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Kultur: Herausgeber und Fotograf

Jürgen Strauss edierte Kunstband von Armin Mueller-Stahl / Im November 2007 Ausstellung des Künstlers im Alten Rathaus

Jürgen Strauss ist gesegnet mit mehreren Begabungen. Als Fotograf, Verleger und Herausgeber hat er sich immer wieder zu Wort gemeldet. Noch bis Februar kann man seine Bilder in der großen Fotografieausstellung des Potsdam-Museums „Auslöser Potsdam“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte betrachten. Nur eine Auswahl von Fotos zu sind nur zu sehen: Momentaufnahmen aus Potsdam, die 1984/85 entstanden sind – treffliche Beobachtungen der untergegangenen tristen DDR-Welt. Man wird vor seinen Arbeiten in eine Verweilsituation versetzt, man steht und schaut, sieht nicht nur flüchtig hin. Und so wird der Betrachter zu manchen Entdeckungen geführt. Vielleicht wurde mit solch einem Schrittmaß auch Jürgen Strauss Einlass in die Bildwelten von Armin Mueller-Stahl gewährt. Dem großen Schauspieler, der auch als Autor sowie als Maler und Zeichner tätig ist, fühlt er sich schon seit längerem verbunden. Vor wenigen Jahren hat Strauss in seinem einstigen Potsdamer Verlag den Band „Das Rollenspiel“ herausgegeben – ein Tagebuch in Zeichnungen, das der Schauspieler während der Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Die Manns“ führte. Mit drei Auflagen war diesem Buch ein großer Erfolg beschieden.

Nun hat Jürgen Strauss im Aufbau Verlag einen weiteren edel gestalteten Bildband mit gemalten und gezeichneten Porträts Mueller-Stahls herausgegeben. Auch dieses Buch ermüdet während des Betrachtens in keinem Augenblick. Der Künstler hat unter anderen den Pianisten Artur Rubinstein, den Arzt und Humanisten Albert Schweitzer, den Architekten Walter Gropius, den Schauspieler Stefan Wigger die Künstler Joseph Beuys oder Emil Nolde, die Dichter Tankred Dorst und Iwan Turgenjew aufs Papier gebannt, aber auch Gestalten aus der Bibel. Nur mit wenigen Strichen - sie wirken wie spontan formuliert – kann er ein Porträt entstehen lassen, die auch Auskunft über das Innere der Menschen, die ihn faszinieren, gibt. Man spürt, dass Mueller-Stahl beim Zeichnen und Malen Genuss hat, dass er beflügelt wird von seinen Fantasien, dass er dennoch Disziplin üben muss, damit das Dargestellte erkennbar bleibt. Der Kunsttheoretiker Klaus Honnef hat für den prachtvollen Bildband einen lesenswerten Essay verfasst, in dem er Mueller-Stahl bescheinigt, dass dieser sich in der zeitgenössischen Kunst eine unverwechselbare Position erworben hat.

Auf Initiative von Jürgen Strauss wird im kommenden Jahr – ab November– eine Auswahl von Bildern Armin Muller-Stahls in Potsdam zu sehen sein, im Alten Rathaus. Damit wird der Künstler zurückkehren in die Stadt, in der er einst seinen weltweiten Filmruhm begründete, nämlich bei der DEFA. Doch der heute in Schleswig-Holstein Wohnende will sich von der Schauspielerei zurückziehen, sich verstärkt dem Schreiben und Malen zuwenden.

Der Herausgeber hat sich in seinen vielfältigen Editionen immer wieder Architekturen und Landschaften zugewandt. Und in diesen Bereichen will Jürgen Strauss, wie er den PNN sagte, auch weiterhin tätig sein. Er konnte für seine Pläne auch die Nicolaische Verlagsbuchhandlung gewinnen. In diesem altehrwürdigen Verlag ist unlängst ein Porträt über einen Stadtteil Potsdams herausgekommen: „Sacrow. Vom märkischen Dorf zum Ort der Moderne“. Neben der Herausgeberschaft fungiert Jürgen Strauss hierbei als Fotograf. Auch von daher gewinnt dieses Buch seinen besonderen Reiz. Die Bilder zeigen eindrucksvolle Architekturen, die in Sacrow vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind, als die Moderne im Ort Einzug hielt. Jürgen Strauss konzentriert sich in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien immer auf das Wesentliche, auf das jeweilige Gebäude. Er lässt es aber auch atmen, in dem er die Umgebung mit ins Spiel bringt, jedoch ganz konzentriert. Das Buch hält jedoch auch viele historische Fotografien parat, so dass gemeinsam mit dem Text von Jan Thomas Köhler und Jan Maruhn ein eindrucksvolles Bild von Sacrow entsteht. Die Autoren erzählen über die spannende Geschichte des Ortes, über Landschaft, Menschen und Gebäude. Vor allem mit dem Bau der Heilandskirche (Ludwig Persius) in den Jahren 1843/44 wurde ein weithin sichtbarer Anziehungspunkt geschaffen. Anfang der zwanziger Jahre entstand dann eine Villenkolonie. Nun waren nicht mehr nur die Stadtflüchtigen an den Wochenenden hier zu finden, sondern auch diejenigen, die sich ganz und gar in Sacrow ansiedelten. Bekannte Persönlichkeiten zogen in den Ort, beispielsweise der Jurist Hans von Dohnanyi, der zum Opposition-Kreis gegen Hitler gehörte, oder die Schauspielerin Jenny Jugo und der Komponist Eric Charell.

Armin Mueller-Stahl, Portraits – Malerei und Zeichnungen, herausgegeben von Jürgen Strauss, Aufbau-Verlag Berlin, 49.90 Euro;

Jürgen Strauss (Herausgeber), Jan Thomas Köhler, Jan Maruhn, Sacrow. Vom märkischen Dorf zum Ort der Moderne, Nicolai Verlag Berlin.

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