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Kultur: Hochgeschätzt

Im Gespräch: Schüler von Suse Globisch-Ahlgrimm

Waldhornklänge begrüßten den Besucher, der am Samstagnachmittag den Pfingstberg erklomm. Ein Hornquartett erfreute die Ausflügler auf der Wiese und war gerade rechtzeitig mit seinem Programm fertig, um die Finissage zur Ausstellung „Feldblumen Jakobsleiter“ der Potsdamer Malerin und Kunsterzieherin Suse Globisch-Ahlgrimm nicht zu „stören“. Denn die fand unter der blau-weiß-gestreiften Markise auf dem Dach des Pomonatempels statt: dicht neben grünen Baumkronen und einem wunderbaren Panoramablick. Lebhaftes Vogelgezwitscher inklusive.

Der Potsdamer Kunstverein, dem die hochbetagte Künstlerin selbst angehört, hatte zum Künstlergespräch geladen, das vom Kurator der Ausstellung Thomas Kumlehn moderiert und vom Grafiker Manfred Butzmann und der Kunsterzieherin Heidi Wilhelm bestritten wurde. Nicht allein, denn weitere Schüler, unter ihnen die Maler Wolfgang Liebert und Peter Fritz sowie die Malerin und Keramikerin Elke Bullert waren ebenfalls zur Finissage gekommen. Sie alle hatten die in Potsdam noch heute hochgeschätzte Lehrerin selbst als Schüler in den 50er und 60er Jahren am heutigen Helmholtz-Gymnasium erlebt und ließen sich nicht lange bitten, von ihren Begegnungen mit Suse Globisch-Ahlgrimm zu erzählen.

Heidi Wilhelm, die die verehrte Lehrerin 1977 als Kunsterzieherin am Helmholtz-Gymnasium „beerbte“, hat diesen Schritt sehr bewusst getan. Sie gestand, noch lange Zeit von den alten Mitschriften aus Ahlgrimms eigenem Unterricht profitiert zu haben, in dem sie sie für die eigenen Vorbereitungen verwendete. Denn Ahlgrimm hatte nicht nur das Mittelalter und die Moderne, die im offiziellen Lehrplan „gestrichen“ waren, unterrichtet, sondern ihren Schülern vor allem Herz und Augen geöffnet. Das passierte nicht nur im wunderbar zweckmäßig eingerichteten Zeichenraum der Schule, sondern oft auf Exkursionen in die freie Natur oder zu architektonischen Kleinoden, von denen auch andere Zuhörer aus dem Publikum schwärmten.

Ins Schwärmen gerieten auch Wolfgang Liebert und Manfred Butzmann. Ersterer hat noch eine dicke Kunstmappe im Besitz, auf die Suse Ahlgrimm damals sehr großen Wert legte. Butzmann berichtete sowohl von den Fähigkeiten der Lehrerin, Fäden und Freundschaften zwischen verschiedenen Schülerjahrgängen – die noch heute halten – zu spinnen und zu knüpfen, als auch von ihren Versuchen, ihn selbst zu motivieren, den ungeliebten Lateinunterricht nicht zugunsten der Malerei zu vernachlässigen. Für das nötige Selbstbewusstsein, sich für ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zu bewerben, hatte sie ohnehin längst den Grundstein gelegt.

Moderator Thomas Kumlehn, der seit 2005 den Nachlass ihres Mannes Hubert Globisch betreut, richtete herzliche Grüße der gerade 88 Jahre alt Gewordenen aus und berichtete, dass sie auch heute noch sehr wach die neuesten Kunstentwicklungen zur Kenntnis nehme. Ihre gerade zu Ende gegangene eigene Ausstellung im Pomonatempel zeigte Miniaturen aus den vergangenen drei Jahren, die auf wunderbare Weise einen Bogen zwischen ihrem Früh- und Spätwerk spannen. Besonders berührend zu lesen war dabei auch eine handschriftliche Notiz über eigene Unsicherheiten beim Prozess des Malens. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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