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Im Grünen lässt es sich trefflich spielen. Die Junge Barockoper Sanssouci mit „Calandro“ im Gartensalon am Neuen Palais.

©  Thomas

Kultur: Heckentheater wieder erweckt

Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen soll der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden

Die meisten Potsdamer werden es gar nicht wissen, dass sich in der Landeshauptstadt ein Heckentheater befand. Schließlich war davon auch nichts erkennbar. Bäume, Sträucher und Gras haben die Formen des Theaters - Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum - nördlich vom Neuen Palais mehr als 150 Jahre „zugedeckt“. Es kümmerte sich niemand mehr um seine Belebung, da Naturtheater in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode kamen. Nun ist die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten dabei, das Heckentheater wieder zu erwecken. Mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten. Auch der Förderverein der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. Er gibt Geld für Forschungen, die sich auf der Suche nach musiktheatralischen Werken begeben, die in dem Heckentheater zur Aufführung kamen. Im kommenden Jahr, zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, soll der Spielbetrieb unter freiem Himmel wieder aufgenommen werden.

Prinz Heinrich, der in Rheinsberg wie Jahre zuvor sein Bruder Friedrich einem Musenhof vorstand, gab weit ab von den Residenzstädten Berlin und Potsdam, zwischen einsamen Wäldern und Seen, den schönen Künsten einen neuen Glanz. Das Theaterspiel gehörte einfach dazu, innen und außen. Und so ließ Prinz Heinrich ein Schlosstheater bauen und in den weitläufigen Parkanlagen entstand ein Heckentheater. Seit Anfang der 1990er Jahre ist es vor allem während des Festivals Kammeroper Schloss Rheinsberg ein beliebter Aufführungsort von Opern.

Auch Friedrich in Potsdam wollte in Sachen Heckentheater seinem Bruder keineswegs nachstehen. Denn trotz seiner anstrengenden Regierungsaufgaben wurde er nicht müde, sich weiterhin mit dem Theater und mit der Musik zu beschäftigen. Naturbühnen waren an europäischen Höfen gerade „in“. So gab es beispielsweise in Versailles das Theaterboskett „Salle du Bal“, Heckentheater in Herrenhausen bei Hannover oder im Mirabellgarten in Salzburg. Als der König nach dem Siebenjährigen Krieg von 1763 bis 1769 das Neue Palais erbaute, wurden die ihm umgebenden Gartenpartien neu gestaltet. Auch ein Heckentheater entstand für die Lustbarkeiten des Monarchen und seiner Gäste. Der Hofgärtner Heinrich Christian Eckstein wurde für die Gestaltung beauftragt. Man kann es als ein symmetrisches Pendant zum südlichen Gartensalon mit den eisernen Laubengängen und der Rosenbepflanzung ansehen. Er wird heutzutage hin und wieder als Theaterbühne benutzt. In den vergangenen Tagen waren hier die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit der Oper „Calandro“ von Giovanni Alberto Ristori zugange. Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, berichtet auf PNN-Nachfrage, dass noch heute Gehölze aus der Entstehungszeit des Theaters zu finden sind. „Zeitgenössische Beschreibungen und Vergleiche mit historischen Plänen geben Hinweise auf ehemalige Strukturen. In Abstimmung mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie wurden diese durch geophysikalische Untersuchungen der Universität Potsdam ebenso bestätigt wie durch archäologische Grabungen.“ Interessante Fundstücke habe man dabei gefunden, so der Gartendirektor. Beispielsweise Glasscherben mit einem Siegel der Glashütte Annenwalde, die 1754 gegründet wurde und viel für den preußischen Hof produzierte. „Lassen die Scherben von Weinflaschen darauf schließen, dass hier außer ,Musik, Lust- und Trauerspiele‘ auch ,Maskeraden und Schmausereien‘ gegeben wurden?“

Damit die grüne Bühnenkulisse sich angemessen für das nächste Jahr entwickeln kann, sind gegenwärtig alle Vorbereitungen im Gange, um alte Heckenpflanzen-Sorten anzupflanzen. „Halbbogenförmig wird der Zuschauerraum sein, der amphitheatralisch ansteigend bis zu 210 Gästen Platz bietet“, so Michal Rohde.

In Potsdam wird nach einem langen „Dornröschenschlaf“ das Heckentheater wieder erweckt. Aber gut ein Jahr muss man noch warten, ehe die Musen ihn mit einem Kuss auffordern, künstlerisches Leben einziehen zu lassen.

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