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Kultur: Hommage an ein Markenzeichen

Geburtstagsausstellung für Otto Graf Lambsdorff im Truman-Haus

„Freiheit ist etwas Wunderschönes und zur Freiheit gehören auch Fehler“. Mit diesem Satz begann Otto Graf Lambsdorff seine kurze Rede zur Ausstellungseröffnung in der Friedrich-Naumann-Stiftung am Donnerstagabend. Welche Fehler – darüber schwieg er sich indes aus. „Der Freiheit verpflichtet“ ist die Exposition anlässlich seines 80. Geburtstages überschrieben und dieses Credo des streitbaren Liberalen durchzieht wie ein roter Faden die gesamten drei Etagen des lichtdurchfluteten Atriums im Truman-Haus.

Im Untergeschoss sind einige wenige persönliche Fotos aus der Kindheit und Jugend und als Soldat zu sehen, seine berufliche Karriere als Jurist findet ebenfalls knapp in Wort und Bild Erwähnung. Erwartungsgemäß breiten Raum nehmen die beinahe 50 Jahre als Politiker, Abgeordneter und Vorsitzender der FDP, als der er unverkennbare politische Spuren in der Bundesrepublik hinterließ, ein. So wird sowohl seine Mitwirkung am neuen Parteiprogramm von 1971 dokumentiert, als auch sein grundlegender Beitrag bei der Einigung der Liberalen als gesamtdeutscher Partei gewürdigt. Nicht wenige seiner Weggefährten aus den neuen Bundesländern begaben sich am Eröffnungsabend anhand der faktenreichen Bild- und Texttafeln auf eine gemeinsame Erinnerungsreise. Für Außenstehende mutet die Exposition, die bemüht ist, objektiv und akribisch acht Lebens- und Arbeitsjahrzehnte abzubilden, jedoch eher wie ein trockenes Geschichtsbuch an.

Für sie ist es vor allem interessant, das in den Medien nicht immer so präsente ehrenamtliche Engagement des „Marktgrafen“ in seinen vielen Facetten dokumentiert zu sehen. So setzt sich Otto Graf Lambsdorff beispielsweise seit 1989 in der Initiative „Taten statt Worte“ für die Gleichstellung von Frauen, besonders in der Wirtschaft ein. Ebenso erwähnenswert ist sein langjähriges Engagement für die Erhaltung des Brandenburger Doms, das leider nicht mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Brandenburg (PNN berichteten), der Lambsdorff seit seiner Jugend verbunden ist, gekrönt wurde.

Gewünscht hätte man sich von der Ausstellung insgesamt, ein wenig mehr Persönliches über den Menschen Lambsdorff zu erfahren. So würden zum Beispiel einige Aussagen seiner zahlreichen Freunde und Gegner über Parteigrenzen hinweg oder auch einige Selbstzeugnisse des Jubilars die insgesamt brave Ausstrahlung der Schau durchaus auflockern und so vielleicht mehr zur Auseinandersetzung besonders der Nachgeborenen mit diesem „Markenzeichen“ der FDP einladen. Der vitale 80-Jährige, der seinen ehemaligen Mitarbeitern für die Ausrichtung der „politischen Familienfeier“ dankte, ist nämlich immer noch ein diskussionsfreudiger Zeitgenosse, für den Freiheit und Verantwortung nicht bloße Lippenbekenntnisse sind. Die eigene Verquickung mit der Flick-Affäre wurde in der Ausstellung aber nur am Rande erwähnt.Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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