über melancholische und zarte Melodien bis zu übermütiger barocker Freude sind stilistische Merkmale, die an Musik des 18. und 19. Jahrhunderts erinnern. Die Kammerakademie war mit hörbarer Freude bei der Sache und bot unter Manacordas inspirierender Leitung eine von Feingefühl geprägte Interpretation.

Danach gehörte Igor Levit allein das Podium. Beethovens berühmte cis-Moll-Sonate op. 27 Nr. 2, die so genannte Mondscheinsonate, geriet in Levits Wiedergabe zu einem kontrastreichen Stück. Der erste Satz kam ohne sentimentalen Ballast daher, einzig die Melodie des ersten Satzes, ein Adagio sostenuto, wurde zart phrasiert. Mit subtiler Artikulation spielte der Pianist auch das anschließende Allegretto, ehe er im Finalsatz einen rasenden Furor entfachte. Da kamen die Tempi etwas übertrieben schnell daher, so dass man klangliche Abstufungen hin und wieder suchte.

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Wo Beethoven Mozart nachspürte

Nach der Pause vereinten sich Igor Levit und die Kammerakademie zu Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll op. 37 unter dem Dirigat von Antonello Manacorda. Das Konzert bewegt sich noch auf den musikalischen Spuren Mozarts - doch hat Beethoven in der Entstehungszeit des Konzertes (1803) sein eigenes musikalisches Potential erkannt.

Diese erneuernde Kraft seiner „mittleren Schaffensphase“ kommt in diesem Stück voll zum Einsatz. Levit konnte mit einem Höchstmaß an geistiger und technischer Disziplin aufwarten. Dominant war dabei der kraftvolle Anschlag, doch gleichzeitig beeindruckte sein perlendes Spiel in einem selten zu hörenden Schwingen der Töne.

Solist und Orchester auf Augenhöhe

Die nuancenreiche Virtuosität und die tief empfundene Emotionalität Levits, in der aber falsche Sentimentalität keinen Platz hatte, begeisterten. Manacorda und die Kammerakademie musizierten auf gleicher Augenhöhe. Leichtigkeit und Flexibilität waren stets gegeben. Mit lautstarkem Jubel des Publikums, vor allem für Igor Levit, endete das Konzert. 

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