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Heavy Metal in Potsdam: Feiernd in den Untergang

„What’s Your Metal?“ am Samstag im Lindenpark.

Es wird wieder laut und hart am Wochenende in Potsdam: Zum dritten Mal findet am kommenden Samstag die Ausgabe der Heavy-Metal-Reihe „What’s Your Metal?“ im Babelsberger Lindenpark statt. Nachdem in der letzten Veranstaltung Anfang Februar der Fokus etwas mehr auf modernere Spielarten wie Metalcore und Melodic Metal lagen, geht es dieses mal ganz zurück in den Keller: Der Samstag wird wohl ziemlich dunkel werden.

Dafür will zum Beispiel die Potsdamer Band Sturmtief sorgen: Das Trio nimmt die Geschwindigkeit einfach raus. Death-Doom wird da gespielt, eine konzeptionelle Bedrohlichkeit, die in bewusst langsamen Gitarrenriffs schaurige Atmosphäre erzeugt. Heute noch als Götter des Doom-Metal werden übrigens die legendären Black Sabbath gehandelt, die Erfinder des Unheilvollen als musikalische Lesart. Seit den 70er-Jahren hat dieses zelebrierte Unheil allerdings reichlich Rost angesetzt. Und so klingt mittlerweile auch Sturmtief: noch tiefer, noch brachialer, die Stimme noch ätzender. Und noch dazu mit deutschen Texten: Die behandeln – wie soll es anders sein – die menschlichen Abgründe.

Ultraschwer und brutal

Für wen die Potsdamer Metalszene kein absolutes Neuland ist, der hat Betalmand natürlich schon auf einem ihrer Konzerte gesehen. Erstaunlich allemal, wie sehr sich die Death-Metal-Kapelle während der letzten Zeit entwickelt hat: Der Sound ultraschwer und brutal, oft nah dran an Vorbildern wie Amon Amarth oder Bolt Thrower – und niemals die Ideale verratend. Wer sich bei Betalmand experimentellen, auf Moderne getrimmten Metal erhofft, sollte zu Hause bleiben. Hier wird die alte Schule gefahren. Und das ist gut so: Im Dezember gab es endlich das erste Album „Wüstenplanet“, dessen Record Release im Archiv gefeiert wurde.

Noch härter zur Sache geht es bei Alibi for a Murder: Die Band aus dem westfälischen Warendorf spielt seit über zehn Jahren den Death Metal der härteren Gangart – inklusive blutigem Splatter-Artwork. Das mag sich das Quartett von den älteren Kollegen Cannibal Corpse abgeschaut haben, eine gewisse Zeitlosigkeit kann man dem Genre aber sowieso attestieren. Die Gitarren tief gestimmt, das Schlagzeug in der Geschwindigkeit einer Nähmaschine und der „Gesang“ in unmenschlicher Tiefe: Dem eingefleischten Death-Fan sollte hier das Herz aufgehen. Auf jeden Fall hat man mit Alibi for a Murder Musiker an Bord, die jenseits von Freizeit-Metalbands stehen.

Dagegen dürfte die letzte Band fast wie eine Beruhigungspille wirken, auch wenn sie nicht weniger Energie transportiert. Beatray aus dem anhaltinischen Diesdorf frönen dem klassischen Thrash Metal: aus den guten Zeiten, als Metallica noch als Helden der Bay Area und nicht als popmusikalische Entschuldigung für Metal galten. Und wer auf Thrash abfährt, weiß genau, das so etwas am besten live funktioniert. Das gilt auch für Beatray. Also: Haare auf, Kopf runter, Headbanging. Der Abend wird sicher lang. 

„What’s Your Metal #3“ am Samstag, 7. April, ab 20 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76. Eintritt: 6 bis 8 Euro

Oliver Dietrich

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