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Setzt sich durch. Patricia Dombrowski alias Patti Cake$ will Gangsterrapperin werden. Ob das klappt, ist am morgigen Freitag um 19.30 Uhr im Film "Patti Cake$ - Queen of Rap" im Filmmuseum zu sehen.

© Filmmuseum Potsdam

HollyHood-Festival im Filmmuseum Potsdam: Die krassen Geschichten

Diese Woche findet „Hollyhood“ im Filmmuseum statt. Dabei dreht sich alles um Hip-Hop-Kultur und Kino.

Potsdam - Es ist auf dem besten Weg, eine Instanz zu werden: Am Dienstag startete das „Hollyhood“ im Filmmuseum. Das Filmfestival betrachtet die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Hip Hop-Kultur. Begonnen hatte es im vergangenen Jahr als ein Projekt zwischen Filmuniversität, Filmmuseum und Saman Hamdi. Der wissenschaftliche Mitarbeiter gab ein viel beachtetes Seminar zu Cultural Studies und Hip-Hop an der Uni Potsdam – dieses Jahr gibt es die Verlängerung.

Für das Festival wurde der Vorplatz des Filmmuseums am frühen Abend zur Chill-out-Zone erklärt: Mit rosa Plastiksesseln, Sonnenbrille als Grundausstattung, schmissiger Musik von DJ Greg Dhilla – und den Erlebnisberichten von Mitveranstalter Robert Segner, der erst kurz zuvor von einem mehrwöchigen Südostasientrip zurückkam, bei dem er von Breakdance-Jam zu Jam pilgerte und Dienstagabend seinen Jetlag wegblinzelte.

„Jeder Bezirk hatte seine eigene Gang“

Drinnen gab es – natürlich – Kino, mit dem Dokumentarfilm „Sample This“ von Dan Forrer über die Incredible Bongo Band in den 70er-Jahren, der den Auftakt machte. Greifbarer wurde es mit dem Geschichtsexkurs „Eine Hommage an Jams in den 90ern“: Da saßen zwei Breakdance-Urgesteine auf der Bühne und erzählten frei von ihrer wilden Jugendzeit, in der viele der Anwesenden noch gar nicht geboren waren: Niels „Storm“ Robitzky von der Breakdance-Gruppe Battle Squad und Kadir „Amigo“ Memis von den Flying Steps. Ein erstaunlich kurzweiliger Exkurs: Er sei damals mit dem Tramper-Monats-Ticket für 240 Mark mit dem Zug in der ganzen Bundesrepublik unterwegs gewesen, um andere Breakdancer zu treffen, erzählt Storm. Dabei wusste man gar nicht so richtig, wo die überhaupt sind: „Wir haben uns am Hauptbahnhof ins McDonald's gesetzt und gewartet, bis jemand mit den passenden Schuhen reinkam, der wusste dann meistens Bescheid.“

Was so nach Freiheit klingt, konnte aber auch anstrengend sein – besonders in Berlin: „Jeder Bezirk hatte seine eigene Gang“, erzählt Amigo. „Du konntest aus dem Wedding nicht einfach alleine nach Kreuzberg.“ Das nahm sogar richtig schräge Formen an: „In Lüdenscheid gab es mal einen Jam. Als wir eintrafen, kamen uns schon die Leute entgegen: ’Der Jam ist vorbei, die Berliner waren da!’“, erinnert sich Storm. Die seien mit Baseballschlägern aufgetaucht – und Sicheln.

Musikvideos und viele Filme

Das seien aber nur die krassen Geschichten gewesen, und die erzählten sich nun mal am besten – da sind sich später beide einig. Am Ende überwiegen die positiven Erlebnisse, das gemeinsame Tanzen und Lernen etwa, oder dass Storm zum Höchststundensatz als Breakdance-Trainer in Berliner Jugendclubs angestellt wurde und dabei die meiste Zeit in seinem Auto gelebt habe – und wie er mit dem Preisgeld eines Wettbewerbs Anfang der 1990er Jahre nach New York flog und dort wochenlang auf der Straße tanzte.

Den New Yorker Lifestyle gab es zum Schluss im Kultfilm „Wild Style“ von Charlie Ahern, der collagenhaft das Jahr 1982 porträtiert, irgendwo zwischen Doku und Spielfilm. So wird es auch weitergehen: Am heutigen Donnerstag werden ab 17 Uhr Kurzfilme gezeigt, ab 21 Uhr findet ein Tanztheater-Abend statt. Am Freitag gibt es Vorträge, ein kritisches Musikvideoschauen mit dem Journalisten Marcus Staiger, und natürlich wieder Filme in der Originalversion. Zum Beispiel: "Patti Cake$ - Queen of Rap", der von Patricia Dombrowski alias Patti Cake$ erzählt, die Gangsterrapperin werden möchte. 

Hollyhood Festival, noch bis Sonntag im Filmmuseum, Breite Straße 1a

Oliver Dietrich

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